Zum Tod von Artur Brauner
Gegen das Vergessen
Am 7. Juli 2019 ist der Filmproduzent Artur Brauner im Alter von 100 Jahren in Berlin gestorben. Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts, erinnert an Brauners unermüdliches Engagement: „Es ist sein Verdienst, dass die Auseinandersetzung mit der menschenverachtenden nationalsozialistischen Diktatur zu einem zentralen Anliegen des deutschen Films werden konnte.“
Zum Tod von Artur Brauner würdigt der Präsident des Goethe-Instituts, Klaus-Dieter Lehmann, die besondere Beziehung dieses legendären Filmproduzenten zum Goethe-Institut: „Er war nicht nur eine Produzentenlegende, prägend für das Nachkriegskino, unermüdlich in seiner Schaffenskraft, wirtschaftlich erfolgreich. Es ist sein Verdienst, dass die Auseinandersetzung mit der menschenverachtenden nationalsozialistischen Diktatur zu einem zentralen Anliegen des deutschen Films werden konnte. Die Reihe „Filme gegen das Vergessen“, die wir gemeinsam kuratiert haben, mit Filmen wie „Hitlerjunge Salomon“ oder „Hanussen“, stellte er dem Goethe-Institut weltweit zur Verfügung. In den Gesprächen mit ihm spürte man, dass die filmische Erinnerung an den Holocaust seine eigentliche Lebensaufgabe war. Es ist uns ein Vermächtnis, dieses gemeinsame Anliegen fortzuführen.“
Artur Brauner, von vielen „Atze“ genannt, wurde am 1. August 1918 in Łodź in Polen geboren. Von Jugend auf interessierte sich Artur Brauner für den Film. Im Jahr 1936 reiste er mit jungen Zionist*innen in den Nahen Osten und drehte über diese Reise einen Dokumentarfilm. Der Beginn des Zweiten Weltkriegs und die Verfolgung durch die Nationalsozialist*innen setzten Brauners Filmstudium vorerst ein Ende. Ihm selbst gelang die Flucht in die Sowjetunion, wo er sich versteckte und unerkannt auch die Besatzungszeit durch die deutsche Wehrmacht überlebte. Nach Kriegsende kam Artur Brauner nach Westberlin und erhielt von den alliierten Behörden eine Lizenz als Filmproduzent. Für Filme, die sich mit der NS-Zeit, der Verstrickung vieler Deutscher darin und den Opfern befassten, war aber die Zeit noch nicht reif. Brauner verlegte sich auf Unterhaltungsfilme mit populären Stoffen. Mit der Dürrenmatt-Verfilmung „Es geschah am helllichten Tag“ (1958) mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle gewann er bei Cineast*innen Anerkennung. Ab Mitte der 1960er-Jahre nutzte Brauner die Mittel, die ihm aus den Unterhaltungsfilmen zuflossen, verstärkt um Filme zu produzieren, die sich mit der NS-Zeit und ihren Opfern befassten. „Zeugin aus der Hölle“ (1965), „Die weiße Rose“ (1982) oder „Hitlerjunge Salomon“, der 1990 mit einem Golden Globe ausgezeichnet wurde, thematisieren diese Zeit. 1972 erhielt er den Oscar für den besten fremdsprachigen Film, die Literaturverfilmung „Der Garten der Finzi Contini“.
Seine Filme über den Holocaust hat Artur Brauner dem Goethe-Institut für die Kulturarbeit im Ausland zur Verfügung gestellt. Bis zuletzt blieb er ein Mahner gegen das Vergessen der Opfer der NS-Zeit. Am 7. Juli 2019 ist Arthur Brauner im Alter von 100 Jahren gestorben. Eine ausführliche Würdigung seines Schaffens finden Sie hier.