“Kunst am Bau” ist die Idee, einen bestimmten Prozentsatz der Baukosten von öffentlichen Gebäuden für Kunst aufzuwenden. In Deutschland beschloss das Parlament 1950, bei allen Bundesaufträgen für Baumaßnahmen grundsätzlich einen Betrag von mindestens 1% der Bausumme für Werke bildender Künstler*innen vorzusehen. Diese gesetzliche Regelung sollte das von den Nationalsozialisten zur Verödung gebrachte Kulturleben mit neuen Impulsen versehen.
An diese Idee knüpfen wir an mit dem Werk “Invisible/Visible - relation and process“ von Keiji Uematsu und Nobuko Watanabe, Es besteht aus sechs Zeichnungen bzw. Collagen. Die Originale befinden sich im Inneren des Gebäudes, aber Reproduktionen der sechs Werke werden vergrößert an der Südfassade des Goethe-Instituts Villa Kamogawa in Kyoto installiert, an der Stelle der Reparatur.
Die zickzackförmigen Nähmaschinenstiche, die Watanabe auf der im Laufe der Zeit verwitterten Oberfläche der Außenwand aufbringt, erinnern an hastig angebrachte „Flicken“. Uematsus Zeichnungen entstehen aus seinem Interesse an Schwerkraft und Anziehungskraft und beschäftigen sich mit materiellen Objekten wie Meteoriten und schwebenden Steinen, schließlich mit von Steinen gezeichneten Kreisen, deren spirituelle und unsichtbare Umrisse er damit thematisiert.
Die sechs Werke veranschaulichen ironisch die Funktion und Wirkung der restaurierten Fassade (Wind- und Regendichtheit) und erinnern gleichzeitig an die Verspieltheit eines Künstlerhauses. Die Installation an der Fassade und die Originale im Inneren geben der Villa Kamogawa ab dem 22. November ein neues kulturellen Profil: sichtbare und unsichtbare Beziehungen und Prozesse rücken in den Mittelpunkt unserer Arbeit.