Johannes Ebert im Interview
Stärkung zivilgesellschaft­licher Akteure bedeutet gesellschaftliche Teilhabe

„Deutschland ist ein Land, das auf den internationalen Austausch angewiesen ist.“ Als „lebendiges“ Netzwerk ermöglicht das Goethe-Institut, aktuelle Themen sichtbar werden zu lassen und den Diskurs in Deutschland um neue Impulse und internationale Perspektiven zu bereichern. Generalsekretär Johannes Ebert erklärt im Interview, welche Schwerpunkte in der internationalen Kultur- und Spracharbeit des Goethe-Instituts eine besondere Rolle für 2019 spielen.

Zivilgesellschaften stärken

Einen zentralen Schwerpunkt in der internationalen Kulturarbeit  des Goethe-Instituts im In- und Ausland stellt die Stärkung zivilgesellschaftlicher Akteure und Strukturen dar. Johannes Ebert betont: „Die Zusammenarbeit des Goethe-Instituts mit Akteuren der Zivilgesellschaft, insbesondere im Bereich Bildung und Kultur, ist für uns sehr wichtig. Denn durch diese Akteure entsteht gesellschaftliche Beteiligung – eine Bürgergesellschaft, die auf unterschiedlichen Säulen ruht. Darum engagieren wir uns sehr stark für eine Zusammenarbeit mit Zivilgesellschaften sowohl in Deutschland als auch im Ausland.“  

Kreativwirtschaft

Eine wichtige Rolle in der Arbeit des Goethe-Instituts wird in den kommenden Jahren auch die Förderung der Kreativwirtschaft spielen. Zu diesem neuen Arbeitsfeld erklärte Johannes Ebert: „Kreativwirtschaft fördert den Zugang zu Kultur und die kulturelle Teilhabe. Sie ist deshalb auch ein wichtiges Arbeitsfeld der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Mit unseren Programmen wollen wir vor allem innovative Produktionsstrukturen stärken, die es jungen Unternehmerinnen und Unternehmern aus Bereichen wie Musik, Design oder Gaming ermöglichen, nachhaltig zu arbeiten und ihre Projektideen in ihrem Land so zu realisieren, dass sie wettbewerbsfähig sind. Es geht darum, junge Kreative zu fördern, sie weiterzubilden und international zu vernetzen.“ 

Fachkräfte für Deutschland begeistern und fit machen

Am 19. Dezember werden mit der Verabschiedung des neuen Einwanderungsgesetzes die Weichen für die Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften gestellt. Johannes Ebert erklärte: „Ob Ingenieur, Ärztin oder Altenpfleger – wer in Deutschland arbeitet, braucht entsprechende Sprachkenntnisse. Deutsch ist der Schlüssel zur Teilhabe, auch wenn es um beruflichen Erfolg geht. Als größter Mittler der deutschen Sprache im Ausland sehen wir gerade bei der sprachlichen wie auch interkulturellen Qualifizierung der Fachkräfte besonderen Handlungsbedarf.“ An vielen Orten übersteigt die Nachfrage nach Deutschunterricht für Fachkräfte das Angebot. „Das Nadelöhr ist der Mangel an Lehrerinnen und Lehrern der deutschen Sprache. Daher“, so Ebert weiter, „möchten wir 2019 als Erstes durch ein innovatives Anwerbe- und Fortbildungsprogramm weltweit neue Lehrkräfte rekrutieren und für das Deutschlehren qualifizieren.“

Die Route wird neu berechnet

Um Diskurse und künstlerische Programme, die das Goethe-Institut mit seinen Partnern im Ausland entwickelt, verstärkt in Debatten in Deutschland einzubringen, finden 2019 diverse Großveranstaltungen in Berlin und Weimar statt. Im März wird das Projekt „Freiraum“ zum Zustand der Freiheit in Europa im Zentrum für Kunst und Urbanistik in Berlin präsentiert. Zudem wird im März bis Juni im Haus der Kulturen der Welt die Ausstellungs- und Forschungsreihe „bauhaus imaginista“ zusammengeführt. Darüber hinaus kündigt Johannes Ebert das Kultursymposium Weimar an, das unter dem Motto „Die Route wird neu berechnet“ im Juni 2019 stattfinden wird. „Wir freuen uns sehr, dass wir zum zweiten Mal dieses globale Debattenforum veranstalten können. Im Zentrum des Symposiums steht die Frage, wie Orientierung in einer Welt gelingen kann, in der die technischen Möglichkeiten und gesellschaftlichen Handlungsspielräume so groß sind wie selten zuvor.“