Traditionelles Handwerk, faire Produktion, zeitgenössisches Design: Die Textilresidenzen im Rahmen des Projekts IKAT/eCUT beleuchten die ‚handwerklichen Zukunft‘ von Kleidung und Textilien.
Die Residenzen bringen sechs Designerinnen aus Deutschland mit Produzenten traditioneller Textilien in Indonesien, Malaysia und den Philippinen zusammen. In zwei Workshops und einer intensiven Arbeitsphase bei den Produzenten vor Ort entstehen gemeinsam Produkte, die sich durch zeitgenössisches Design, hohe handwerkliche Qualität und traditionelle Fertigung auszeichnen.
Begleitet werden alle Residenzpartner durch das Berliner Fair Fashion Label FOLKDAYS und be able, eine Nonprofit-Organisation für inklusive design education.
Designerinnen
Anna Teuber und Franzi Kohlhoffbetreiben unter dem Namen teuberkohlhoff ein junges, zukunftsorientiertes Designstudio in Berlin. Ihr Schwerpunkt liegt dabei in der Entwicklung zeitgemäßem Textildesigns, das über reine Muster auch einen erzählerischen Mehrwert besitzt. Der direkte und enge Kontakt zu ihren Produktionspartnern ist für teuberkohlhoff sehr wichtig.
Anne Hederer ist Leiterin der Werkstätten für Weben und Färben an der Kunsthochschule Berlin Weissensee. Seit längerem hegt sie den Wunsch sich intensiver mit traditionellen, textilen Techniken in Südostasien auseinanderzusetzen und freut sich darauf im Rahmen der Residenz mit neuen Designideen und nachhaltigen Vertriebskonzepten handwerkliches Können zu würdigen.
Frauke Maier hat 2013 das Label Woolhunter ins Leben gerufen, mit dem sie ein Umdenken in der Textilindustrie hin zu menschenfreundlicheren Handels- und Herstellungsmethoden unterstützen möchte. Im Rahmen von Woolhunter arbeitet sie bereits mit Produzenten in Bolivien zusammen und hofft das Projekt in Zukunft mit weiteren Partnern und Produkten zu bereichern.
Sandra Schollmeyerarbeitet als freischaffende Gestalterin im Bereich Textil und Design. Ihr Markenzeichen sind ausdrucksstarke Wall Hangings. Im Rahmen der Residenz möchte sie aus landestypischen Form- und Mustersprachen und Materialien und im Austausch mit Experten für traditionelle Handwerkstechniken neue künstlerische Objekte entwickeln.
Stefanie Rittler ist Produkt- und Social-Designerin mit besonderem Interesse für faire Produktentwicklung. Neben Textil arbeitet sie auch im Bereich Architektur und blickt auf eine Schreinerlehre zurück. In mehrmonatigen Aufenthalten in Nepal und Mosambik hatte sie Gelegenheit mit verschiedenen Communities Designprodukte zu entwickeln und umzusetzen.
Tanja Glissmann ist Modedesignerin und betreibt das Label BLACK VELVET CIRCUS, das fair in Deutschland und Europa produziert. Sie ist seit längerem an einer Zusammenarbeit mit handwerklichen Betrieben in Südostasien interessiert und freut sich auf die Entwicklung von textilen Produkten und Designs, die langfristig zu einem Teil ihres Labels werden.
Produzenten
Batik Winotosastro, Yogyakarta, Indonesien
Die Familie Winotosatro betreibt schon seit über 70 Jahren eine Batikmanufaktur in Yogyakarta. Bei Batik Winotosatro wird das traditionelle Verfahren angewandt, bei dem das Muster zunächst per Hand mit Wachs auf den Stoff aufgetragen und im Anschluss gefärbt wird. Neben der Weitergabe dieses schon seit Jahrhunderten auf Java verbreiteten kulturellen Erbes setzt sich die Firma auch für einen umweltbewussten Einsatz von Färbemitteln ein.
Borneo Chic, Tanjung Isuy und Eheng, Indonesien
Borneo Chic hat sich der Arbeit mit indigenen Webtraditionen auf Kalimantan verschrieben. Dabei vereint die Firma traditionelle Handwerkstechniken mit moderner Mode in Form von Handtaschen. Ein großes Augenmerk wird neben der Unterstützung der Webtradition auf Kalimantan auf soziale wie ökologische Nachhaltigkeit gelegt. Die Firma bietet zwei verschiedene Residenzen an, an denen die Designerinnen zwei unterschiedliche Webtechniken kennen lernen können. Anjat verwendet Rattan, das eng und gleichmäßig verwoben wird und traditionell zur Herstellung von Körben genutzt wird. Doyo wird aus den Fasern der Doyo-Pflanze hergestellt und mit natürlichen Materialien gefärbt. Von der Teilnahme an den Textilresidenzen erhofft sich Borneo Chic neue Designs für ihre traditionellen Herstellungsverfahren. Auf dem Weg vom Rohmaterial bis zum fertigen Modeartikel möchte BC mehr über die professionelle Designprozesse erfahren.
Rurungan sa Tubod, Puerto PrincessaPhilippinen
Die Stiftung Rurungan sa Tubod stärkt die einheimischen Communities in Palawan durch das Piña-Weben. Rurungan bietet neben der technischen Ausbildung, finanzielle und physische Infrastruktur für seine Weberinnen. Nachhaltigkeit und soziale Veränderung stehen im Zentrum von Rurungans Aktivitäten. Für ihre Webstoffe nutzt die Stiftung hauptsächlich Piña, eine einheimische Faser, die aus Ananasblättern gewonnen wird. Alle Herstellungsschritte – von der Fasergewinnung bis zum Weben – sind dabei Handarbeit. Aus der Ananaspflanze entsteht so ein eleganter, leicht durchsichtiger Stoff.
Studio Naenna, Chiang Mai, Thailand
Studio Naenna arbeitet mit der (Schussfaden-)Ikat-Technik. Aus handgewebten Stoffen auf natürlicher Basis werden Kleidungsstücke, Schals, Accessoires und Kunstwerke kreiert. Wichtig ist den Begründerinnen dabei eine umweltverträgliche und faire Produktionsweise sowie die Bewahrung jahrtausendealter Techniken. In der Zusammenarbeit mit der Designerin erhofft sich Studio Naenna neue Impulse und neue kreative Designs durch einen frischen Blick auf die Produkte.
Tanoti, Kuching, Malaysia
Tanoti stellt Stoffe für verschiedenste Modeartikel mittels der traditionellen songket Webtechnik, einer Form des Brokatwebens, her. Die Firma steht für die Bewahrung und Verbreitung der alten Techniken des songket-Webens und setzt sich darüber hinaus für die Weiterentwicklung der Tradition in neuen Märkten und Anwendungsfeldern ein. Im Textilresidenzen-Projekt möchte Tanoti, die eigenen Grenzen austesten und den Synergieeffekt von jungem Design und altem Handwerk für Innovationen, besonders neue Produkte, nutzen.
Die IKAT/eCUT Textilresidenzen sind ein gemeinsames Projekt von FOLKDAYS, be able e.V. und des Goethe-Instituts Indonesien.