„Alle anderen“, Maren Ade
Deutsche Filme für den Sommer (II)
In ihrem zweiten Spielfilm erzählt Ade die Geschichte eines Paares, das im Urlaub in eine Krise gerät.
Von Miguel Muñoz Garnica
Chris (Lars Eidinger) ist mit dem Rücken zur Kamera in der rechten Bildhälfte zu sehen. Auf der linken Seite teilt eine Wand das Bild in zwei Hälften. Er hält ein Handtuch, eine Schwimmbrille und Flossen in den Händen. Im Hintergrund: eine Steinmauer. Die Komposition umschließt eine Figur, die – das sagt uns seine Ausrüstung – bis vor einer Minute noch auf dem Weg zum Strand war, um dort einen gewöhnlichen Urlaubstag zu verbringen. Es folgt ein Schnitt und Chris erscheint nun von vorne, auf der rechten Seite einer Totalen. Auf der gegenüberliegenden Seite ist Gitti (Birgit Minichmayr) zu sehen, sie wirkt eingeschüchtert, ihr Blick ausweichend. Als ob die beiden so weit wie möglich an den Bildrand gehen möchten, um möglichst großen Abstand zueinander zu haben. Was ist mit Chris und Gitti los?
Filmstill aus „Alle anderen“ von Maren Ade, 2009
| Foto: © Maren Ade, Komplizen Film
„Wir“
An diesem Punkt im Film – die oben zitierte Szene markiert das Ende – wissen wir bereits Bescheid. Alle anderen spielt auf Korsika und versetzt uns in einen illusorischen Raum, der uns das Paar als eine Insel wahrnehmen lässt. Zumindest für eine gewisse Zeit. Chris und Gitti nehmen sich ein paar Tage Zeit für sich selbst, um frei von gesellschaftlichen Konventionen ihr kleines Schauspiel aufzuführen. Maren Ade lässt uns Publikum dieser enorm intimen Momente werden, die eines Paares, das zunächst nichts weiter tut, als sich gegenseitig kleine Witze zu erzählen, und dann, Szene für Szene, zu zeigen, wie die Beziehung langsam zerrüttet, wenn unweigerlich die anderen die Bühne betreten. Denn Alle Anderen ist vor allem ein frustrierender Tag am Strand. Die Erkenntnis, dass die Sommerferien weniger ein Ausnahmezustand als vielmehr eine angespannte Lethargie vom Druck des Arbeits- oder alltäglichen Lebens sind.Filmstill aus „Alle anderen“ von Maren Ade, 2009 | Foto: © Maren Ade, Komplizen Film
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