Kristina Paustian

Kristina Paustians Werk Towards the Zero Point, das im Rahmen einer Künstlerresidenz in Rom entstanden ist, wird das erste Mal auf dem Media Art Festival im Rahmen der Ausstellung The power to change the world gezeigt und am 27. April um 16 Uhr im Museum MAXXI in der Sektion „Künstlerresidenzen“ vorgestellt.

Kristina Paustian Kristina Paustian | © Media Art Festival Kristina Paustian, geboren 1985 in Omsk, Russland. Sie absolvierte erfolgreich die Universität der Künste in Berlin mit den Schwerpunkten Kunst und Medien.

Ihre Arbeiten sind Teil der internationalen Filmfestivals und Ausstellungen, wie Les Rencontres Internationales (Paris, Toronto, Berlin), Torino Film Festival (TFF), European Media Art Festival Germany, Kuandu Museum of Fine Arts in Taipei, Berlin Art Week, Victoria Art Center Bucharest Romania, Deutscher Künstlerbund.

2017 erhielt sie das Elsa-Neumann-Stipendium des Landes Berlin. Ihr erster Langfilm wurde mit dem Arte Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet.

TOWARDS THE ZERO POINT

(2017, interaktive 3D-Videoinstallation, Loop)
 

Bei Towards The Zero Point (wörtl. In Richtung Nullpunkt) geht es um die Strategien des menschlichen Zivilisationsfortschritt: Eroberung und Aneignung. Die Idee war es, in der Geschichte zurückzublicken und ein Beispiel zu finden: die Eroberung des Nordpols – ein Gebiet, das von den Ländern zwar sehr geschätzt wird, das bald von den Landkarten zu verschwinden scheint, hauptsächlich wegen der Folgen des wirtschaftlichen Wachstums eben dieser Länder.

Der Kampf um den Nordpol begann im 18. Jahrhundert. Der Nordpol selbst ist ein einzigartiges Phänomen – man kann weder etwas von dort mitnehmen, noch etwas hinterlassen, das später gefunden werden könnte. Den Nullpunkt (90°) zu erreichen hat viel mehr mit Ego zu tun, wie auch mit der Notwendigkeit, der erste zu sein – als wichtigste Faktoren menschlicher Zivilisation.

Im 21. Jahrhundert, nachdem entdeckt wurde, dass sich 30% der Ölressourcen der Welt unter diesem Eis befinden, beanspruchen alle Länder, die geographisch gesehen mit ihm angrenzen, den Nordpol für sich.

Solange der Nordpol noch als Gebiet existiert, wird der Besucher zu einer 3D-Reise eingeladen, wo er seine Flagge auf den geographischen Nullpunkt setzen kann - vorausgesetzt, er erreicht ihn.

Interview

Wie kamen Sie zur Medienkunst bzw. in Ihrem Fall zur Videokunst und was begeistert Sie an diesem Genre?
Der Film fasziniert mich, seit ich mich kenne. Die Videokunst bedient sich ähnlichen Mitteln, hat aber nicht den „diktatorischen“ Charakter des Films und ist dadurch direkter, und für weitere Zutaten offen. Und für diese Freiheit sucht man wiederum strengere Formen. Die Videokunst ist ortsbezogen in dem Sinne, dass sie mit ihm umgehen muss, und der Raum wiederum mit dem, was sie mit ihm macht. Das alles macht neugierig. Im Kino werden alle drei Wände einfach schwarz wegradiert.
 
Was reizte Sie an der Residenz und an Rom?
Der Charakter der Stadt ist dermaßen überwältigend, dass man Ideen aufbringen muss, sich auf sie einzustellen oder ihr entgegenzuhalten. Das reizt die Wahrnehmung und regt die Kopfarbeit an.
 
Was gefiel Ihnen an Rom und was gar nicht?
Die Zeit in allen ihren Fassetten. Aufstehen, nach Draußen gehen, vor geschlossenen Läden stehen, mit dem Zug reisen, etwas vorzuhaben, von der italienischen Spontaneität mitgenommen zu sein, Plätze zu entdecken, die man in Filmen gesehen hat, Filme zu entdecken, die zu dem Ort passen, Spuren zu sehen, an denen Religionsgeschichte geschrieben wurde, von Santa Maria Sopra Minerva am Weihnachten auf dem Fahrrad auf uraltem Steinpflaster, umgeben von Steinen, in die Visionen der Menschen von gestern eingemeißelt sind, man liest sie neu – die Geschichte, die sich einem von allen Richtungen, mit jedem Schritt eröffnet.
 
Welche Themen inspirieren Sie zu Ihren Werken?
Widersprüchliche.
 
Mit welchem Künstler würden Sie gern mal zusammenarbeiten?
Mit einem bestimmten? Eine Zeitmaschine bräuchte man dafür jedenfalls.
 
Was wollten Sie schon immer mal ausprobieren – auch künstlerisch – und haben es sich bisher nicht getraut?
Dinge zu Ende zu bringen, die man sich getraut hat, vorzustellen.
 
Mit wem würden Sie gern mal einen Tag tauschen? Mit welchem Künstler oder welcher Persönlichkeit?
Vom Ausweichen oder Tauschen halte ich nicht so viel. Aber mal einen Tag zusammen zu verbringen!
 
Sie reisen auf eine einsame Insel. Was würden Sie in jedem Fall mitnehmen?
Die Bereitschaft für eine längere Zeit allein zu sein.