Band-Profil
Die Tödliche Doris
Die Kunststudenten Wolfgang Muller und Nikolaus Utermöhlen gründeten 1980 Die Tödliche Doris in West-Berlin. Chris Dreier spielte von 1980 bis 1981 mit, Dagmar Dimitroff von 1981 bis 1982. Danach wurden Elke Kruse, alias Käthe Kruse, und Tabea Blumenschein Mitglieder der Band. Weitere Künstlerinnen und Künstler beteiligten sich sporadisch. Neben einer Vielzahl von Instrumenten experimentierten sie mit defekten Tonbändern
und Kassettenrekordern. Besetzung, Kostüme und Musikstil variierten von Auftritt zu Auftritt, die zu Performances gerieten.
Von Beginn an war Die Tödliche Doris ein konzeptionelles Kunstprojekt: Zu der Musik entstanden unter anderem Kunstobjekte, Installationen, Texte, Filme und Fotografien. Die Künstlerinnen und Künstler sprachen von einem ≫Popstar ohne Körper≪. Das erste Audiotape der Band, Der siebenköpfige Informator, erschien 1980, begleitet von umfangreichem Bildmaterial. Es folgten die unbetitelte 12-Inch-Maxi-EP, bekannt als Sieben tödliche Unfälle im Haushalt und die LP mit dem Titel » «. Chöre & Soli von 1983 bestand aus acht Miniphonplatten, einem batteriebetriebenem Abspielgerät und einem Buch. Die Tödliche Doris hat dabei ihre Unabhängigkeit vom Musikmarkt spielerisch unter Beweis gestellt. Das Album Unser Debut von 1985 war dann unerwartet poppig. Ein Jahr später erschien mit Sechs ein sperriges, experimentelles Album. Tatsächlich wurden beide Alben gemeinsam im Studio aufgenommen und bilden, auf zwei Plattenspielern gleichzeitig abgespielt, Die unsichtbare 5. LP.
1987 nahm Die Tödliche Doris an der documenta 8 teil, 1983 war sie bereits im Rahmenprogramm von Harald Szeemanns Ausstellung Der Hang zum Gesamtkunstwerk vertreten sowie im New Yorker Museum of Modern Art und im Musee d’Art Moderne in Paris. Um die Öffentlichkeitsarbeit kümmerte sich die fiktive Pressesprecherin Monika Reichert, beispielsweise mit der Versendung abstruser Absagekarten. Das Manifest Geniale Dilletanten hatte Wolfgang Müller schon 1981 im Merve Verlag veröffentlicht. Im Herbst 1987 löste sich Die Tödliche Doris offiziell auf.
Im Jahr darauf, nach Tokio eingeladen, bot Die Tödliche Doris statt des gewünschten Konzerts ein Theaterstück an und spielte sich selbst. Das Stück Das war Die Tödliche Doris (1980–1987) brachte ihren Werdegang und ihr Schaffen in sieben Akten auf die Bühne. Zum Schluss trat der Musikkritiker und Produzent Masanori Akashi mit einer Flasche Wein auf die Bühne und ließ verlauten, die Band habe sich in Wein aufgelöst und schmecke gut.