Susann Hanauer, Ralf Waßmann und Márta Wille-Baumkauff
Weingut

Wein ist in Maßen genossen gesund! Im Rahmen unserer Reihe “Wechselwirkungen” haben wir mit den Pionieren des biodynamischen Weinbaus in der Weinregion Villány, Susann Hanauer und Ralf Waßmann (aus Heidelberg), und mit Márta Wille-Baumkauff , die Präsidentin der ungarischen Familienweingüter (VINDEPENDENT) und Besitzerin des ersten ungarischen biodynamischen Weinguts ist, gesprochen. Die Waßmanns und Frau Wille-Baumkauff kennen und schätzen sich auch persönlich.

Anfänglich wurden Susann Hanauer und Ralf Waßmann von den Einheimischen als Spinner angesehen, sind sie heute stolz darauf, dass sie sich für Ungarn und nicht für Deutschland entschieden haben.

Laila Niklaus: Warum ist biodynamischer Weinanbau zukunftsweisend?

Ralf Waßmann: Weil es die Art von Landwirtschaft ist, die den lebendigsten Boden bewirkt. Dadurch entsteht der meiste Humusaufbau, damit verbunden die größte Speicherung von Kohlenstoff im Boden, was auch dem Klimawandel entgegenwirkt. Auch die Biodiversität wird bei Demeter besonders gefördert. Außerdem geht es nicht nur darum die Umwelt nicht mit Pestiziden zu vergiften, sondern Lebensmittel und Getränke herzustellen, die nicht nur satt machen, sondern den Körper auch wirklich nähren, aufbauen und gesund erhalten. 

LN: Ist Wein noch gesund?

Susann Hanauer: Biodynamischer Wein in Maßen genossen hat viele wissenschaftlich bewiesene positive Wirkungen auf den Menschen. Wir produzieren zudem Naturwein, das heißt vergorener Traubensaft, dem wir niemals etwas entziehen und nichts zusetzen, oftmals nicht einmal Schwefel. Reiner und gesünder geht es nicht.

LN: Warum haben Sie sich für Ungarn und die Weinregion Villányi entschieden? 

RW: Weil Hugh Johnson in einem Weinatlas geschrieben hatte, dass der beste Portugieser der Welt in Villány wächst. Dann sind wir bei unserem Wochenendausflug auf lauter deutsch sprechende, offenherzige und sehr begabte Winzer mit hervorragenden Weinen getroffen, die der Meinung waren, dass wenn wir ein eigenes Weingut wollten, dass dann unser Platz hier sei. Sie zeigten uns viele Häuser und nach 3 Tagen kauften wir einen Weinkeller und unser ca. 100 Jahre altes, donauschwäbisches Bauern-Lang-Haus in Dewetsch (ungarisch: Pécsdevecser), wo damals (1998) noch alle deutsch sprachen - auch untereinander. Es war wie nach Hause kommen!

 

Wir haben auch mit

Márta Wille-Baumkauff gesprochen, die Präsidentin der ungarischen Familienweingüter (VINDEPENDENT) und Besitzerin des ersten ungarischen biodynamischen Weinguts ist. Sie sprach über die Ursprünge und das Wesen der Methode. Rudolf Steiner hat den biodynamischen Weinbau vorgeschlagen, der zweifellos zukunftsweisend ist.

Márta Wille-Baumkauff: Das System, das vor 100 (!) Jahren etabliert wurde, hat sich bewährt, da immer mehr Weingüter ihre Arbeit aufnehmen nach den biodynamischen Prinzipien. Es ist bemerkenswert, dass die Rebberge des bekannten Weinguts Domaine de la Romanée-Conti, welches die teuersten Weine der Welt herstellt, auch biodynamisch gepflegt werden. Die Biodiversitätsstrategie 2030 der EU, die Teil des Green Deals ist, besagt, dass 25 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen biologisch bewirtschaftet werden sollten. Dies wird voraussichtlich den biodynamischen Weinbau fördern!

Die Bewegung „Wine in Moderation“, die von der Weinwirtschaft im Jahr 2008 gegründet wurde, hat verschiedene Studien in Auftrag gegeben, um die Auswirkungen des Weinkonsums zu untersuchen. Die Vorteile eines sorgfältigen Weinkonsums wurden von ihnen bestätigt. Die WHO hat die mediterrane Ernährung als eine der gesündesten Ernährungsformen bezeichnet, die einen moderaten Weingenuss umfasst.

Mein deutscher Ehemann (er starb 2000) schätzte Ungarn sehr und nach der Wende 1990, als es erlaubt wurde, private Rebflächen zu besitzen, überlegten wir, ein Weingut zu errichten. Da uns die Tokajer Region sehr gefallen hat, haben wir begonnen, Rebflächen hier zu erwerben. Es spielte sicherlich auch eine Rolle, dass der Tokajer der bekannteste ungarische Wein ist.