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Unheimlich Schön: Berlin in 35mm

Berlin ist Kunst.
Berlin ist Kunst. | © Isabelle Beyer

So sehr Berlin für seine zahlreichen immateriellen Qualitäten gepriesen wird, so sehr leidet es hinsichtlich seines visuellen Charakters doch oft unter einem schlechten Ruf. Und auf den ersten touristischen Blick ist dieser vielleicht auch nicht ganz unbegründet. In Ermangelung des majestätischen Prunks von Städten wie Paris oder Rom oder des atemberaubenden Anblicks der meisten modernen Metropolen und ihrer Wolkenkratzer wird Deutschlands Hauptstadt oft vorschnell als eintönige, flache und unübersichtliche Betonwüste abgeschrieben – ein krudes architektonisches Sammelsurium, das von seiner düsteren Geschichte schwer gezeichnet und völlig unreglementiert der Asche entstiegen ist.
 

Funkhaus Berlin.
Funkhaus Berlin. | © Isabelle Beyer
Dabei ist es gerade die bunt zusammengewürfelte Natur der Berliner Stadtlandschaft, die sie zu etwas so Besonderem macht. Und wer sich die Zeit nimmt, sie zu entdecken, lernt zu würdigen und sogar zu schätzen, wie unheimlich schön sie im wahrsten Sinne des Wortes ist. Sie mag hier und da an David Lynch erinnern, stellenweise desolat wirken und insgesamt vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig sein. Nichtsdestotrotz hat die architektonische Verschmelzung stilistisch grundverschiedener Nachkriegszeiten, ausgebreitet vor der düsteren Kulisse imposanter Gebäude aus der Sowjet-Ära, etwas seltsam Faszinierendes.
 
  • Adlershof bei Dämmerung. © Isabelle Beyer

    Adlershof bei Dämmerung.

  • Botanischer Garten. © Isabelle Beyer

    Botanischer Garten.

  • Lustgarten. © Isabelle Beyer

    Lustgarten.

  • Naturkunde Museum. © Isabelle Beyer

    Naturkunde Museum.

  • Winterfreude am Teufelsberg. © Isabelle Beyer

    Winterfreude am Teufelsberg.

Man füge eine großzügige Handvoll hypermodernen Stadtdesigns mit jeder Menge wunderbar asketischem Beton und glänzendem Glas und Metall hinzu, dazu den prunkvollen Charme der noch vorhandenen historischen Wahrzeichen der Stadt, ein Umland mit einer Reihe malerischer Seen und stimmungsvoller Wälder in fast jeder Richtung sowie eine markante Sammlung filmreifer Kriegsbunker und Spionagetürme in der ganzen Stadt, und fertig ist das wahrhaft beeindruckende Bühnenbild.

Nachtspaziergang am Bundestag.
Nachtspaziergang am Bundestag. | © Isabelle Beyer
Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, wie sich vor einem solchen Hintergrund der raue, grüblerische Sound der Berliner Post-Punk-Ära und ihrer Weiterentwicklungen herausbildete.
 
  • Die gefrorene Spree am Treptower Park. © Isabelle Beyer

    Die gefrorene Spree am Treptower Park.

  • Bundestag. © Isabelle Beyer

    Bundestag.

,Mein‘ Berlin ist eine berauschende, potente Mischung aus all diesen visuellen Elementen – eine unverhoffte Muse der Magie ebenso wie der Schelmerei. Es ist ein Tableau, das vergessene Urtriebe und tief begrabene Emotionen wieder entfacht und einen direkt in die Magengrube trifft. Von Bandproben in den eindrucksvollen Radio-Studios im Funkhaus Berlin, die noch aus DDR-Zeiten stammen, über ziellose Umwegsfahrten mit der S-Bahn, die über spektakulär gefrorene Wasser und düstere Industriegebiete hinwegschwebt, bis hin zu angeheiterten Zusammentreffen in den Sci-Fi-artigen U-Bahnstationen der Sozialbauviertel und Ausflügen zu wunderbar idiosynkratischen Museen – das ist das Berlin, das ich kennen und lieben gelernt habe.
 
  • Futuristisches Urban Design am Internationalen Congress Centrum Berlin. © Isabelle Beyer

    Futuristisches Urban Design am Internationalen Congress Centrum Berlin.

  • Wanderlust im Grunewald. © Isabelle Beyer

    Wanderlust im Grunewald.

Text Luke Troynar; Bilder Isabelle Beyer

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