Manomama
Ein textiler Gegenentwurf
Mehr Menschlichkeit statt Gewinnmaximierung – Sina Trinkwalder macht vor, wie gerechte Arbeitswelt geht. Ihre Firma Manomama produziert Textilien in Deutschland – nachhaltig und sozial.
„Wunder muss man selber machen“
Sina Trinkwalder ist die Gründerin von Manomama. Ihr 2013 erschienenes Buch heißt Wunder muss man selber machen. Wie ich die Wirtschaft auf den Kopf stelle. Ein Titel, der das Selbstbewusstsein Trinkwalders widerspiegelt.Er setzt sich aus den Redensarten „Wunder geschehen“ und „Alles muss man selber machen“ zusammen. Sina Trinkwalder weiß: Wer etwas mit Ehrgeiz anpackt, der kann Unmögliches möglich machen. Schon mit 24 Jahren und neben dem Studium gründete sie mit ihrem Mann eine Werbeagentur. Sie verdiente gutes Geld und stellte doch fest: Etwas fehlt. Die Geburt des Sohnes verschaffte ihr Klarheit: „Meine Werte haben sich verändert. Normalerweise gründet man ja ein Unternehmen, wenn man eine tolle Idee für ein Produkt hat. Meine Idee waren die Menschen.“ Maximierung von Menschlichkeit statt Maximierung des Gewinns ist also das Ziel; ein Unternehmen, das jedem Menschen einen Arbeitsplatz bieten kann. Heute sind viele ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ältere, Langzeitarbeitslose oder Alleinerziehende – Menschen, die in der Arbeitswelt keinen Platz mehr fanden. Dass man mit den eigenen Händen auch den eigenen Lohn erwirtschaften kann, schafft Selbstbewusstsein bei denen, die sich schon abgeschrieben hatten.
Die Frage, was produziert werden soll, war in der früheren Textilstadt Augsburg schnell beantwortet: Kleidung. Trinkwalder, die zuvor noch nie mit Textilien gearbeitet hatte, vertiefte sich in die Materie. In knapp drei Monaten suchte sie fast vergessenes Know-how und schuf eine Lieferkette: Knopf- und Reißverschlussmacher, Färber und Weber vor Ort mussten gefunden werden – und alle in der Lage sein, nachhaltig und in regionaler Wertschöpfungskette zu produzieren.
Mehr „to stay“
![Produktion Manomama Produktion Manomama](/resources/files/jpg428/Manomama-formatkey-jpg-w320m.jpg)
Bald aber soll es die Augschburg-Denim, die klassische blaue Manomama-Jeans, sogar mit einem Anteil an bayerischem Hanf geben. Wichtig ist Trinkwalder auch, dass ihre Mode niemanden diskriminiert: Alle Größen von XS bis XXL kann man bei Manomama kaufen. Das meiste wird über den Onlineshop der Firma verkauft, außerdem über den Direktvertrieb durch die Manomamas, die Mitarbeiterinnen, sowie in einem Reformhaus. Unterwäsche von Manomama gibt es seit Anfang 2014 bei einer Supermarktkette zu kaufen. Die Textilien entwirft Trinkwalder mithilfe eines kleinen Teams für Schnitt und Stoffdesign, vor allem Basics: T-Shirts für Männer und Frauen, Wickelkleider, Röcke. „Weniger to go. Mehr to stay“ – ein Motto, das man auf Manomama-Stoffbeuteln lesen kann und eine Anspielung ist auf die Wegwerfmentalität vieler, die sich in Modeläden „schnell was Neues holen“ wie einen Coffee to go.
![Manomama Manomama](/resources/files/jpg428/Manomama1-formatkey-jpg-w320m.jpg)