Der unerwartete Tod des Filmemachers hat bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Goethe-Instituts große Bestürzung ausgelöst. Nicht wenige von ihnen haben bereits eng mit ihm zusammengearbeitet. „Mit Harun Farocki verlieren wir einen der intelligentesten und originellsten deutschen Filmemacher“, so Johannes Ebert, der Generalsekretär des Goethe-Instituts. „Farocki hat dem Dokumentarfilmschaffen weit über Deutschland hinaus immer wieder neue Impulse gegeben.“
„Harun Farocki war ein politischer Mediendenker, der sich filmischer Mittel bediente“, so Andreas Ströhl, Leiter der Kulturabteilung des Goethe-Instituts und langjähriger Chef des Münchner Filmfests. Farocki sei beispielsweise schon als Student wegen politischer Unbotmäßigkeit der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin verwiesen worden, habe aber dennoch seinen Weg konsequent weiterverfolgt. In Filmen wie Etwas wird sichtbar, Schlagworte – Schlagbilder. Ein Gespräch mit Vilém Flusser, Bilder der Welt und Inschrift des Krieges habe er die komplexen Zusammenhänge zwischen Bild, Wort und Technik erkundet.
„Bei allem politischen und medientheoretischen Engagement kamen ihm jedoch nie Humor und Selbstironie abhanden“, erinnert sich Ströhl. Unvergesslich sei etwa, wie Farocki einst am Rande der Duisburger Filmtage, lautstark „Für das Gute, gegen das Böse!“ skandierend, eine Meute bestgelaunter Dokumentarfilmer anführte – auf dem Weg zum Abschlussumtrunk.
Als Mentor und Co-Autor Christian Petzolds erwarb sich Farocki auch große Verdienste um den deutschen Spielfilm. Zunehmend verwischte sein Werk die Grenzen zwischen Film und Installation. Sein letztes großes Projekt Eine Einstellung zur Arbeit war eine Koproduktion von Harun Farocki, Antje Ehmann und dem Goethe-Institut – in 15 Städten auf fünf Kontinenten. „Wir trauern um den großartigen Menschen Harun Farocki“, so Johannes Ebert, „sind aber auch glücklich, dass wir dieses große Projekt mit ihm machen konnten. Wir werden es zu Ende führen, mit den noch ausstehenden Ausstellungen in Essen, Boston und Berlin. Das ist in Farockis Sinn. Wir werden ihn sehr schmerzlich vermissen, bei diesen Präsentationen, aber auch noch lange danach.“