Literatur als Feminismus, Schreiben unter dem Zeichen "Frau", Schreiben in Japan bzw. in Deutschland: Als die Schriftstellerinnen Yui Tanizaki und Lilian Peter sich 2019 in Kyoto kennen lernten und ins Gespräch miteinander kamen, entstand eine spontane Freundschaft, an die sie nun, eineinhalb Jahre später, wieder anknüpfen – diesmal in ihrer jeweiligen Mutter- und Schreibsprache, in Form von Briefen, die von den Literaturübersetzerinnen Miho Matsunaga und Isolde Kiefer-Ikeda übersetzt werden und fortlaufend erscheinen. Dieser Briefwechsel ist zu keinem Zeitpunkt privat, sondern von Anfang an eingeschrieben in einen öffentlichen Raum, in Fragen des Übersetzens und Übersetztwerdens zwischen den Kultur- und Zeichensystemen des Japanischen und des Deutschen. Ein literarisches Experiment im Spannungsverhältnis zwischen persönlicher Adressierung, Übersetzung und instantaner Veröffentlichung.
Lilian Peter studierte zunächst als Jungstudentin Klavier (RSK/Musikhochschule München), dann Philosophie, Altgriechisch und Musikwissenschaften u.a. in Wien und Heidelberg. Zweitstudium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Studienaufenthalte führten sie nach Prag, Paris und New York. Ihre Texte erschienen bislang in zahlreichen Literaturzeitschriften, darunter Lettre International, Still Magazin, Edit und BELLA triste. Sie arbeitet zudem als Übersetzerin, Lehrbeauftragte/Mitarbeiterin in Philosophie (FernUniversität in Hagen) und verfasst gelegentlich Arbeiten für den Rundfunk. 2018 erschien ihr Essay "Diebinnen im Paradies", für den sie den Edit Essaypreis 2017 erhielt, bei Matthes&Seitz Berlin. Seit Januar 2020 schreibt sie die monatliche Kolumne „How To Cook A Phallus“ für fixpoetry. 2020 erhielt sie ein Arbeitsstipendium des Berliner Senats. Sie war von Januar bis April 2019 als Stipendiatin zu Gast in der Villa Kamogawa. peterslilie.wordpress.com
Yui Tanizaki (Autorin, Übersetzerin)
Geboren 1978 in Fukui, Japan. Sie absolvierte den Masterstudiengang der Literatur an der Universität Kyoto. Für ihren Debüt-Roman „Maiochiru Mura“ erhielt sie den Bungakukai-Preis für neue AutorInnen. Im Jahr 2019 wurde sie für den Roman „Kagami no nakano Asia“ mit dem Kunstförderpreis des japanischen Kulturministeriums ausgezeichnet. Sie ist neben ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin auch als Übersetzerin von englischsprachiger Literatur aktiv. Zu ihren Romanen gehören beispielsweise „Maiochiru Mura“ (Bungei-Shunjû-Verlag), „Toraware no shima“ (Kawade-Shobou-Verlag), „Kagami no nakano Asia“ (Shûeisha-Verlag), „Wara no Ou“ (Shinchosha-Verlag) und „Too no Nemuri no“ (Shûeisha-Verlag). Unter anderem hat Tanizaki die Werke „A Visit from the Goon Squad” von Jennifer Egan, „We Need New Names” von NoViolet Bulawayo, und „The Underground Railroad“ von Colson Whitehead (alle Hayakawa-Verlag) übersetzt. Sie ist Associate Professorin für Kreatives Schreiben an der Kindai-University, Osaka.