Ein Meister der spitzen Feder – Heiko Sakurai

Copyright: Heiko Sakurai
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Der 1971 in Recklinghausen geborene und in Köln lebende Heiko Sakurai gilt als ein Meister der spitzen Feder. Sein Spezialgebiet ist die politische Karikatur, die er für diverse deutsche Tageszeitungen regelmäßig produziert. Als ein „zugespitztes kommentieren“ charakterisiert Sakurai seine tägliche Arbeit.

Ein wichtiger Bestandteil seiner täglichen Arbeit ist das Verfolgen der aktuellen Nachrichtenlage. Schließlich muss er innerhalb weniger Stunden die Themenvorgaben der Redaktionen bedienen können. Hierzu dienlich ist ebenso Sakurais Studium, denn neben Germanistik hat er zudem auch Abschlüsse in Geschichte und Politik. In den Jahren 2006 und 2007 hielt er als Lehrbeauftragter der Universität Münster Vorlesungen zur politischen Karikatur, in denen es auch um die Frage ging: „Was zeichnet eine gute Karikatur aus?“ Für Sakurai muss sie eine Botschaft haben, wenn möglich mit aufklärerischem Inhalt. Sie sollte handwerklich gut gemacht sein und natürlich ist ein Witz oder eine Pointe hilfreich. Der Vorteil der Karikatur ist, dass sie „durch die Zuspitzung und mit Hilfe bildnerischer Mittel eine andere Leserschaft erreichen kann als ein geschriebener Kommentar.“ Dies ist die große Kunst von Sakurai, mit wenigen Strichen, das internationale politische Geschehen humorvoll zu pointieren und zugleich hintergründig zu kommentieren.

Für seine künstlerische Arbeit wurde Sakurai bereits zu Beginn seiner Karriere 1996 mit dem Karikaturisten-Nachwuchs-Preis geehrt. 2007 und 2009 erhielt er den Rückblende Preis, den Deutschen Preis für politische Fotografie und Karikatur. Sakurai ist auch als Illustrator tätig. Er hat für Misereor-Medien Kinderbücher illustriert, das Nibelungenlied gezeichnet sowie das französische Versdrama Cyrano de Bergerac, und er hat für die Kindersendung „Die Sendung mit der Maus“ gearbeitet.

Meister des Polit-Comics

2009 entsteht in Zusammenarbeit mit der Journalistin Miriam Hollstein der Polit-Comic Miss Tschörmänie, in dem das Duo augenzwinkernd und humorvoll überzeichnet die Biografie von Angela Merkel und ihrem Aufstieg zur Bundeskanzlerin erzählt. Es ist der erste biografische Comic über einen deutschen Regierungschef. Die Texterin Hollstein wurde bei einem Frankreichbesuch vor zwei Jahren dazu inspiriert, als ihr ein Comic über den französischen Staatschef Nicolas Sarkozy in die Hände fiel. Mit Miss Tschörmänie gelingt es ihr, hochkomplexe politische Abläufe auf wenige Dialoge oder Sätze zu reduzieren, die von Sakurais Zeichnungen wiederum kongenial ergänzt werden.

„Die Augen sind der Merkel-Kernbereich“

Seit einigen Jahren fertigt Sakurai von Frau Merkel Karikaturen an. Die Frisur während ihrer Zeit als Generalsekretärin bezeichnet der Karikaturist schlichtweg als ein „Desaster“. Im Comic besucht Merkel nach ihrem Wahlsieg einen Berliner Prominenten-Coiffeur und lässt sich widerwillig eine neue Frisur verpassen, die inzwischen zu ihrem Markenzeichen geworden ist. Ein weiteres Markenzeichen sind laut Sakurai ihre Augen. Ihr merkeltypischer „verhangener Blick“ sagt ihm vor allem eines: „Dass wir in ihre Seele nicht gucken können.“ Vielleicht wurde und wird die erste Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland deshalb so oft unterschätzt?

Fast wie im richtigen Leben steht Frau Merkel auf dem Comic-Cover auf dem Siegerpodest und reckt die Hände zum Victory-Zeichen in die Luft, während zu ihren Füßen die politischen Widersacher wie unter anderem Roland Koch, Edmund Stoiber, Gerhard Schröder, Oskar Lafontaine und Wolfgang Schäuble zu ihr widerwillig aufblicken. Miss Tschörmänie ist ein witziger und faktenreicher Comic, der die ungewöhnliche Karriere von Angela Merkel äußerst unterhaltsam nachzeichnet.

Matthias Schneider
ist Kulturwissenschaftler, freischaffender Kultur-Journalist und kuratiert Filmprogramme und Ausstellungen zum Thema Comic.

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Januar 2013

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