Kota Kita Nanti versammelt lokale Akteur*innen aus den Bereichen Kunst, Design, Umwelt, Sozialwissenschaften und Technologie, die ihre Kompetenzen zur Gestaltung von aktuellen und zukünftigen Herausforderungen miteinander teilen. Im Laufe von drei Monaten bildeten sie ein Netzwerk, teilten ihre spezifischen Kenntnisse und erarbeiteten eine Publikation mit zwölf Perspektiven für mehr Nachhaltigkeit und Design in unserem täglichen Leben. Jede*r Akteur*in gestaltete dabei ein individuelles Booklet, das von den Leser*innen weiter geführt wird. Das Design gestaltete POT Branding House in engem Austausch mit den Akteur*innen. Im Laufe des Prozesses wuchs das Netzwerk immer weiter und so präsentieren wir Kota Kita Nanti mit einer Ausstellung, einer Workshop-Reihe und einer Publikation im November und Dezember 2021 als Teil der Bandung Design Biennale 2021.
Kota Kita Nanti ist ein Projekt des Goethe-Instituts Bandung in Zusammenarbeit mit Keni Soeriatmadja und Artati Sirman, Bandung Design Biennale und POT Branding House sowie zwölf lokalen Akteur*innen: Arekha Bentangan, Emeraldi Paramaeswara, Febryan Tricahyo, Gadis Prameswari, Grace Sahertian, Mei Suling, Misha Ahmad Azizia, Ratna Ayu Budhiarti , Reyza Ramadhan, R. Yuki Agriardi, Tarlen Handayani, und Yanuar P.F.
STADT (Bandung) (ist) Wir, (früher, heute, und) künftig
von Keni Soeriaatmadja und Artati Sirman
__
Kota Kita Nanti entstand aus dem Wunsch heraus, die Stadt Bandung mit den Augen ihrer Bewohner*innen in neuem Licht zu betrachten. Im Mittelpunkt sollten dabei die unterschiedlichen Initiativen stehen, welche die Bewohner*innen im Stadtgebiet, insbesondere während der unsicheren und verunsichernden Post-COVID-19-Pandemie durchführten.
Die Stadt Bandung ist über ihre Grenzen hinaus dafür bekannt, eine ganze Reihe von Künstler*innen in den Bereichen Musik, Bildende Kunst, Literatur und Performance hervorgebracht zu haben. Im Schoß dieser Stadt wuchsen außerdem nicht wenige Intellektuelle heran, die den Kurs des Landes mitbestimmten, sogar lange bevor die Nation ihre Unabhängigkeit erlangte. Was hat Bandung bloß, was andere Städte nicht haben? Warum streuen ausgerechnet hier so viele Menschen die Saat ihrer kreativen Gedanken aus? Warum erscheint es vielen so einfach und naheliegend zu sein, in dieser Stadt, die vor allem für ihre vergleichsweise kühlen Temperaturen und köstlichen Gaumenfreuden bekannt ist, künstlerische Werke zu schaffen? Welche Faktoren sind es, die die Menschen in dieser Stadt bei ihrer Entwicklung fördern. Und vor allem, welches Wissen kann geteilt werden, sodass die in Bandung geschaffenen Werke einen Nutzen auch für viele andere Menschen haben?
Solche anfänglichen Fragen bildeten den Ausgangspunkt für das Buchprojekt Kota Kita Nanti, das vom Goethe-Institut Bandung gemeinsam mit uns beiden, Keni Soeriaatmadja und Artati Sirman, initiiert wurde. Das Projekt begann als Forum der Auseinandersetzung mit der Stadt, in der wir leben. Wir wollten die Perspektive ihrer Bewohner*innen einnehmen und die Stadt durch die Brille ihrer Initiativen betrachten - Initiativen, deren Vielfältigkeit während der Pandemie zunehmend sichtbar wurde. Anhand von Uploads in den Sozialen Medien gegen Mitte des Jahres 2020 haben wir erkannt, dass unter anderem das Erlernen neuer Fertigkeiten eines der wirksamsten Mittel ist, um die schwierige Zeit der Pandemie zu überstehen, vor allem solche Fertigkeiten, die den Menschen erlauben, ihrem Alltag eine Bedeutung zu verleihen und einen Sinn zu geben. Tatsächlich geht es bei dem Wort Survival/Überleben nicht nur darum, den Magen zu füllen und Obdach zu finden, sondern auch darum, wie der Mensch seine Zeit weiterhin mit Dingen füllen kann, die für ihn bedeutungsvoll sind.
Von hier aus begannen wir damit, Kategorien von Fertigkeiten zu erstellen, die von einer Reihe von „Praktiker*innen“ aus unterschiedlichen Bereichen in die Tat umgesetzt wurden und deren Arbeiten uns inspirierten. So entstand eine Zusammenstellung von Initiativen mit Bezug zur Natur (
nature), Kultur (
culture) und Technologie. Diese Kategorisierung ist nichts anderes als der Versuch zu begreifen, dass Kreativität und menschliche Aktivität ganzheitlich und nicht nur menschzentriert sowie frei von zeitlicher Begrenzung sind. Die Fertigkeiten der Praktiker*innen in dieser Stadt folgen einem zeitlichen Verlauf, sie werden zu einer bestimmten Zeit in die Praxis umgesetzt, unterliegen aber weiterhin progressiven Überlegungen für die Zukunft.
Vor diesem Hintergrund haben wir uns darauf verständigt, dem Programm den Titel Kota Kita Nanti zu geben. Diese drei in einem Zusammenhang stehenden Begriffe sind unser Anker für Diskussionen mit den Praktizierenden, um Dinge zu hinterfragen, die wir als Bewohner*innen der Stadt Bandung bislang vielleicht als selbstverständlich hingenommen haben. Was bedeutet uns diese Stadt? Wer ist das Wir/Kita im Kontext der Stadt Bandung? Was können wir tun, um diese Stadt mitzugestalten (zu entwickeln) - in der kommenden Zeit, künftig/Nanti?
Die unterschiedlichen Berufe der Praktizierenden in diesem Buch bildeten vielleicht den Startpunkt für ihre jeweilige Einladung zu Kota Kita Nanti. In verschiedenen
Sharing Sessions, die wir dann durchführten, haben wir jedoch festgestellt, dass das, was diese Stadt Bandung ausmacht, die Menschen - ganz unabhängig von ihren beruflichen Zuordnungen - sind. „Diese Menschen“ nämlich, die zwar unterschiedlichste Hintergründe haben, aber langsam zu einem „Wir“ werden, wenn jede*r einzelne von ihnen im Einklang miteinander die jeweils verschiedenen Beobachtungen und Erkenntnisse und verschiedene Aspekte der Stadt Bandung beschreibt. Dingen, die früher oft übersehen wurden oder sogar unsichtbar waren, gaben sie eine Bedeutung durch ihr Interesse, welches sie im Folgenden zu Fertigkeiten entwickelten. Kota Kita Nanti versucht, die Gedanken der Praktizierenden aufzuzeichnen und zu teilen. In der Hoffnung, dass die Leser*innen, die die Ideen in diesem Buch in die Tat umsetzen, ebenfalls die Stadt Bandung wie sie heute ist entdecken und sogar ein Teil von dem Wir/Kita werden. Und dazu beitragen, der Stadt Künftig/Nanti eine neue Bedeutung zu verleihen.
Artati Sirman schloss ihr BA-Studium der Bildenden Kunst am Central Saint Martins in London ab und erledigte ihren MA in
Art Business am Sotheby's Institute of Art in London. Ihr Hauptinteresse ist an der Kunstmarktforschung und dem Kunstmanagement. Sie war drei Jahre lang Assistant Director bei ROH Projects, seit 2019 sie nach Bandung umzog, wo sie bei Auftragsprojekten für Gormeteria beratend tätig war und nun die PR- und Medienabteilung des Selasar Sunaryo Art Space (SSAS) in Bandung, Indonesien, leitet.
Keni Soertiaatmadja machte 2002 ihren Abschluss am Keramikstudio der FSRD ITB (Institut Teknologi Bandung) und erhielt den Ganesha Prize Award, der ihm ein Stipendium für ein Kurzmodul in Museologie an der Amsterdamer School of The Arts ermöglichte. Im Jahr 2019 schloss Keni ihren Master in Anthropologie an der FISIP UNPAD (Universitas Padjadjaran) ab. Mit einem Stipendium der Kelola Foundation gründete Keni 2015 das Sasikirana KoreoLAB & Dance Camp, ein Forum für die Entwicklung des zeitgenössischen Tanzes. Derzeit entwickelt sie DokumenTARI, eine Plattform zum Geschichtenerzählen, die eine Quelle für Studien für Tanzkünstler aus verschiedenen Regionen Indonesiens sein soll.
Wir sind
POT Branding House, ein Beratungsunternehmen für Markendesign und Kommunikation mit Sitz in Bandung, Indonesien. Wir sind spezialisiert auf Markenpositionierung, Identität, Namensgebung, Markenarchitektur, Ausdrucksformen und Aktivierungen. Wir helfen Markeninhabern, ihr inneres Potenzial zu reflektieren und sich bewusst in eine authentische Version ihrer Marke zu verwandeln. Zum Zeitgeist zu werden und eine sinnvollere Welt mitzugestalten.