Paula Irmschler
Superbusen
Unter dem catchy Slogan C the unseen hat Chemnitz das Rennen um den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025 gemacht. Weniger glamourös kommt die Stadt in Paula Irmschlers (1989) Debütroman Superbusen daher, wo sie in einer Art Hassliebe folgendermaßen beschrieben wird: Vorhaben in Chemnitz waren schließlich so: Es waren Vorhaben.
Von Ditte Hermansen
Wenn Gisela und ihre Freunde nach Dresden fahren, dann zum Demonstrieren - Superbusen ist ein zur Hälfte eingeschlagenes Fenster in die Demokultur in der ostdeutschen AfD-Hochburg Sachsen. Die Icherzählerin berichtet von einer Schulzeit, in der Dresden als das eigentliche Kriegsopfer dargestellt wird, und in der die Nazis den Jahrestag der Bombardierung zum Anlass für einen Trauermarsch zum Gedenken an Deutschlands einstige Größe nehmen. Mit beißendem Sarkasmus und viel Humor vereint der Roman Popkultur und Antifa: Der schönste 13. Februar war der von 2013, als eine Gruppe von Frauen ein paar Wochen zuvor anfing, öffentlich zu fordern, diesen Tag zum Gedenktag für die Trennung von Take That zu etablieren. Schließlich hatten sich diese am 13. Februar 1996 getrennt und damit unzählige Opfer gefordert. Und Pop sei Dank kann man immer Fix you hören, wenn sich die Autobahn unendlich anfühlt, oder seinen Liebeskummer zu Wicked Game wegkettenrauchen.
Superbusen im Unterricht
Die Beobachtungen der Protagonistin in Superbusen sind nicht nur ziemlich lustig, sondern auch einfach zu lesen. Sie ist (genau wie Irmschler selbst) zur Zeit der Wiedervereinigung in Dresden aufgewachsen. Die Wende ist für sie ein gleichermaßen allgegenwärtiger wie schwer zu greifender Begriff: Meine erste Begegnung mit dem Wort hatte ich durch den Song »Hurra« von den Ärzten, die ich immer aus dem Kassettenrekorder meiner älteren Schwestern plärren hörte und liebte: ‚Doch dann, dann kam die Wende/ Unser Leid war zu Ende/ Hip Hip Hurra/ Alles ist super, alles ist wunderbar.‘ Das hatte ich für bare Münze genommen, weil Kinder Ironie erst ab zehn Jahren verstehen. Der Roman gibt einen unsentimentalen Einblick in das Leben einer Generation von Nachwendekindern, die noch immer unter den Nachbeben der deutschen Geschichte und dem Rechtsruck in Ostdeutschland leiden. Ein leicht zu lesender Coming-of-Age-Roman über Freundschaft, WG-Leben und eine Nachwendegeneration zwischen Geschichte und Rechtsrucks in Ostdeutschland.
Ein leicht zu lesender Coming-of-Age-Roman über Freundschaft, WG-Leben und das Leben in Ostdeutschland.