Prof. Haruhito Sano
Rektor, Kyoto Architectural College
Zum zehnjährigen Jubiläum der Villa Kamogawa
2016 erhielt ich von der Villa Kamogawa die Nachricht, dass der Berliner Architekt Ludwig Heimbach Japan besuchen werde und großes Interesse an traditionellen japanischen Häusern habe. Ich wurde gebeten, ihm solche Häuser zu zeigen. Daraufhin führte ich Herrn Heimbach zum Yoshiyamachi-Haus, das dem College gehört, an dem ich unterrichte, und zu einem weiteren in der Nähe liegenden, dem Yoshiwara-Anwesen. Frau Kazue Yoshiwara, die einen regen Austausch mit Künstler*innen pflegt, sah sich mit großem Interesse auch die Arbeiten von Herrn Heimbach im Kyoto Art Center an.
2018 kamen Klara Bindl und Michael Beutler aus Aachen, die mit dem Reetdachdecker-Meister Ikuya Sagara befreundet sind, in die Villa Kamogawa. Ich organisierte die Teilnahme an einer Teezeremonie von Studenten in dem oben erwähnten traditionellen Haus und schnitt mit ihnen Schilfgras am Flussbett des Kizugawa. Bei diesen beiden heiteren und erfrischenden Menschen konnte ich ein Gemüt erspüren, das mit der japanischen Kultur (der großen japanischen Empfindsamkeit) einfühlend mitschwingt. Im gleichen Jahr hatten wir noch einen weiteren Besucher in der Person von Herrn Ansgar Staudt. Mir ist noch in guter Erinnerung, wie erfreut er war, in den schlichten Räumen eines traditionellen Stadthauses, in denen nichts herumsteht, die Erfahrung des japanischen Geistes des Danshari machen zu können.
2019 begegnete ich wieder Kay Fingerle, der Gattin von Herrn Heimbach. Ich zeigte ihr zu Guest Houses umgebaute traditionelle Häuser. Solche Renovierungsarbeiten waren damals in Mode. Sie äußerte sich dezidiert kritisch über das Gewinnstreben, auf das dies ausgerichtet war, und die damit verbundene Unnatürlichkeit, indem man traditionsreiche Häuser mit modernen Mitteln zu einem schicken Wohnraum herausputzt. In Bezug auf ihre äußerst interessante Präsentation und auch auf ihre kritischen Äußerungen zur Renovierung traditioneller Häuser hätte ich ihr gerne weitere Fragen gestellt, doch reichten meine Sprachkenntnisse dafür leider nicht aus.
Im Nachhinein besehen haben sicher die Partys des ehemaligen Institutsleiters Herrn Wernhard bei sich zuhause viel zum Entstehen solcher menschlichen Bindungen beigetragen. Leider kann aufgrund der sich ausbreitenden Infektionen durch Covid-19 derzeit kein derartiger Ort für den künstlerischen Austausch geschaffen werden. Es wäre zu begrüßen, wenn diese Tradition fortgesetzt würde, sobald die Umstände es wieder erlauben.
Deutsche Übersetzung: Isolde Kiefer-Ikeda