a.o. Prof. Junko Miki
Kyoto Institute of Technology, Department of Design and Architecture
Videoinstallation für nur eine Nacht – ein Projekt mit Nika Radić

Junko Miki © Junko Miki Junko Miki Junko Miki
Am Abend des 15. Juli 2017, an dem Kyoto durch das Gion-Fest prächtig geschmückt und von zahlreichen Menschen besucht wurde, zeigte die sich in der Villa Kamogawa aufhaltende Künstlerin Nika Radić im Kyoto Institute of Technology, das am nördlichen Rand der Stadt liegt, ihre neue Videoinstallation, die sie an die Außenwand und das Treppenhaus der Hochschule projizierte. Das Zustandekommen dieser Installation wurde von mehreren zufälligen Begebenheiten zwischen der Villa Kamogawa und mir geprägt.

Die Idee zu einem Installationsprojekt hatte mich schon lange vor der Begegnung mit Nika beschäftigt und geht auf einen alten 16mm-Film zurück, der sich im Besitz unserer Hochschule befindet. Der Film zeigt die Umstände der Bauarbeiten an einem 1930 fertiggestellten und auch jetzt noch benutzten Hochschulgebäude. Mit diesem Projekt sollten Gegenwartskünstler*innen, insbesondere aus Kulturkreisen außerhalb Japans, durch die in diesem Film abgelichteten Szenen, wie z. B. Pferde, die Stahlgerüste ziehen, zeigen, oder Arbeiter, die Material zur Betonherstellung in Eimern mit Tragestangen schleppen, zur Gestaltung neuer Videos angeregt werden. Durch Projektion an jenes alte Gebäude hoffte ich auch, dass sich neue Interpretationen der Geschichte dieses Ortes herausbilden könnten. Mehrere Jahre blieb es nur bei der Konzeption, bis im Frühling 2017 diese Idee einer ortsspezifischen Installation von der Hochschule für ihr KYOTO Design Lab Projekt ausgewählt wurde und sich somit ein Weg zur Verwirklichung eröffnete.

Nun ist eine Hochschule an vielerlei Vorgaben gebunden, sodass die nächtliche Installation am Hochschulgebäude auf nur einen Tag, den 15. Juli, beschränkt werden musste. Es gab jedoch keinen Etat, um dafür extra aus dem Ausland Künstler*innen einzuladen, andererseits war die Zeit für eine Ausschreibung für sich in Kyoto aufhaltende Künstler*innen zu knapp. Als ich mir zur Zeit der Kirschblüte zufällig die Internetseite des Residenzprogramms der Villa Kamogawa anschaute, entdeckte ich unter der Vorstellung der von jetzt an nach Japan kommenden Künstler*innen dann den Namen Nika Radić mit der Berufsbezeichnung Videokünstlerin. Über den beigefügten Link gelangte ich zu ihrer Internetseite mit ihren bisherigen Produktionen, wobei mir das Konzept einiger ihrer Werke ins Auge stach, das zu meinem Erstaunen im Gleichklang zu dem von mir angedachten Projekt stand. Ich rief sofort in der Villa Kamogawa an, suchte den Direktor, Herrn Wernhard, auf und bat ihn, Nika über mein Projekt zu informieren. Ende April zeigte ich der erst kurz zuvor angereisten Nika das alte Hochschulgebäude. Wir sahen uns zusammen den 16mm-Film an und projizierten mit einem Beamer Licht an das Gebäude. Nachdem wir die Textur der Projektionsbilder und den Zustand der Geräte kontrolliert hatten, fragte ich Nika, ob sie an dem Projekt mitarbeiten wolle. Ihre Antwort war kurz und bündig: »Ja, natürlich.«

Damit begann eine dreimonatige Produktionskollaboration mit Nika Radić, und es entstand eine Installation, die ohne sie niemals zustande gekommen wäre. Wir sind auch jetzt noch in Kontakt. Rückblickend muss ich sagen, dass die Mitarbeiter*innen der Villa Kamogawa die vom eigentlichen Programm abweichende unerwartete Entwicklung stets warmherzig unterstützt haben. Ich vermute allerdings, dass dies auch ein wenig von Herzklopfen begleitet war. Vielleicht ergibt sich einmal die Gelegenheit, mich genauer danach zu erkundigen.



 
Deutsche Übersetzung: Isolde Kiefer-Ikeda

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