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Netball ist in Berlin angekommen

Netball Berlin Spieler kämpfen um den Ball
© Netball Berlin

Weltweit spielen mehr als 20 Millionen Menschen Netball. Aber fast keiner von ihnen lebt in Deutschland. Es fällt sogar schwer einen Deutschen zu finden, der überhaupt schon mal von diesem klassischen Commonwealth-Spiel gehört hat. Dennoch gibt es in Deutschland und ganz Europa eine Unterwelt von Auswanderer-Teams, und seit letztem Jahr ist jetzt auch Berlin mit dabei.

Von Brianna Summers

Als ich 2006 nach Berlin gezogen bin, habe ich ziemlich naiv online nach lokalen Netballmannschaften gesucht. Natürlich gab es keine. Weitere Suchanfragen im folgenden Jahrzehnt erwiesen sich ebenfalls als erfolglos. Aber dieses Jahr bin ich dann zufällig endlich auf etwas sehr Unwahrscheinliches gestoßen, als ich nach Fitnessoptionen suchte, bei denen es nicht nur um Laufbänder oder um eine Explosion von Chartmusik ging: Berlins erstes Netballteam.

In Australien habe ich von meinem 9. bis 21. Lebensjahr fast jedes Wochenende Netball gespielt. Dieser allgegenwärtige Mannschaftssport wurde zu einer Routine in meinem Leben, genauso wie zum Beispiel zur Schule zu gehen oder mir die Zähne zu putzen. Netball hat nicht wirklich meine Identität geschmiedet und ich habe mich auch nie als besonders sportlich empfunden. Alber als ich dann 14 Jahre später im Prenzlauer Berg auf den Platz trat stellte ich überrascht fest, dass mein Körper für das Spiel immer noch fest verdrahtet war.

Das Logo von Netball Berlin
Berlins erstes Netball-Team wurde 2018 gegründet | © Netball Berlin

LAUFEN, SPRINGEN, AUSWEICHEN UND SCHREIEN

Endlich wieder mal Netball zu spielen aktivierte sofort das Muskelgedächtnis von über 600 Spielen an kühlen Samstagmorgen, in einem Vorort von Melbourne. Katapultiert in eine Kampf-oder-Flucht-Reaktion sprintete ich, wich aus, drehte mich auf einem Fuß und hatte fast einen Herzinfarkt. Die Spieler riefen: „Hier, hinter dir, bin da!“ Und „Ja, ja, JA!“, und ich wurde an die Freuden des sozialverträglichen Schreiens erinnert. Als ich diese Nacht im Bett lag vibrierten meine Glieder, als das Adrenalin und das Cortisol langsam mein System verließen. In gewisser physiologischer Hinsicht, hatte ich das Gefühl erfolgreich vor einem Löwenrudel davongelaufen zu sein.

In Wirklichkeit war ich mit einer Herde Auswanderer aus Großbritannien, Australien, Neuseeland und Südafrika gelaufen. Vorreiterin war Raquel Schrouder, die 2018 Netball Berlin gründete und als Managerin, Trainerin und Schiedsrichterin fungierte. Sie bietet wöchentliche Trainingseinheiten für Erwachsene (Frauen und Männer) und Kinder im Alter von 8-13 Jahren im Rahmen des Pfeffersport Clubs durch.

WIE ALLES BEGANN

Nachdem Raquel aus Großbritannien hierhergezogen war, entdeckte sie in Pankow eine Gruppe von Frauen, die sozial Netball spielten. Sie nahm den Ball, rannte mit und gründete mit ihrer Freundin Chanel Knight Netball Berlin. Sie bauten eine Social-Media-Präsenz auf und lockten die Netball-Enthusiasten der Stadt nach und nach aus dem Unterholz. „Nachdem ich nach Deutschland gezogen bin, ist meine Liebe zum Netball definitiv stärker geworden. Es ist so eine Nischensportart hier und es ist so großartig, Leute zum Spielen zu bewegen“, erklärt sie.

Berlin Netball Spieler bei einem Mini-Turnier
Die Netball-Berlin-Crew trat bei einem Miniturnier gegen Mannschaften aus Hamburg, Düsseldorf und Köln an | © Netball Berlin
Raquel organisiert Turniere in Berlin und arbeitet eng mit Netballclubs in Amsterdam, Kopenhagen und anderen europäischen Städten zusammen. Sie arbeitet darauf hin und hofft letztendlich, dass Deutschland in den nächsten 10 Jahren dem Internationalen Netball-Verband beitreten kann. Die Auswanderin genießt es sehr, den Sport einem ganz neuen Publikum vorzustellen, und hat ihre Rolle als so eine Art Kulturbotschafterin angenommen.

Eine mischung aus HANDBALL UND ULTIMATE FRISBEE

Ich bin gespannt, wie die Deutschen auf Netball Berlin reagiert haben. „Wir haben einige Sessions für Leute gehalten, die vorher noch nicht gespielt hatten oder auch wieder mitspielen wollten“, sagt Raquel. „Das hat definitiv ein paar deutsche Spieler angezogen, aber es ist wirklich schwierig um sie zu werben. Sie kennen zwar die Regeln nicht, freuen sich aber sehr darüber“. „Und wie erklärst du einem Deutschen was Netball ist?“ „Ich sage oft, es ist wie Handball und Ultimate Frisbee. Ich habe schon meine kleine Rede vorbereitet, von daher habe ich kein Problem, wenn mich die Leute fragen.“

Netballs Versuch, Europa zu erobern, geht diesen Monat mit einem Freundschaftsturnier in Amsterdam weiter. 18 Teams aus den Niederlanden, Deutschland, Frankreich, Schweden und der Schweiz werden gegeneinander antreten, bevor sie für einige wohlverdiente Drankjes dann in die Kneipe gehen. Netball Berlin hat auch eine Mannschaft am Start und natürlich ist Raquel begeistert.

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