Residenz VILA SUL

Brasilien/Deutschland

Ellen wuchs in den Ghettos von Sao Paulo auf und erlebte aus erster Hand die Kraft der Gemeinschaftsarbeit. Sie wurde in eine Arbeiterfamilie hineingeboren und interessierte sich schon früh für die Natur. Sie war die erste in ihrer Familie, die einen Hochschulabschluss erwarb, und zwar einen Master in Naturwissenschaften an einer Universität in Deutschland.

In ihrer Forschung befasst sie sich mit dem Einsatz von Technologien zur Erfassung und Analyse von Umweltdaten mit Hilfe von Computer Vision.

Das Problem der Nachhaltigkeit und der Armut in einer Welt voller Ressourcen ist in Brasilien stark zu beobachten. Diese Ungleichheiten werfen die Frage nach der Erfordernis von Umweltgerechtigkeit auf. Dieses Thema sollte nicht unbemerkt bleiben, es sollte im Mittelpunkt unserer Diskurse stehen, die auf der Frage basieren: Wie können wir einen nachhaltigen Planeten für die heutigen und künftigen Generationen schaffen?

Ellen Gomes’ Meinung nach sollte sich die moderne Wissenschaft darauf konzentrieren, einen Rahmen zu schaffen, der auf der Gleichberechtigung zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und Wissenschaftler*innen basiert, die bereit sind, auf eine gemeinsame Basis hinzuarbeiten.

„Für mich ist es wichtig, mich sozial für eine funktionierende Demokratie und Umwelt zu engagieren und meine wissenschaftliche Forschung nicht nur losgelöst von der Welt und ihren Problemen zu betreiben. Ich halte die Vernetzung von gemeinnützigen Vereinen, Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen, Künstler*innen, Pädagog*innen, Intellektuellen, Journalist*innen, Meinungsmacher*innen und normalen Bürgern für unerlässlich, um die Gesellschaft zu gestalten, zu erschüttern und grundlegend zu verändern.

Die Gelegenheit, eine Residenz in Salvador zu absolvieren, ist einzigartig. Die Stadt hat so viel zu bieten, die Baianos sind Teil des Zentrums der brasilianischen und afrikanischen Kultur in Lateinamerika, und das Verständnis des Schwarzen Bewusstseins kann sich in Zukunft auf das Umwelt- und indigene Bewusstsein ausweiten.
Als Umweltforscherin sehe ich diese einmalige Gelegenheit als Inspiration für wissenschaftliche Fragen der Umweltgerechtigkeit, die die Kulturen der Vergangenheit und der Gegenwart miteinander verbinden und unendliche Möglichkeiten für die Zukunft bieten.“

Deutschland/Brasilien

FRANCISCO KLINGER CARVALHO wurde 1966 in Óbidos (Brasilien) geboren. Lebt und arbeitet in Mannheim, Deutschland. 1993 - 1997 Kunststudium an der Bundesuniversität des Bundeslandes Pará, Brasilien. 1997 - 1999 Stipendium des DAAD für die Kunstakademie in Düsseldorf, bei Prof. Tony Cragg. 2009 – 2011 Gastprofessur an der Universidad Nacional da Colombia, Kolumbien. Seit 2018 Dozent an der Kunstakademie Mannheim, Deutschland.

Über 500 Ausstellungen im in- und Ausland darunter: 2024 PARTI-cipation X, Lissabon, Portugal; 2023 Am Limit, Galerie Gong, Ostrava, Tschechische Republik; 2022 AMAZONIA – Symphonie einer Erinnerung, KunstKulturKirche, Frankfurt, Deutschland; 2020 Nie rzuca się kamieniami, mieszkając w szklanym domu, Centrum Rzeźby Polskiej w Orońsku, Polen; 2020 Na hrane, Kunsthalle Bratislava, Slowakei; 2019 VAIVEM, Centro Cultural Banco do Brasil, Rio de Janeiro, Brasilien; 2011 “Tensão/ Formas Navegatórias/ Expedición”, Museo de Arte Moderno de Bogota, Kolumbien; 2006 “Tandem”, Kunstmuseum Mülheim, Deutschland; 2003 Señales Limítrofes, ARCIS, Santiago, Chile; 1999 „Weltsichten“, IFA Galerie, Stuttgart, Deutschland; 1993 “Klima Global”, Staatliche Kunsthalle, Berlin, Deutschland.

"Oratorium Para Uma Árvore Morta" (Oratorium für einen toten Baum), ein Projekt, das für die Vila Sul-Residenz/ Goethe - Institut Salvador-Bahia, vorgeschlagen wurde, und in einer Institution in Salvador präsentiert werden soll, ist eine kulturelle Performance, die ich 2015 begonnen habe. Sie ist als Manifest gegen die wachsende Zahl von Todesfällen aufgrund von Landkonflikten gedacht, denen Umweltschützer*innen, indigene Völker und Bauern zum Opfer gefallen sind; Männer und Frauen, die sich wehren, indem sie für den Besitz von unproduktivem oder ungenutztem Land und für die Erhaltung der Wälder kämpfen, sowie gegen das Abholzen jahrhundertealter Bäume, von denen einige vom Aussterben bedroht sind. Die in dieser Aufführung gesungenen Lieder sind Loblieder für die Seelen, die normalerweise am Karfreitag, einem Ritual der katholischen Kirche, aufgeführt werden. In der ersten Version, die 2015 im staatlichen Museum von Pará aufgeführt wurde, war die Darstellerin meine Mutter, die zwei Jahre später starb. Sie war eine Schwarze Frau, die sehr gläubig und mit der katholischen Liturgie vertraut war, und ihre imposante Gestalt trug wesentlich dazu bei, die rituelle Dichte der Totenklage zu verstärken. Der Bezug zu den Trauernden ermöglicht eine kulturelle Vielfalt, die es noch besser zu erforschen gilt, weshalb der Zyklus dieses Werks/Projekts noch nicht abgeschlossen ist. Es muss zu einem breit angelegten Aufruf zur Totenklage aus der Perspektive verschiedener Gruppen erweitert werden, die die soziale Komplexität Brasiliens ausmachen, wie etwa die Carpideiras von Correntina, Bahia. Es basiert auch auf Samuel Becketts Theaterstück „The Square“. Bei diesem Ansatz könnten Schauspieler*innen, Performer*innen oder andere Personen Empfehlungsgesänge singen, aber die Gesänge würden abwechselnd gesungen werden. Es wäre eine Gelegenheit, die bahianische Gemeinschaft einzubeziehen und die verschiedenen Totenlieder innerhalb der afro-brasilianischen und indigenen Traditionen zu erforschen.

Niederlanden/Kolumbien

Roberto Uribe schloss sein Architekturstudium an der Universidad de los Andes in Bogotá ab und absolvierte einen Master of Fine Arts an der Kunsthochschule Weißensee in Berlin. Als unabhängiger Architekt führte er Forschungen über Bogotá und die Sabana durch und war als externer Berater für den ersten Raumordnungsplan (POT) von Bogotá tätig. Als Designer hat er an Privatwohnungen in Amsterdam und Berlin gearbeitet. Sein Master-Abschluss in „Spatial Strategies“ in Berlin markierte den Beginn seiner individuellen Praxis als Künstler. Uribe interessiert sich für die Stadt, die Architektur und den Raum als historische Dokumente und archäologische Stätten. Oft geht er von einem bestimmten Ort aus, um durch die Veränderung bestehender Elemente einen Dialog zwischen Architektur, Politik und Geschichte herzustellen. Manchmal arbeitet Uribe mit städtischen Elementen wie Werbetafeln in ephemeren öffentlichen Installationen, die weniger bekannte Geschichten des gewählten Ortes hinterfragen. Er erhielt ein Forschungsstipendium des Berliner Senats und war Finalist bei mehreren Wettbewerben für Kunst im öffentlichen Raum in Deutschland, darunter die Wettbewerbe des Finanzministeriums und des „Dekolonialen Denkmals“ in Berlin sowie der EU-Wettbewerb Beyond Memorialisation. Darüber hinaus ist er Mitbegründer und Mitglied der Nichtregierungsorganisation CC_Berlin, die mit Gemeinden zusammenarbeitet, um Projekte zur Verbesserung der Lebensbedingungen und zur Verringerung der Gefährdung in ländlichen Gemeinden in Mexiko und Kolumbien zu entwickeln.

Klima-Apartheid
In meiner Arbeit untersuche ich, wie historische Spuren in Materialien, Umgebungen und Landschaften auf vergangene menschliche und nicht-menschliche Präsenzen hinweisen. Mithilfe von Methoden aus der Anthropologie, Ethnografie und Archivforschung untersuche ich, wie diese Spuren unsere Gegenwart prägen. Die Zusammenarbeit mit Experten aus verschiedenen Bereichen bereichert diesen Prozess.

In letzter Zeit habe ich mich auf die Geschichte von Materialien wie Kautschuk konzentriert und dabei auf die Verflechtung von industriellem Wachstum in Europa und brutaler kolonialer Ausbeutung im Kongo und im Amazonasgebiet im späten 19. und frühen 20. Dieser Ansatz legt die kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Verbindungen zwischen Afrika, Amerika und Europa offen und zeigt, wie der Fortschritt des globalen Nordens auf der gewaltsamen Ausbeutung von Ressourcen und Arbeitskräften aus dem globalen Süden beruhte. Anerkennung und Wiedergutmachungsmaßnahmen sind entscheidend für die Auseinandersetzung mit diesem Erbe.

Während meines Aufenthalts in Salvador - Bahia beabsichtige ich, die koloniale Vergangenheit der Stadt zu erforschen, indem ich ihre städtische Struktur, ihre Fassaden und ihre kulturellen Traditionen untersuche und sie mit den marginalisierten Randgebieten kontrastiere. Mein Ziel ist es, Verbindungen zwischen gentrifizierten und ausgegrenzten Zonen aufzudecken und zu verdeutlichen, wie historische Ungleichheiten bis heute fortbestehen.

Der Klimawandel betrifft zwar alle Menschen, doch sind die Auswirkungen auf Schwarze, Braune und marginalisierte Gemeinschaften unverhältnismäßig stark. Ich möchte von der Widerstandsfähigkeit und den Überlebensstrategien dieser Gemeinschaften lernen, die durch historische Traumata wie Sklaverei, Plantagenwirtschaft und Völkermord an den Ureinwohnern entstanden sind. Diese Perspektive erweitert das Verständnis von Umwelt- und sozialer Gerechtigkeit über die menschlichen Erfahrungen hinaus auf alle Lebewesen, die sich diese Gebiete teilen.

Ich schlage die Durchführung von Workshops mit jungen Gemeinschaften und sozialen Gruppen vor, in denen der Austausch durch Tanz, Musik, Poesie und Kochen gefördert wird. Diese Workshops werden in eine Intervention im öffentlichen Raum münden, die die Erzählungen und Widerstandsstrategien der Gemeinschaft widerspiegelt. Während die endgültige Form noch offen ist, wird das Projekt koloniales Erbe in Frage stellen, übersehene Geschichten wiederherstellen und Raum für Leben zurückgewinnen, die durch den Mythos des Fortschritts ausgelöscht wurden.

Kambodscha

Sao Sreymao wurde 1986 im Flüchtlingslager Site 2 an der thailändischen Grenze geboren. Sie machte 2006 ihren Abschluss an der Phare Ponleu Selpak's School of Visual and Applied Arts in der Provinz Battambang. Ihre multidisziplinäre Praxis umfasst Malerei, Fotografie, digitale Zeichnung, Skulptur und Performance. In ihren Werken erforscht sie persönliche Ausdrucksformen und Erinnerungen sowie die sich verändernden physischen und psychologischen Landschaften der städtischen und ländlichen Gemeinschaften Kambodschas. Sie hat auch mit verschiedenen Schriftstellern zusammengearbeitet, um visuelle Geschichten zu erzählen, und eine Reihe von Graphic Novels veröffentlicht. Darüber hinaus wurden Sreymaos Kunstwerke bei Einzel- und Gruppenausstellungen in lokalen und internationalen Galerien sowie auf Kunstfestivals gezeigt.

Stipendiaten des Programms "Rethinking the South - Repensando Sul" von der KfW Stiftung.

Als Künstlerin beschäftige ich mich intensiv mit Themen wie Identität und kultureller Hybridität. Ich freue mich sehr, dass ich zu den Auserwählten gehöre, die an einem Kunstaufenthalt in Vila Sul teilnehmen dürfen.
Meine Praxis, die Malerei, Fotografie, digitale Zeichnung, Skulptur und Performance umfasst, hat ihre Wurzeln im persönlichen Ausdruck und in der Erinnerung sowie in den sich entwickelnden Landschaften der städtischen und ländlichen Gemeinden Kambodschas.
Der Aufenthalt in der Vila Sul Residenz stellt eine entscheidende Gelegenheit für mein Projekt und meine künstlerische Entwicklung dar.
Erstens bietet sie mir ein neues kulturelles Umfeld, in dem ich mich ausprobieren und neue Perspektiven und Inspirationen gewinnen kann. Die Zusammenarbeit mit den lokalen Gemeinschaften und Künstler*innen wird mir unschätzbare Einblicke in ihre Traditionen und künstlerischen Ausdrucksformen geben, die ich in meine Arbeit integrieren möchte. Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit in der Vila Sul sind für mich sehr herausfordernd und interessant: Die Künstler*innen mit unterschiedlichen Hintergründen, der unbekannte Ort. Ich freue mich darauf, meine Praxis durch interkulturellen Austausch und Dialog zu bereichern. Außerdem freue ich mich darauf, die in meinem Projekt „Breath“ begonnene Erkundung fortzusetzen: Eine Videoperformance, die die Verbindung zwischen dem Land des Meersalzes, der Natur und dem Klang erforscht, und wie Entwicklung diese schöne Stadt durchdringt. Bahia ähnelt den Städten entlang der Küste, in denen ich bislang „Breath“ erforscht habe. “Breath“ ist mein erstes Projekt in Zusammenarbeit mit einem professionellen Videofilmer und das eine universelle menschliche Erfahrung verkörpert. Ich möchte diese Arbeit ausweiten, indem ich andere Künstler*innen, die mit ihrer Botschaft übereinstimmen, dazu einlade, an gemeinsamen Live-Performances teilzunehmen, wo auch immer das sein mag. Ich glaube, dass meine Teilnahme in der Vila Sul Residenz durch gemeinsamen Ausdruck und kollektive Kreativität nicht nur zum Erfolg meines aktuellen Projekts beitragen wird, sondern auch zu meinem zukünftigen künstlerischen Wachstum. Es ist eine Gelegenheit, in einer lebendigen und unterstützenden Gemeinschaft zu lernen, zu wachsen und zu schaffen, und ich freue mich sehr auf diese transformative Reise.