Filmvorführung Christoph Hochhäusler: Bis ans Ende der Nacht

Ein Mann und eine Frau im Zentrum des Bildes. Der Mann guckt links aus dem Bild, die Frau rechts aus dem Bild. © Match Factory, photo Reinhold Vorschneider

Mi, 31.01.2024

19:00 Uhr

Goethe-Kino (Kinovorführung)

Wir beginnen das Goethe-Kino Jahr mit zwei Filmen von Christoph Hochhäusler. Im Kino zeigen wir seinen neuesten Film Bis ans Ende der Nacht, der 2023 seine Premiere im Wettbewerb der Berlinale feierte. Auf unserer Goethe on Demand-Streaming Plattform wird sein vorletzter Film Die Lügen der Sieger aus dem Jahr 2014 eine Woche lang zu sehen sein.

Mit beiden Filmen experimentiert Hochhäusler mit Varianten des Genrekinos und dem Aufbrechen klarer Genredefinitionen. Bis ans Ende der Nacht ist eine Under-Cover-Cop-Story, bei der man nie weiß, wem man trauen kann. Die Lügen der Sieger spielt im Milieu des investigativen Journalismus, wo ehrgeizige Reporte*innen sich gegen die Kräfte von Politik, Industrie, und Militär an einer Story abarbeiten.  Bei beiden Filmen hat Hochhäusler mit dem bekannten Kameramann Reinhold Vorschneider gearbeitet, der u.a. auch bei mehreren Filmen von Angela Schanelec oder Maria Späth für die Kamera verantwortlich war. Die kombinierte Präsentation von Christoph Hochhäuslers letzten beiden Filmen ermöglicht es, seinen Umgang mit Genretropen und seinen visuellen Stil, den Vorschneider mit realisiert hat, näher zu erkunden.

Bis ans Ende der Nacht beginnt mit einer Verwandlung – ein leeres Apartment wird vor unseren Augen zu einem Zuhause mit individueller Note. Die Bühne wird eingerichtet für eine Under-Cover-Aktion, bei der der Polizist Robert und Leni, eine vorzeitig aus der Haft entlassenen Transfrau, ein Liebespaar spielen, um das Vertrauen des ehemaligen DJ’s und Online-Drogendealers Victor Arth zu erwerben. Leni kommt hier eine besondere Rolle zu, arbeitete sie doch als Toningenieur für Victor, als sie noch ein Mann war und Lenard hieß. Die frühere Bekanntschaft bildet die erste Brücke, dann freundet sich Leni auch mit Victors Freundin an, und schließlich wird Robert von Victor für dessen illegale Geschäfte engagiert. Die „Infiltrierung“ scheint gut zu laufen, wären da nicht die Spannungen zwischen Robert und Leni, die einst ein schwules Paar waren, und die Bedrohung durch eine traditionelle Dealer-Gang, deren Victors Online-Geschäfte ein Dorn im Auge sind.
Zwischen Neo-Noir und an Fassbinder erinnernde Melodramen oszillierend entwickelt der Film mit Hilfe seiner hervorragenden Darsteller*inenn Timocin Ziegler und Thea Ehre ein verwirrendes Vexierspiel von Anziehung und Ablehnung, Emotion und Kalkül, Bürgerlichkeit und Todesgefahr. Ein Soundtrack aus Schlagern der 50er, 60er und 70er Jahre hebt den Film aus der Zeit, vermittelt eine Klarheit der Gefühle, die den emotionalen Verwirrungen der Geschichte zu widersprechen scheint, bis wir das verblüffenden Endes des Films erreichen.

Deutschland 2023, Farbe, 123 Min. Mit englischen Untertiteln.
Regie: Christoph Hochhäusler. Mit Timocin Ziegler, Thea Ehre, Michael Sideris, Ioana Iacob, Rosa Enskat, Aenne Schwarz, Gottfried Breitfuß, Sahin Eryilmaz, Ronald Kukulies.

   

Der Regisseur und Autor Christoph Hochhäusler wurde 1972 in München geboren. Er studierte von 1993 bis 1995 Architektur in Berlin und von 1996 bis 2004 Filmregie an der HFF in München und arbeitete zunächst in verschiedenen Funktionen beim Film, so als Storyboardzeichner, Toncutter und Regieassistent. Milchwald, seinem Abschlussfilm an der HFF folgte 2005 sein zweiter abendfüllender Spielfilm Falscher Bekenner. Nach einem Beitrag zu dem Omnibusfilm Deutschland 09 legte er mit Unter dir die Stadt seinen dritten abendfüllenden Spielfilm vor, der bei den Filmfestspielen von Cannes 2010 Premiere hatte und den Förderpreis Deutscher Film für das Drehbuch erhielt. Bei der Berlinale 2011 wurde das aus drei 90-minütigen Einzelfilmen bestehende TV-Gemeinschaftsprojekt Dreileben von Dominik Graf, Christian Petzold und Christoph Hochhäusler präsentiert, zu dem Hochhäuslers den Film Eine Minute Dunkel beitrug. 2012 wurden die drei Regisseure mit dem Grimme Preis "Spezial" geehrt. Beim Filmfestival Rom 2014 feierte Hochhäuslers nächster Kinofilm Die Lügen der Sieger Premiere. Von Januar 2017 bis Dezember 2021 war Hochhäusler leitender Dozent im Fachbereich Regie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb).  Sein bislang letzter Film Bis ans Ende der Nacht wurde 2023 im Wettbewerb der Berlinale uraufgeführt und erhielt einen Silbernen Bären für die Beste Leistung in einer Nebenrolle für Thea Ehre. Hochhäusler hat zahlreiche filmpublizistische Arbeiten veröffentlicht, unter anderem als Gründer und Mitherausgeber der Filmzeitschrift Revolver. (Quelle: Filmportal.)

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