Prof. Satoru Takahashi
Kyoto City University of Arts
Vom Jenseits aus betrachtete Landschaften
Dieses Projekt gab den Anlass zu einer Ringveranstaltung, in der Stipendiat*innen der Villa Kamogawa als Vortragsreferenten an die Kyoto University of Arts eingeladen wurden. Ungefähr ein Jahr lang konnten in experimenteller Form mehrere Präsentationen von Stipendiat*innen stattfinden. Ich habe durch den Austausch begriffen, dass man zwar glaubt, sich in der gemeinsamen Sprache der Kunst auszudrücken, dass diese aber wegen der im Hintergrund wirkenden Unterschiede in der Erziehung und der gesellschaftlichen Voraussetzungen verschiedene Bedeutungen in sich trägt. In diesem Sinne böte es sich an, den Stipendiat*innen Ateliers der Universität zur Verfügung zu stellen, da die Villa Kamogawa selbst über keine Werkstätten verfügt. So könnte man an dem Ort, an dem über wertvolle technische Sensibilität und Produktion Entscheidungen gefällt werden, mit der Essenz eines jeden Künstlers in Berührung kommen, was alleine aus Werkspräsentationen heraus nicht möglich ist. Diese Aufgabenstellung sollte auch weiterhin sorgfältig im Auge behalten werden.
Ich komme zum letzten Punkt, zum Gaststipendien-System der Villa Kamogawa, das zur Qualitätserweiterung von Produktion und Forschung beiträgt. Doch noch wichtiger ist, es den Stipendiat*innen zu ermöglichen, vom zugehörigen Ort abzuheben, sodass ihre Füße gewissermaßen wenig über dem Boden schweben, um sich einen von den Realitätsprinzipien der Gesellschaft losgelösten, unbelasteten und von Verantwortung befreiten Blick zu schaffen. Heutzutage wird großer Wert auf Diversität gelegt, doch findet andererseits durch das Netzwerk der globalen Werturteile auch eine Homogenisierung des Realitätsprinzips, das heißt der Kriterien der gesellschaftlichen Werturteile statt. Mir scheint, dass sich auch die Sichtweisen auf die Welt immer mehr vereinfachen.
Die Villa Kamogawa lässt eine Perspektive des Anderen entstehen, die eine Distanz zum Realitätsprinzip bewahrt, nimmt das Einklammern des Jetzt und Hier vor und hält an ihrer Funktion als externer Speicher fest, der die Bedeutung des Jetzt und Hier kontinuierlich hinterfragt. Dafür möchte ich mich von Herzen bedanken.
Deutsche Übersetzung: Isolde Kiefer-Ikeda