Mit dem Fokus auf die Kreativ- und Kulturwirtschaft in Jordanien hat das Goethe-Institut vom 05. bis zum 10.03.2020 einen Workshop zum Thema Food Design organisiert — eine neu entstandene Designdisziplin, die die Gesamterfahrung des Essens sowie Lebensmittel als Material für Design genauer untersucht. Dabei soll ein Gesamtbild des Ökosystems des Essens kreiert werden: die Herkunft der Lebensmittel, die Essensrituale und -instrumente, unser Wohlbefinden und die damit verbundene Nachhaltigkeit. Im Zusammenhang mit Design wird Nahrung nicht nur als visuelles Kommunikationsmittel verstanden, sondern auch als eine multisensuelle Substanz, welche gesellschaftliche und ökologische Fragen aufruft und Lösungsansetze bildet.
Für den Workshop kamen 11 Teilnehmer*innen unterschiedlicher Disziplinen wie Design, Architektur, Kunst, Kulinarik und Ernährung zusammen. Während sechs intensiver Tage hat sich die Gruppe auf eine Reise zu verschiedenen Stationen der Nahrungsgewinnung, der Verarbeitung und dem Konsum in Jordanien begeben, vom Anbau bei den Orangenbaumplantagen im Jordantal über die handwerkliche und industrielle Nahrungsmittelproduktion bis hin zur Verteilung, dem Verbrauch und schließlich dem Abfall. Jeder der Besuche der verschiedenen Stationen endete mit abwechslungsreich kuratierten Mahlzeiten, während derer die Teilnehmer*Innen über Fragen wie die Verschwendung von Nahrungsmitteln, Probleme der Nahrungsmittelversorgung und des übermäßigen Konsums in Jordanien diskutierten und über Lösungsmöglichkeiten nachdachten. An dem Workshop haben auch zwei Designer*Innen des FANTASMEEM-Projektes aus dem Libanon teilgenommen.
Um den Dialog mit der Öffentlichkeit zum Thema Food Design zu fördern und die Möglichkeiten dieses Designbereichs und seine Relevanz in Jordanien zu erkunden, haben die Teilnehmer*innen die Endergebnisse ihrer Auseinandersetzungen in Form eines offenen, performativen Essens der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Essen und die Präsentationen, die an verschiedenen Orten auf dem Campus der MMAG-Foundation stattfanden, gingen Fragen nach der Verbindung des Menschen mit der Natur, Essgewohnheiten und –ritualen nach. Sie haben dabei auch Wege für eine nachhaltigere Gestaltung der Ernährung aufgezeigt. Das Event war ein erster Versuch, durch eine kuratierte gemeinschaftliche Erfahrung eine sinnvolle Verbindung der Designdisziplin mit dem Thema Essen und dem Material Lebensmittel auszuloten.
Der Workshop wurde von der jordanischen Historikerin Maryam Khasawneh und der deutschen Food-Designerin Ines Lauber geleitet.
Über Ines Lauber
Inés Lauber arbeitet an der Schnittstelle von Design, Kunst und Gastronomie. Sie betreibt in Berlin ihr eigenes Food Design Studio, das sich mit Esskultur auf allen Ebenen beschäftigt. Sie organisiert unter anderem Abendessen, Pop-up-Restaurants oder Bars, gibt Workshops und arrangiert Aufführungen.
Über Maryam Khasawneh
Maryam Khasawneh ist eine freiberufliche Wissenschaftlerin im Themenfeld der osmanischen Kultur- und Politikgeschichte. Sie forscht unter anderem über Lebensmittelzubereitungspraktiken in ihrer Heimat Jordanien aus historischer und anthropologischer Perspektive. Zurzeit arbeitet sie an ihrem neuen Projekt, einer Zeitschrift mit dem Titel Balsam, die sich der Wertschätzung landwirtschaftlicher und kommunaler Praktiken in Jordanien und der Levante-Region widmet.
Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) implementiert die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH das länderübergreifende Programm „Kultur- und Kreativwirtschaft“ in Kooperation mit dem Goethe-Institut. Das Programm verbessert die Einkommens- und Beschäftigungsperspektiven von Kreativschaffenden in sechs Partnerländern: Libanon, Jordanien, Irak, Kenia, Senegal und Südafrika. Dabei konzentrieren sich die Aktivitäten auf die Subsektoren Design, Musik, Animation und Mode. Neben der Stärkung der unternehmerischen und digitalen Kompetenzen von Kreativschaffenden, setzt das Programm an der Verbesserung der Rahmenbedingungen sowie an der Stärkung des Ökosystems der Kultur- und Kreativwirtschaft an.