„bauhaus imaginista“ in New Delhi
Alles zugleich bedarf der gründlichen Bildung
Auf dem Symposium „Moving Away – Bauhaus-Pädagogik“ in New Delhi stand die Bauhaus-Pädagogik und deren Verbindung zu anderen bedeutenden Bildungskonzepten des 20. Jahrhunderts im Zentrum der Diskussion. Unter Einbeziehung lokaler Forschung befassten sich Expertinnen und Experten mit der Kunst-, Gestaltungs- und Architekturlehre auf dem indischen Subkontinent.
Die erste Bauhaus-Ausstellung fand nicht in Deutschland, sondern 1922 in Kalkutta, Indien, statt. Im gleichen Jahr wurden Werke von Bauhaus-Meistern wie Paul Klee und Johannes Itten neben Künstlern der bengalischen Schule gezeigt. Darunter Nandalal Bose und Gaganendranath Tagore, die damals eine indische Moderne entwickelten, die sich sowohl vom gegenständlichen Kunstschaffen als auch von westlichen Kolonialmodellen abgrenzte. Einige der bengalischen Künstler schlossen sich der experimentellen Schule von Rabindranath Tagore in Shantiniketan an, die 1919 im selben Jahr wie das Bauhaus gegründet wurde.
Das Thema Bauhaus-Pädagogik lockt ein interessiertes Publikum zum Symposium in New Delhi
| Foto: Tribhuwan Sharma
Die Pädagogik im Zentrum der Bauhaus-Forschung
Anfang Dezember fand im Rahmen des Großprojekts „bauhaus imaginista“ ein Symposium in New Delhi statt, das die Beziehungen zwischen der Bauhaus-Pädagogik und anderen Bildungskonzepten auf dem indischen Subkontinent untersuchte. „Wie gelingt uns ein transnationaler Blick auf Bauhaus und sein Vermächtnis?“ Mit dieser Frage eröffnete Grant Watson, Kurator von „bauhaus imaginista“, seine Rede auf dem Symposium „Moving Away: Bauhaus-Pädagogik“. An dem Symposium nahmen internationale Kunsthistoriker, Designerinnen, Künstler und Pädagoginnen teil, die über das Verhältnis von Bauhaus zur südasiatischen Bildung, zu Architektur und Design diskutierten. Die Kunsthistorikerin Kathleen James Chakraborty vertrat die Ansicht, dass sich der künftige Diskurs in der Bauhaus-Forschung vor allem der Pädagogik widmen werde – die Art und Weise, wie Pädagogen ihre Ideen an nachfolgende Generationen von Studierenden weitergegeben haben.Austausch zwischen den Teilnehmenden auf dem Symposium „Moving Away – Bauhaus-Pädagogik“ | Foto: Tribhuwan Sharma
Entgegen westlicher Kolonialmodelle
Im Mittelpunkt des Symposiums standen drei Schulen des indischen Subkontinents, die Verbindungen zum Bauhaus aufzeigten: Kala Bhavan Skantiniketan, eine Schule, die 1919 - wie das Bauhaus - vom bengalischen Dichter und Pädagogen Rabindranath Tagore gegründet wurde; die Maharaja Sayajirao University in Baroda (MSU) und das National Institute of Design (NDI) in Ahmedabad. Anshuman Dasgupta, Forscher und Professor aus Skantiniketan, beschäftigt sich mit der Geschichte des intellektuellen, politischen und künstlerischen Austauschs in Kala Bhavan Skantiniketan. Dasgupta zitierte hierzu aus einem Brief von Tagore an William Rothenstein – ein britischer Künstler und Kunstadministrator, der einige Zeit in Indien verbrachte – in dem er seine Idee der Kala Bhavan Schule erläutert: „I made use of a western word, university … but I shall not allow its idea to be pinned to word like a dead butterfly in a foreign museum.“ Die indische Kunsthistorikerin Geeta Kapur, eine Koryphäe auf ihrem Gebiet, ergänzte dies mit einer Arbeit des indischen Künstlers Kalpathi Ganpathi Subramanyan. Indem sie aus der Korrespondenz zwischen Tagore und Mahatma Gandhi vorlas, stellte Kapur das Ringen der beiden Gelehrten um eine autonome, intellektuelle indische Kunstgeschichte losgelöst von westlich geprägten, kolonialen Modellen dar.Expertinnen und Experten nehmen verschiedene Bildungsinstitutionen und deren Konzepte unter die Lupe | Foto: Tribhuwan Sharma