Seit den späten 1980er Jahren hat Matthias Müller einige der wichtigsten Beiträge zum experimentellen Kino in Deutschland geliefert. Ob in seiner eigenen Arbeit oder in seiner seit 1999 gewachsenen Zusammenarbeit mit dem Künstler Christoph Girardet: Im Zentrum dieses Werks steht die Auseinandersetzung mit angeeignetem, teils zufällig gefundenem, teils aufwendig recherchiertem und gesammelten Filmmaterial. Seine Herkunft reicht von Hollywood zum Heimkino, vom kommerziellen Archivmaterial zum privaten Chatroom.
In einem fünftägigen Seminar und einer öffentlichen Vorführung wird Matthias Müller seine künstlerische Praxis der De-und Rekontextualisierung anhand vieler Filmbeispiele vorstellen. Müllers Arbeit ist auch ein kritisches Verfahren, mit dem etwa gängige Repräsentationen von Geschlechterrollen, Inszenierungen des Körpers oder Darstellungen von Kindheit im Kino befragt werden.
Das Spektrum reicht von den persönlich geprägten Filmen seines Frühwerks, in denen sich eigenes und angeeignetes Material verschränken, zu seinen Kollaborationen mit Christoph Girardet, in denen ausschließlich Fremdmaterial, sogenanntes „found footage“ zum Einsatz kommt. Diverse Aspekte dieses besonderen künstlerischen Verfahrens werden in dem Seminar beleuchtet, analoges und digitales Sammeln als künstlerische Praxen thematisiert, Arbeitsprozesse präzise nachgezeichnet, die Müllers Werk zugrunde liegen. Es werden auch Filme anderer Künstler zu sehen sein, die zwischen Kunst und Kino angesiedelt sind und Müllers Werk inspiriert haben.
In seiner abschließenden Präsentation im Seminar von 20 experimentellen Filmen von Studierenden und Absolent:innen wird sich Müller als Lehrender vorstellen, der seit 21 Jahren an der Kunsthochschule für Medien Köln experimentellen Film unterrichtet.
Diese Veranstaltung ist die erste Präsentation des Werks von Matthias Müller in Georgien. Sie findet in Englisch statt.
Ausgewählte Filme: „Home Stories“ (1990), „Vacancy“ (1998), „Phoenix Tapes“ (1999), „Manual“ (2002), „Kristall“ (2006), „Contre-jour“ (2009), „Cut“ (2013), „Meteor“ (2011), „personne“ (2016), „Screen“ (2018), „Misty Picture“ (2021), „No Animal“ (2022) u.v.a.
Seminartage: 30.09. - 04.10.2024, 12 - 17 Uhr mit Pausen
Ort: Goethe-Institut, M. Zandukelistr. 16
Seminarsprache: Englisch
Eintritt frei!
In einer Abendveranstaltung am 3. Oktober im Kino Amirani stellt Müller mit „Phoenix Tapes“ und „No Animal“ seine erste und seine jüngste Zusammenarbeit mit Christoph Girardet vor und bringt mit „Locomotive“ eine materialreiche Dreifachprojektion auf die Leinwand.
Abschließend findet ein Q&A mit Matthias Müller statt.
Filmabend: 3.10.2024, 19 - 21 Uhr
Adresse: Kinohaus AMIRANI, Saal 3, M. Kostava St. 36/1
Eintritt Frei!
Das Projekt ist vom Goethe-Institut Georgien und vom Sa.Ga. Publishing for Society organisiert, in Zusammenarbeit mit dem Audio-visual Arts BA Program (GIPA).
Der Filmabend ist vom Documentary Association Georgia (DOCA) unterstützt.
*Matthias Müller, 1961 geboren, hat an zahlreichen internationalen Festivals teilgenommen, so etwa in Cannes, Venedig und Berlin, und ist mit vielen Preisen ausgezeichnet worden. Seine Arbeiten waren auch in diversen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen und befinden sich u.a. in den Sammlungen des Centre Georges Pompidou, Paris, und von Tate Modern, London.