Wettbewerbe und Ausstellungen: Soll man die beste Arbeit auswählen?

Autopilot © Goethe-Institut / KIDS interactive

Manchmal werden kreative Arbeiten von Schülern (Blindenschrift, Beatboxing, Daumenkino, Graffiti) zum Produkt des durchgeführten Unterrichts. Während des Pilotkurses erzählten die Lehrer/innen, dass sie Ausstellungen organisierten und gemeinsam mit den Schülern die besten Arbeiten auswählten. Und wie zweckmäßig ist es, einen Wettbewerb der Arbeiten zu organisieren?

Der Zweck der kreativen Arbeiten im Unterricht besteht darin, sich mit neuen Techniken vertraut zu machen und zu versuchen, sie in der Praxis anzuwenden. Und das pädagogische Ergebnis sind in diesem Fall die von den Schülern erworbenen Fähigkeiten. Die gemachte Arbeit ist ein Beweis für den Erfolg des Kindes in diesem Unterricht. Da alle Kinder unterschiedlich sind, sind natürlich auch die Arbeiten unterschiedlich. Aber wie kann man sie auf der Grundlage von „besser/ schlechter“ vergleichen, wenn das Ziel nicht darin bestand, bereits gefeilte Fähigkeiten zu demonstrieren, sondern zu versuchen, neues Wissen zum ersten Mal anzuwenden?

Das Kind freut sich: „Wow! Ich hab's geschafft“, und plötzlich sagt man ihm, dass er es nicht besser gemacht hat, als alle anderen. Und ob es überhaupt am besten nötig ist? Vielleicht ist es besser, eine Ausstellung zu machen und sich gemeinsam zu freuen, ohne die Arbeit zu bewerten: „Wir haben das früher noch nie gemacht. Wir haben es heute versucht, und wir haben es geschafft!“

Was sind die Vorteile von Wettbewerben?
- Sie motivieren diejenigen, die gewinnen (das ist eine Minderheit).
- Sie stimulieren diejenigen, die hoch entwickelten Ehrgeiz haben.

Was sind die Nachteile von Wettbewerben?
- Der Wert von neuer Erfahrungsauswertung selbst geht verloren. Bei Erfolg geht es nicht darum, ein Produkt herzustellen, sondern einen Wettbewerb zu gewinnen.
- Die Freude an der Kreativität geht verloren, verdrängt durch die Bitterkeit des Verlierens.
- Sie demotivieren diejenigen, die verlieren (das ist eine Mehrheit).
- Sie basieren auf dem Vergleich von Schülern miteinander, was inakzeptabel ist.

Wenn die Schüler/innen den Wettbewerb selbst organisieren wollen, müssen die folgenden Regeln beachtet werden:
1. Die Teilnahme am Wettbewerb sollte ausschließlich freiwillig sein. Zuerst entscheiden die Schüler/innen, ob sie ihre Arbeit bei einem Wettbewerb vorlegen wollen.
2. Die Bewertung sollte nicht gefühlsmäßig („gefallen/nicht gefallen“) erfolgen, sondern nach klaren Kriterien, die mit den Schülern entwickelt wurden, bevor sie mit ihrer kreativen Arbeit begannen.

Natürlich möchte jeder, dass der Wert seiner Arbeit ermessen wird, aber immer positiv. Niemand nimmt an Wettbewerben oder Wettkämpfen teil, um zu verlieren. Deswegen kann der Lehrer den Kindern in der Ausstellung jede Arbeit anbieten, die in einer bestimmten Kategorie den Titel „Die beste ...“ erhält. Das würde den Schülern helfen, ein sehr wichtiges persönliches Ergebnis zu erzielen: den Wunsch, in erster Linie die Stärken der Menschen um sie herum zu sehen. „Es ist viel leichter geistreich zu tadeln, als zu loben“ (Wilhelm Raabe).*

Und der Wunsch, in jeder Situation um jeden Preis der Beste zu sein, ist keine Qualität, die bei den Lernenden gefördert werden sollte.

* „Es ist viel leichter geistreich zu tadeln, als zu loben“ (Wilhelm Raabe (1831-1910), deutscherer Schriftsteller).

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