„Eine Deutsche Partei“, Simon Brückner
Deutsche Filme auf der Berlinale (III)
Der Dokumentarfilmer widmet sich wieder einem Langfilmprojekt und wirft einen fast wissenschaftlichen Blick auf den Alltag der umstrittensten rechtsextremen Partei Deutschlands der letzten Jahre.
Von Luis Enrique Forero Varela
Sieben Jahre nach Aus dem Abseits (2015) befasst sich Brückner erneut intensiv mit gesellschaftspolitischen Aspekten der Geschichte, diesmal jedoch aus einem anderen Blickwinkel. Die Arbeiten zu Eine deutsche Partei nahm der deutsche Regisseur im Jahr 2019 auf: Er filmte mit einem kleinen Technik-Team Versammlungen, Meetings und andere Aktivitäten einiger AfD-Mitglieder und begleitete sie zwei Jahre lang bei Kampagnen, Versammlungen, bei Landtagswahlen sowie der Bundestagswahl. Dabei wählte er einen ganz bestimmten Ansatz.
Ein ehrlicher Ansatz
Anders als der Titel des Dokumentarfilms vielleicht andeutet (er nennt den Namen der umstrittenen rechtsextremen Partei nicht), liefert die Entscheidung, ohne Vorurteile auf die Ereignisse, Aktivitäten und Diskussionen zu blicken, an denen Politiker auf Landes- und Bundesebene wie Frank Hansel und Hannes Gauck beteiligt sind, neutrale Bildaufnahmen. So sehen wir fast zwei Stunden lang einen Ausschnitt aus dem Alltag, der derjenige einer beliebigen politischen Partei sein könnte, ausgewählt aus rund fünfhundert Stunden Filmaufnahmen. Jedoch, und das ist der springende Punkt, regt diese Neutralität angesichts der brutalen Ehrlichkeit des Films zu kritischem Denken an. Es bedarf hier keiner Michael Moore’schen Erzählmanierismen, um über die fremdenfeindlichen und ultranationalistischen Absichten einer Partei nachzudenken, über die in der Öffentlichkeit und der Justiz ständig debattiert wird – die Teilstrukturen „Der Flügel“ und die „Junge Alternative“ sind vom Bundesamt für Verfassungsschutz als extremistisch eingestuft worden.Filmstill aus „Eine Deutsche Party“ von Simon Brückner, 2022 | © Spicefilm