Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB Göttingen) zählt zu den größten wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland. Mit einem aktuellen Bestand von rund 9,5 Millionen Medieneinheiten ist sie für Studium, Lehre und Forschung von überragender Bedeutung. Ihre Gründung im Jahr 1734 ist aufs engste mit der Geschichte der Universität verbunden und trug wesentlich zur Attraktivität der Universitätsstadt im 18. Jahrhundert bei. Aus dem von Beginn an verfolgten Konzept einer modernen Forschungsbibliothek sind der SUB vielfältige Aufgaben erwachsen. Heute ist sie weltweit anerkanntes Kompetenzzentrum für die Digitale Bibliothek und zugleich führende Einrichtung in der Entwicklung von Forschungsinfrastrukturen sowie Heimat umfangreicher historischer Sammlungsbestände.
© Martin Liebetruth
Das Historische Gebäude mit der Paulinerkirche
Die Paulinerkirche ist Teil des historischen Gebäudes der SUB Göttingen. Die Räumlichkeiten des ehemaligen Göttinger Paulinerklosters bildeten mit der offiziellen Eröffnung der Georgia Augusta im Jahr 1737 den baulichen Grundstock des Universitätsgebäudes.
Nachdem der Grundbestand der Bibliothek von etwa 12.000 auf 150.000 Bände angewachsen war, wurde die als Universitätskirche genutzte Paulinerkirche mit einem Zwischengeschoss versehen und der Bibliothek im Jahr 1812 zur Nutzung übergeben. Vorausgegangen war eine fast 80jährige Phase einer kontinuierlichen, systematischen und nach im 18. Jahrhundert modernsten Erwerbungsprinzipien erfolgten Erweiterung unter den Bibliotheksdirektoren Johann Matthias Gesner (1734 – 1761) und Christian Gottlob Heyne (1763 – 1812), durch die die Göttinger Bibliothek innerhalb weniger Jahrzehnte zur ersten modernen Universalbibliothek von europäischem Rang aufgestiegen war.
Im Zweiten Weltkrieg 1944 stark beschädigt, wurde die Paulinerkirche nach Kriegsende und Jahren des Wiederaufbaus aufgrund der stark zunehmenden Studierendenzahlen zunächst für ungefähr zehn Jahre als Hörsaal genutzt, bevor hier bis 1992 die Bibliothekskataloge untergebracht wurden.
Heute ist das Historische Gebäude neben der 1993 eröffneten Zentralbibliothek am Platz der Göttinger Sieben eines der beiden Hauptgebäude der SUB Göttingen. Zwischen 2000 und 2006 wurde das Gebäude saniert und beherbergt seitdem die Spezialsammlungen der Bibliothek. Auf Grundlage historischer Abbildungen und Beschreibungen konnte der Bibliothekssaal in der Paulinerkirche in seiner historischen Form wiederhergestellt werden. Das ehemalige Kirchengebäude wird heute als musealer Raum für Ausstellungen und zahlreiche Veranstaltungen sowie für die Aufstellung eines kleinen Teils der im Historischen Gebäude verwahrten Bestände genutzt.
Die Sammlungen und der Heyne-Saal
Die Sammlungen der SUB Göttingen reichen von Handschriften über eine bedeutende Wiegendrucksammlung bis hin zu vielen wertvollen und seltenen Drucken aller Wissensgebiete. Handgezeichnete und gedruckte historische Karten gehören ebenso zum Bestand wie wissenschaftliche Nachlässe und Manuskripte bedeutender Gelehrter wie Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799), Carl Friedrich Gauß (1777 – 1855) oder Jacob und Wilhelm Grimm (1785 –1863 bzw. 1786 – 1859). Mit der hier verwahrten Gutenberg-Bibel besitzt die Bibliothek zudem ein von der UNESCO ausgezeichnetes Weltdokumentenerbe.
Ein besonderes Highlight ist das als Heyne-Saal bezeichnete Magazin mit seinem charakteristischen selbsttragenden Regalsystem, in dem bis heute die historische Aufstellung der Literaturbestände gewahrt ist. Der Heyne-Saal kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden.