"Kinshasa 2050: Les femmes d'abord (Frauen vor)" ist ein Mentoring- und Ausstellungsprojekt von und ausschließlich für Frauen, das Frauen in ihrer künstlerischen Produktion in einem geschützten Raum unterstützt und die künstlerische Produktion von Frauen in Kinshasa sichtbar macht. Es werden insgesamt drei Workshops für Projektentwicklung angeboten. Die Teilnehmerinnen werden anschließend von Mentorinnen betreut. Im September werden die von einer Jury ausgewählten Projekte aus der Bildenden Kunst und angrenzenden Bereichen wie Mode und Design sowie Performance ausgestellt.
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Foto: © Goethe-Institut Kinshasa
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Foto: © Goethe-Institut Kinshasa
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Foto: © Goethe-Institut Kinshasa
Die Kunst- und Kulturszene in der Demokratischen Republik Kongo ist stark von männlichen Akteuren dominiert. Während an der Académie des Beaux-Arts, der einzigen Kunsthochschule des Landes, ein Drittel der Studierenden weiblich sind, zeichnen aktuelle Kunstprojekte ein anderes Bild - es kommen so gut wie gar keine Frauen vor: In der Ausstellung „Young Congo“, die zum Ziel hat, junge Talente des Landes zu zeigen, ist nur eine weibliche kongolesische Künstlerin vertreten, die ihren Lebensmittelpunkt seit vielen Jahren in Europa hat. In der fünften Edition der Biennale von Lubumbashi, der einzigen kongolesischen Kunstausstellung mit internationaler Strahlkraft, präsentiert ebenfalls nur eine weibliche kongolesische Künstlerin eine Arbeit. Und bei der gemeinsam von Institut français und Goethe-Institut 2017 durchgeführten Ausstellung „Kinshasa 2050: Digital City?“ haben sich auf die öffentliche Ausschreibung von insgesamt 52 Kandidaten nur 2 Frauen beworben – und beide waren im Auswahlprozess nicht zu erreichen, weswegen in der Ausstellung am Ende nur männliche Künstler ihre Arbeiten vorstellten.
Was ist auf dem Weg von der Kunstakademie zur selbständigen künstlerischen Tätigkeit passiert? Nach Absolvieren der Kunsthochschule folgt für viele Frauen ein vorgezeichneter Lebensweg: Nach der Heirat ist die künstlerische Arbeit meist passé. Viele Frauen kümmern sich um die Familie und den Haushalt; ihre Partner unterstützen sie meist nicht in ihrer künstlerischen oder anderweitigen Selbstständigkeit – vor allem nicht, wenn diese erfolgreich ist. Die wenigen Frauen mit Familie, die weiterhin ihre Kunst betreiben, müssen dafür einen enormen Kraftakt leisten. Andernfalls bleibt ihnen nur, sich den starken gesellschaftlichen Erwartungen zu entziehen und keine Familie zu gründen – auch dies keine leichte Aufgabe in einer Gesellschaft, die stark auf Familienzusammenhalt beruht.
Wie in vielen Ländern der Welt gibt es auch im Kongo die Situation, dass es Frauen oft leichter fällt, sich vorerst in einem geschützten Raum zu bewegen und Modi des Ausdrucks, des freien Denkens und der freien Rede unter sich auszuprobieren. Eine im Institut français kürzlich von der Fondation Hirondelle organisierte Diskussionsveranstaltung zur Beteiligung von Frauen bei den Wahlen probierte genau das: Zu der Veranstaltung, an der zirka 150 Frauen teilnahmen, waren keine Männer zugelassen. Die Reaktionen waren durchaus positiv. Eine Panel-Teilnehmerin brachte es auf den Punkt: Sie engagiert sich in einer rein weiblich geprägten NGO, die sich für mehr bürgerliche Partizipation im Stadtraum einsetzt. Ihrer Ansicht nach sei die NGO wesentlich effektiver als andere NGOs, da zu der Gewalt von außen nicht auch noch die gegen die Frauen gerichtete Gewalt von innen hinzukommt.
Unser Projekt startet mit der Prämisse, dass eine Welt, in der künstlerischer Ausdruck nicht nur einer bestimmten Gruppe von Menschen vorbehalten ist, gerechter und kreativer ist. Wir wollen einen sicheren Raum für junge Frauen in der Kunst schaffen, in dem sie sich ausdrücken können und in der Entwicklung eigener Arbeiten unterstützt werden. In einem geschützten Rahmen können sie sich über strukturelle Schwierigkeiten, denen sie beim Zugang zum Kunstbereich begegnen, austauschen und Strategien entwickeln, an der Kunstproduktion teilzuhaben.
Eine öffentliche Ausschreibung lädt daher junge Frauen, die in der bildenden Kunst und angrenzenden Feldern (Mode, Design) arbeiten, dazu ein, sich mit Projektideen zu bewerben. In einem Workshop werden die Arbeiten mit weiblichen Workshopleitern besprochen und weiterentwickelt sowie oben beschriebene Problematiken thematisiert und gemeinsam diskutiert. Die Workshopleiterinnen begleiten die Entstehung der Projekte bis zur Präsentation der Ausstellung. Thema der Ausstellung ist das Kinshasa der Zukunft und die Rolle der Frauen in selbiger, daher der Titel: Les femmes d'abord.
In einem begleitenden diskursiven Programm wird die Thematik „Gleichstellung der Geschlechter“ zusammen mit Partnerinstitutionen (Fondation Hirondelle, UN Women) diskursiv beleuchtet. Im Mittelpunkt steht dabei das künstlerische Umfeld.
Zeitplan
- Februar: Beginn Projektausschreibung
- 1. Workshop: 3. bis 6. Februar unter Leitung von Virginie Dupray, Studios Kabako Kisangani
- 2. Workshop: 7. bis 9. März unter Leitung von Bill Kouélany, Ateliers Sahm, Brazzaville
- 3. Workshop: 23. April
- 1. Mai: Einsendeschluss für Projekte
- Mai: Jurysitzung
- Juni-August: Produktion der künstlerischen Arbeiten
- September: öffentliche Ausstellung