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Berlinale-Blogger 2020
Aus der spanischen Geschichte ausgeblendet

Reha-Xustina Bolekia Bueriberi
Reha-Xustina Bolekia Bueriberi | © Javier Fernández Vázquez

Javier Fernández Vázquez ist Mitbegründer des Experimental- und Dokumentarfilmkollektivs Los Hijos, das zahlreiche Schlüsselwerke dieser Genres geschaffen hat. In der Sektion „Forum“ präsentiert der Regisseur sein Solodebüt „Anunciaron tormenta“.

Von Javier H. Estrada

In seiner dokumentarischen Form ist der Film eine Reflexion über die in Teilen in Vergessenheit geratene Vergangenheit Spaniens. Er behandelt eine Geschichte, die nur wenigen bekannt ist: 1904 starb unter unbekannten Umständen einer der letzten Könige des Volks der Bubi in Äquatorialguinea, das zu dieser Zeit eine bedeutenden spanische Kolonie war. Heutzutage erinnert sich kaum jemand an dieses Erbe.

DIE FINSTERE VERGANGENHEIT

Fernández Vázquez untersucht den damaligen Vorfall umfassend. Er stöbert mehr als hundert Jahre später in verschiedenen Archiven, begibt sich in Guinea selbst auf die Suche nach den Spuren des Königreichs und dokumentiert die aktuelle Lage im Land. Der Filmemacher lässt eine neue Generation zu Wort kommen und deckt ein allseitiges, unverzeihliches Ausblenden der Vergangenheit auf. Zeitweise wirkt er dabei wie ein Archäologe, der auf Dinge blickt, die sonst niemand sehen will, bis irgendwann schließlich die Erinnerung und mit ihr möglicherweise die Gerechtigkeit zurückkehrt. Die Technik der Überblendung dient ihm dabei als ein intelligentes und wirksames Mittel. Die alten Bilder werden langsam deutlicher sichtbar – wie eine Erinnerung, die wieder zum Leben erweckt wird.

Hybride Bilder

Anunciaron tormenta zeigt sich ständig auf der Suche, sowohl in ästhetischer wie auch in politischer Hinsicht. Fernández Vázquez kombiniert Fotos aus der Kolonialära mit Aufnahmen von Schauspielern, die Urkunden des Königreichs vorlesen, und von jungen Menschen, die aus Äquatorialguinea stammen und die zum Ausdruck bringen, was die Leute im Land selbst fühlen. Der Film vermischt bewegte und unbewegte Bilder sowie Stimmen aus Vergangenheit und Gegenwart. Auf diese Weise entsteht ein Porträt, das uns vor den Gefahren eines Erinnerungsverlusts für die Zukunft warnt. Noch dazu ist das Werk ein scharfsinniger Essay über die Grausamkeiten des Kolonialismus und ein überzeugendes Plädoyer für ein aktives Erinnern.
 

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