Gemeinsam mit Furtherfield und den Serpentine Galleries initiierte das Goethe-Institut eine globale Zusammenarbeit, in der das Potenzial von Blockchain-Technologien für Kunst und Zivilgesellschaft untersucht wird, indem transnationale Netzwerke führender internationaler Kunst- und Technologieinstitutionen und -gemeinschaften zusammengebracht wurden. Unser Anliegen ist es ein neues dezentrales Umfeld für Open-Source-Organisationen im Kulturbereich schaffen, das von Künstler*innen aus Gemeinschaften in aller Welt errichtet wird. DAOWO (Decentralised Autonomous Organisation With Others – Dezentrale Autonome Organisation mit anderen) soll die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinschaften, Disziplinen und Sektoren aktivieren. Die Teilnehmenden der DAOWO-Veranstaltungen sollen Gelegenheit haben, die Vor- und Nachteile von Blockchain-Technologien für Kunst, Kultur und die Gesellschaft im Allgemeinen aus lokaler Perspektive zu hinterfragen. Bei den Veranstaltungen werden Bildende Künstler*innen, Kulturschaffende und Blockchain-Unternehmer*innen mit lokalen Initiativen, Gemeinschaften, Einrichtungen und Unternehmen in Kontakt gebracht, um neue transnationale Systeme und Ansätze zu entwickeln.
Das Netzwerk der DAOWO Global Initiative
Im Februar 2020 luden wir Kulturschaffende und Vertreter*innen von gemeinnützigen Kunst- und Technologie-Organisationen aus aller Welt zur Teilnahme am Artworld DAO – A 52hr** Gathering ein. Gemeinsam erörterten, analysierten und erfassten wir die Hindernisse, Chancen und Auswirkungen einer schrittweisen, dezentralen Automatisierung der Kunstwelt.
Im Rahmen dieser intensiven Schulung und Klausur auf einem englischen Landsitz konnten Akteur*innen aus Kulturgemeinschaften eigene Veranstaltungen in ihren Regionen und Organisationen planen und einen Prototyp an DAO (Decentralised Autonomous Organisation) entwickeln. Die Teilnehmenden stellten die „alte Kunstwelt“ auf den Prüfstand und nutzten die neuen Blockchain-Kunsträume, um DAO-Prototypen als Kunst und für die Kunst zu entwerfen, die Solidarität, Fremdheit und Freiheit zu stärken, um gemeinsame Maßnahmen zu ergreifen und neue Umfelder für die Künste zu schaffen. Eine Fachjury vergab Fördermittel zur Entwicklung von Prototypen für progressive Kunst- und Kunstwelt DAO an vier erfolgreiche Teams.
Radical Friends präsentiert Ergebnisse aus dem Projekt DAOWO und wird kuratiert von Ruth Catlow und Penny Rafferty im Dialog mit Sarah Johanna Theurer und Julia Pfeiffer. Zu den Teilnehmer*innen gehören u.a. James Whipple (eea; M.E.S.H.), OMSK Social Club, Jaya Klara Brekke, Harm Van Den Dorpel, Cem Dagdelen, Aude Launay, Sarah Friend, Laura Lotti and Calum Bowden (Black Swan), Bhavisha Panchia und Carly Whitaker (Covalence Studios), Nicolay Spesivtsev und Dzina Zhuk (eeefff), Massimiliano Mollona (Ensembl), sowie Ashley Lee Wong and Andrew Crowe (MetaObjects).
Der Online-Summit Radical Friends diskutiert die Bedeutung dezentraler digitaler Infrastrukturen für Kunst, Kultur und Gesellschaft. Peer-to-Peer-Technolog*innen und Akteur*innen aus dem Kultursektor erproben hier Organisationsmuster neuer dezentraler autonomer Organisationen (DAO’s), die durch Blockchain-Technologien ermöglicht, auf Arbeitsweisen im Kulturbereich übertragen werden.
Die Herausgeberinnen dieses neuen Buches, Blockchain Lab, Ruth Catlow und Schriftstellerin Penny Rafferty, untersuchen Decentralised Autonomous Organisations (DAOs) (Dezentrale Unabhängige Organisationen) und ihr Potenzial in der Kunst.
DAOs sind in den vergangenen Jahren als kraftvolle Impulsgeber angepriesen worden, die die Art und Weise der Manifestierung von Wertesystemen zugunsten der Kooperation innerhalb der Künste neu definieren.
Das Buch Radical Friends - Decentralised Autonomous Organisations and the Arts von Catlow und Rafferty fasst fünf Jahre Forschung zu einem Toolkit für ein kämpferisches Denken sowie für neue Formen radikaler Fürsorge und Konnektivität zusammen, die über die etablierten Systeme zentraler Kontrolle in der Kunstindustrie und breiteren Finanznetzwerken hinausgehen.
In einer Zeit, in der sich so viele auf NFTs konzentrieren, lenkt Radical Friends die Aufmerksamkeit auf DAOs als die potenziell radikalste Blockchain-basierte Technologie für die Kunst auf lange Sicht. Die Mitwirkenden befassen sich sowohl mit bisherigen als auch mit neu entstehenden Methoden zum Aufbau belastbarer und veränderbarer Systeme für gegenseitige Hilfe.
Insgesamt zielt das Buch darauf ab, neue phantasievolle Gemeinschaften hervorzurufen und zu beschwören und die Praktiken und Entwürfe zu teilen, die dabei helfen können, sie zu schaffen. Radical Friends enthält Beiträge in Form von Essays, Interviews, Übungen und Prototypen von führenden Denker*innen, Künstler*innen und Technolog*innen aus diesem neuen Bereich.
Herausgeberinnen
Ruth Catlow & Penny Rafferty
Mitwirkende
Ramon Amaro, Calum Bowden, Jaya Klara Brekke, Mitchell F. Chan, Cade Diehm, eeefff, Carina Erdmann, Primavera De Filippi, Charlotte Frost, Max Hampshire, Lucile Olympe Haute, Sara Heitlinger, Lara Houston, Cadence Kinsey, Nick Koppenhagen, Kei Kreutler, Laura Lotti, Jonas Lund, Massimiliano Mollona, MetaObjects, Rhea Myers, Omsk Social Club, Bhavisha Panchia, Legacy Russell, Tina Rivers Ryan, Nathan Schneider, Sam Skinner, Sam Spike, Hito Steyerl, Alex S. Taylor, Cassie Thornton, Suzanne Treister, Stacco Troncoso, Ann Marie Utratel, Samson Young
Design
Mark Simmonds
Cover und Innenabbildungen
Marijn Degenaar
Die DAOWO Sessions – Artworld Prototypes ist eine Reihe von Live-Online-Events, die Kulturschaffende und Vertreter*innen von Kunst- und Technologieorganisationen sowie Communities zusammenbringt, um Lernerfahrungen auszutauschen und die Rolle der Kunst im entstehenden Blockchain-Raum zu hinterfragen. Wir fragen: Wie können DAOs von Künstler*innen lernen, um mit Menschen und Gemeinschaften dort zu interagieren, wo sie sind?
Die Reihe wird von einer Publikation begleitet: "Open sourcing the Philosopher's Stone - An Artworld DAO Reader" ist der Höhepunkt von vier Jahren interdisziplinärer Praxis, die sich auf das Phänomen der Artworld-DAOs als Apparat und Stimulus zum Experimentieren zwischen Künstler*innen, Ingenieur*innen und Mystiker*innen konzentriert, die globale Kunstwelt-Imaginäre kooperativ erneuern, um zukünftige kulturelle Wertesysteme mitzugestalten. Das Buch enthält Beiträge führender Denker*innen und Praktiker*innen auf diesem Gebiet und enthält eine Sammlung von Aufsätzen und Kunstwerken sowie Interviews, Gespräche, Blaupausen, Übungen und Praktiken. Es ist als informiertes Archiv und Toolkit zur weiteren Verwendung gedacht.
Bisherige DAOWO-Aktivierungen
Die DAOWO Blockchain-Labor- und Diskussionsreihe zu neuen Denkansätzen in der Kunstwelt läuft seit 2017. Im Anschluss an die DAOWO-Reihen 2017-18 wurden auf zwei DAOWO-Konferenzen in Großbritannien 2019 die Welt der Künste und der Blockchain-Technologien zusammengeführt und der Grundstein für ein weltweites transnationales Netzwerk gelegt.
Führende Wissenschaftler*innen und zentrale Akteur*innen aus der Kunstwelt nahmen gemeinsam an mehreren Veranstaltungen teil, in deren Mittelpunkt ein Ausbau der Zusammenarbeit zwischen der Kunst- und der Blockchain-Industrie stand. Dabei wurden mögliche kulturelle und soziale Auswirkungen, technische Anforderungen und Möglichkeiten der Entwicklung neuer Blockchain-Technologien für gerechtere, dynamischere und verknüpfte Kulturökologien und -wirtschaften erörtert.
Kuratorische Leitung
Die DAOWO Blockchain-Labor- und Diskussionsreihe und die DAOWO UK Summits wurden von Ruth Catlow und Ben Vickers in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut entwickelt. Penny Rafferty schloss sich dem Kuratorenteam an, um gemeinsam mit dem Goethe-Institut das Artworld DAO - A 52hr ** Gathering und die DAOWO Global Initiative zu entwickeln.
Ruth Catlow ist Künstlerin, Kuratorin und Forscherin im Bereich emanzipatorische Netzwerkkulturen, -praktiken und -poetik. Weiter ist sie künstlerische Leiterin von Furtherfield, einem gemeinnützigen, internationalen Community-Zentrum für Kunst, Technologie und sozialen Wandel, das sie 1996 zusammen mit Marc Garrett in London gründete. Sie ist Mitherausgeberin von Artists Re:Thinking the Blockchain (2017) und Kuratorin der Wanderausstellung New World Order (2017-18). Zudem ist sie Direktorin von DECAL Decentralised Arts Lab, einer Initiative von Furtherfield, die sich der Mobilisierung von Forschung und Entwicklung durch führende Künstler verschrieben hat und Blockchain- und Web-3.0-Technologie für gerechtere, dynamischere und mehr vernetzte kulturelle Umweltforschung und Wirtschaftssysteme einsetzt.
Penny Rafferty ist eine in Berlin lebende Schriftstellerin und Theoretikerin im Bereich der Bildwissenschaft. Ihre theoretischen Essays und kreativen Texte wurden unter anderem von Cura, Kaleidoscope Magazine, Keen on, Taz.de, NRW Düsseldorf, Flash Art und Elephant Magazine publiziert. Sie ist Mitbegründerinnen von Ishtar Gate und The Black Swan DAO. Gemeinsam mit Ruth Catlow entwickelte sie 2019/2020 die Think-Tank-Reihe Artworld DAOs und arbeitet auch weiterhin als Auditorin und Forscherin im Bereich der technischen Kultur.
Ben Vickers ist Kurator, Autor, Verleger und Technologe. Er ist CTO der Serpentine Galleries in London, Mitbegründer von Ignota Books und ein Initiator der Open-Source-Ordensgemeinschaft unMonastery.