Prinz Claus Fonds
Nachhaltigkeit kulturell gedacht

Risse erscheinen als Spuren von Dürre in Al-Buhaira. Detail aus „Wir, die lebenden Toten, 2018“
Risse erscheinen als Spuren von Dürre in Al-Buhaira. Detail aus „Wir, die lebenden Toten, 2018“ | Foto: Ahmed Gaber

Das Goethe-Institut und der niederländische Prince Claus Fonds haben gemeinsam einen Call lanciert mit dem Ziel, kulturelle und künstlerische Antworten auf die komplexen Veränderungen der Umwelt zu geben.

Die Zahl der Anträge gibt den Ton an:  Künstlerinnen und Künstler sind um die Umwelt besorgt und wollen dazu beitragen, Lösungen zu finden. Unsere Umwelt unterliegt schnellen und dramatischen Veränderungen. Unsere Wälder und Wildtiere verschwinden, unsere Luft und unsere Meere sind zunehmend verschmutzt. Der Meeresspiegel steigt und es kommt immer häufiger zu extremen Wetterphänomenen. Das Goethe-Institut und der niederländische Prince Claus Fonds haben gemeinsam einen Call lanciert mit dem Ziel, Projekte zu unterstützen, die kulturelle und künstlerische Antworten auf die komplexen Veränderungen der Umwelt geben.  

Ein klares Zeichen

350 Anträge sind aus Afrika, Lateinamerika, Asien, der Karibik und Osteuropa eingegangen. Eine solche Resonanz wird sowohl vom Prince Claus Fonds als auch vom Goethe-Institut als klares Zeichen dafür gesehen, welche Bedeutung Künstlerinnen und Kulturschaffende diesen Herausforderungen beimessen und welchen Einfluss Kultur auf die Bewältigung von Umweltfragen haben kann. Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, betont: „Der Prince Claus Fonds ist eine wichtige kulturelle Institution. In vielen Ländern vertritt das Goethe-Institut die gleichen Ziele und unterstützt ähnliche Projekte. Es war daher an der Zeit, dass unsere beiden Institutionen auf breiterer Ebene eng zusammenarbeiten, um internationale Projekte im Bereich des kulturellen Engagements für Ökologie zu unterstützen. Denn die ökologische Zukunft des Planeten ist eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit. Das Goethe-Institut und seine weltweiten Partner blicken zurück auf eine lange Geschichte  von künstlerischen Projekten, die sich mit Kultur und Umwelt auseinandersetzen - und dies wird definitiv eines unserer Schwerpunktthemen der kommenden Jahre sein. Die Anzahl und Qualität der Vorschläge zeugt davon, dass es sich bei der Kooperation mit dem Prince Claus Fonds um einen großen Erfolg der europäischen und internationalen Zusammenarbeit handelt.“

Nachhaltigkeit neu denken

Von den 350 Bewerbungen aus Afrika, Lateinamerika, Asien, der Karibik und Osteuropa wurden 15 Projekte von einer aus beiden Institutionen bestehenden Auswahlkommission ausgewählt. Der Ausschuss konzentrierte sich auf Initiativen von Künstlerinnen und Kulturschaffenden, die über den Tellerrand hinausschauen, die konventionelle Ansätze für ökologische Nachhaltigkeit neu denken und  die wesentliche Rolle von Kunst und Kultur bei der Mobilisierung von Gemeinschaften zur Förderung des Umweltbewusstseins hervorheben. Die geförderten Initiativen sind lokal gut vernetzt, zeigen nachhaltige Alternativen aus künstlerischer Perspektive auf und unterstützen den weltweiten Austausch von neuen Ideen. Acht der 15 Projekte werden von Frauen geleitet. 

Ein Kind in Bahr Al-Tibn wäscht sich im Abwasser. Detail aus „Wir, die lebenden Toten, 2018“ Ein Kind in Bahr Al-Tibn wäscht sich im Abwasser. Detail aus „Wir, die lebenden Toten, 2018“ | Foto: Ahmed Gaber

„Diese Projekte können einen echten Unterschied ausmachen!"

Zu den Projekten gehören eine Zusammenarbeit zwischen Klangkünstlern, Wissenschaftlerinnen, Aktivisten und der breiten Öffentlichkeit, die die Transformation der Karatschi-Wasserfront durch die Privatisierung öffentlicher Strände und die Erosion ozeanischer und Küstenökologien thematisiert (Karachi Beach Radio von Yaminay Nasir Chaudhri und Julia Tieke) sowie ein audiovisuelles Archiv (Coca Files von 4Direcciones Audio-Visual), das das Wissen über die kulturellen und spirituellen Aspekte der Pflanze sammelt und in die Geschichte der Verwendung von Kokablättern durch die kolumbianischen indigenen Gemeinschaften eintaucht. Kunst und Technologie verbindet KORA-LLYSIS von Gilberto Esparza, indem er kinetische Instrumente entwirft,  die symbiotisch mit dem Riff verbunden sind, um es aufzubauen und zu retten. „Die kreativen Ideen der verschiedenen Kulturschaffenden können Menschen dazu ermutigen, sich im Kampf für Umweltschutz zu engagieren, wie es auf eine andere Art nicht möglich ist. Diese Projekte können einen echten Unterschied ausmachen!“, erklärt Joumana El Zein Khoury, Direktorin des Prince Claus Fonds, über die Auswahl der Projekte.
 
Alle ausgewählten Projekte werden im Laufe des nächsten Jahres umgesetzt:

„From the River” (Cristina Motta, Argentina/Colombia)
„Radio Saracura: New Ecologies” (Augusto Aneas, Brazil)
„Sensitive Territories” (Walmeri Ribero, Brazil)
„Coca Files” (Diana Rico and Richard Decaillet, 4Dirrectiones Audio-Visual, Colombia)
„Yesterday, Today and Tomorrow” (Virginie Dupray, Democratic Republic Congo)
„Secret Sarayaku” (Misha Vallejo, Ecuador)
„Moon Dust” (Mohamed Mahdy, Egypt)
„SHUNYO RAJA – Kings of a Bereft Land” (Arko Datto, India)
„KORA-LLYSIS” (Gilberto Esparza, Mexico)
„Landscape of Care - Cultivating the Ground for a Resilient City” (Salima Naji, Morocco)
„Indigenous Pasts, Sustainable Futures” (Nayan Tara Gurung Kakshapati, Nepal)
„Karachi Beach Radio” (Yaminay Nasir Chaudhri, Pakistan)
„Shipibo: The Art of Peace” (Adrian Ricardo Hartill Montalvo, Peru)
„Sandstorm – And Then There was Dust” (Gülşah Mursaloğlu, Turkey)
„Manual tools for the Citizen Earth Art Book” (Do Tuong Linh, Vietnam)