Die Abteilung Bildungskooperation des Goethe-Instituts in Budapest unterstützt mit einem eigenen Arbeitsbereich die deutsche Minderheit in Ungarn. Unsere Aktivitäten sind vielfältig. Sie umfassen bildungspolitische Projekte, die Entwicklung von Kompetenzmodellen, Curricula sowie Lehr- und Lernmaterialien, die Organisation von Fortbildungen für ungarndeutsche Pädagogen, die Vergabe von Stipendien und anderes mehr. Auf den Homepage-Seiten für die deutsche Minderheit finden Sie neben der Ankündigung von Fortbildungen und anderen Veranstaltungen Materialien zur Förderung lokaler Bildungsnetzwerke oder zur Förderung des Unterrichts, sowie Informationen zum ungarndeutschen Bildungswesen insgesamt. Alle unsere Aktivitäten finden in enger Kooperation mit den Gremien und Institutionen der Ungarndeutschen, insbesondere dem Bildungsausschuss der Landesselbstverwaltung und dem Ungarndeutschen Pädagogischen und Methodischen Zentrum statt. Die Durchführung unserer Projekte wird durch Sondermittel des Auswärtigen Amts ermöglicht.
Mit Fragen oder Wünschen, die den ungarndeutschen Bereich betreffen, können Sie sich gerne direkt an uns wenden.
Zahlen, Daten, Fakten
Nach der Volksgruppe der Sinti und Roma ist die deutsche Minderheit die größte in Ungarn. Aufgrund der vom Zentralen Statistischen Amt (KSH) veröffentlichten Zahlen der Volkszählungen bekannten sich 1990 30.824 Personen zur deutschen Minderheit, ihre Zahl stieg im Jahr 2001 auf 62.105 und erreichte bei der Volkszählung 2011 mehr als das Doppelte, nämlich 131.951 Personen. Die Zahlen weisen eindeutig darauf hin, dass im Laufe von 20 Jahren das Bewusstsein, zur deutschen Minorität zu gehören und die Bereitschaft zugenommen haben, diese Identität auch bei Volkszählungen zu dokumentieren.
Die politische Repräsentanz der Ungarndeutschen ist durch das Gesetz über die Rechte der Nationalitäten Nr. CLXXIX/2011 geregelt, welches das Gesetz über die Rechte nationaler und ethnischer Minderheiten Nr. LXXVII/1993 ersetzt hat. Neueren Angaben zufolge gibt es 423 Selbstverwaltungsgremien auf Gemeindeebene, etwa 100 ungarndeutsche Bürgermeister, 12 Selbstverwaltungsgremien auf regionaler Ebene und die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen. Das Bildungswesen ist gut ausgebaut, neben 278 Kindergärten gibt es 291 Grundschulen, davon 29 bilingual, und 19 Schulen mit Abiturabschluss, davon 11 bilingual. Das Ungarndeutsche Bildungszentrum Baja ist eine anerkannte deutsche Auslandsschule, wo ein deutsches Abitur abgelegt werden kann.
Die Lehrerausbildung für die deutsche Minderheit ist sowohl als Erstausbildung, als auch über Zusatzstudiengänge möglich. Im Bereich der Forschung existiert ein Forschungszentrum, dessen Schwerpunkt gegenwärtig auf dialektologischen Forschungen liegt.
Wurzeln und Flügel - das Bildungsprojekt
Der Bildungsausschuss der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen (LdU) führt seit 2009 ein Großprojekt zur qualitativen und quantitativen Verbesserung der Situation des ungarndeutschen Bildungswesens durch. Ausgangspunkt des Projekts war die Entwicklung eines Leitbildes für das gesamte ungarndeutsche Bildungswesen, das unter dem Titel „Wurzeln und Flügel“ 2010 veröffentlicht wurde. Seither sind für einzelne Bildungsbereiche mittelfristige Handlungspläne erstellt und zahlreiche Materialien veröffentlicht worden. Das Goethe-Institut war und ist in dieses bildungspolitische Projekt durch Kooperationsverträge mit der Landesselbstverwaltung und dem Ungarndeutschen Pädagogischen und Methodischen Zentrum intensiv einbezogen.