Perspektive Deutsch: Die Zukunft von DaF in Japan gemeinsam gestalten
Am 24. September 2022 veranstaltete das Goethe-Institut ein Symposium "Perspektive Deutsch! : Die Zukunft von DaF in Japan gemeinsam gestalten". Die Teilnehmende, darunter deutsche Professor*innen und Lehrkräfte an Universitäten und Oberschullehrende, sowie geladene Gäste aus dem Französischunterricht, hörten Vorträgen, Fallberichten und diskutierten bei der Gruppenarbeit und Podiumsgesprächen über Zukunftsperspektiven des Fremdsprachenunterrichts.
Am 24. September 2022 veranstaltete das Goethe-Institut Tokyo eine Fachkonferenz mit dem Titel "Perspektive Deutsch: Die Zukunft von DaF in Japan gemeinsam gestalten" auf dem Hiyoshi Campus der Keio Universität. An der Konferenz nahmen insgesamt 40 Deutschlehrende an Universitäten, sowie geladene Gäste aus dem Bereich des französischen Sprachunterrichts teil.
Im Anschluss an die Eröffnungsrede hielt Tatsuya Ohta (Professor an der Nanzan-Universität, Präsident des Verbands der Deutschlehrenden in Japan) die ersten Keynote Speech zum Thema „Welche Kompetenzen werden von DaF-Lehrenden heute und in Zukunft erwartet? - Bestandsaufnahme und Herausforderung von Deutschdidaktik-Kursen“.
Der Vortrag berichtete über den aktuellen Stand des Deutschlehrer*innenausbildung sowie über die Ergebnisse einer kürzlich durchgeführten Fragebogenerhebung unter Didaktikkursleitenden. Im Vortrag wurden auch die jüngsten Trends in der Pädagogik, die Anforderungen der Studiengänge und die neuesten Trends in der Fremdsprachenvermittlung und der Lehrkraftausbildung vorgestellt, wobei die Diskrepanz zur aktuellen Situation der Deutschlehrkraftausbildung in Japan und die künftigen Herausforderungen deutlich wurden. Die zweite Keynotespeech mit dem Titel „Wie kann mehrsprachige Bildung entwickelt werden? - Mit Schwerpunkt auf der Sekundarbildung“ von Herrn Yoshiro Yamazaki (Vorstandsvorsitzender von JACTFL: Japan Council on the Teaching of Foreign Languages) berichtete über die aktuelle Situation der Fremdsprachen außer Englisch in der Sekundarstufe und die neuen Lehrplanrichtlinien. Er erläuterte auch den Stand der Umsetzung von anderen Fremdsprachen als Englisch bei der einheitlichen Aufnahmeprüfung zur Universitäten und die Sprachenpolitik der Regierung auf der Grundlage von detaillierten Daten.
Im zweiten Teil wurden drei Fallstudien als "Best Practice in der Lehrkraftausbildung" vorgestellt. In dem Bericht von Kazumi Sakai (Außerordentlicher Professor der Dokkyo-Universität; emeritierter Professor der Keio-Universität) mit dem Titel „Was sollte im DaF-Lehramtskurs unterrichtet werden? -aus der Lehrpraxis von 2022?
Die ersten drei Punkte wurden klar formuliert: Bei der Ausbildung von Deutschlehrkraft sollte es nicht darum gehen, die Deutschkenntnisse der Studierenden zu verbessern, sondern ein Mindestmaß an Wissen, Fertigkeiten, Gedanken und Einstellungen zu entwickeln, die für den Beruf einer Lehrkraft erforderlich sind; es ist notwendig, Studierende auszubilden, die die Stellung des Fremdsprachenunterrichts (außer Englisch) in der japanischen Sekundarschulbildung verstehen und die Bedeutung seiner Existenz einschätzen können; und es ist notwendig, Studierende auszubilden, die die sprachliche und kulturelle Situation in der japanischen Gesellschaft verstehen und die Bedeutung des Fremdsprachenunterrichts auf dieser Grundlage einschätzen können.
Nachdem diese drei Punkte klargestellt waren, wurde der von der Japanischen Gesellschaft für Germanistik, der Verband der Deutschlehrenden in Japan und dem Goethe-Institut Tokyo gemeinsam organisierte "Deutschlehrende Ausbildungskurs" vorgestellt und die aktuellen Themen im Sprachunterricht diskutiert. Die Bedeutung der aktuellen Themen in der Sprachausbildung (Kultivierung von Global Citizenship, Mehrsprachigkeit und Multikulturalität, CLIL usw.) und der CEFR wurden diskutiert, gefolgt von Berichten über praktische Beispiele an der Dokkyo Universität und der Chuo Universität.
Der folgende Vortrag "Aktuelle Bedingungen und Aufgaben der französischen Lehrkraftausbildung“ von Yuko Komatsu (Ochanomizu University/Vice President La Société Japonaise de Didactique du Français) berichtete, dass die Krisensituation im Fach Französisch fast die gleiche ist wie im Fach Deutsch. Mit anderen Worten: Die Zahl der Studierenden, die Französisch als Unterrichtsfach studieren, ist äußerst gering, die Zahl der Universitäten mit französischsprachigen Studiengängen ist nach der Reakkreditierung der Lehramtsstudiengänge ebenfalls stark zurückgegangen, es gibt nur wenige Praktikums- und Beschäftigungsplätze, es gibt nur wenige Fachlehkraft, die für "Französisch als Unterrichtsfach" zuständig sind, und in vielen Fällen gibt es keine Kenntnisse über den Französischunterricht an Mittel- und Oberstufenschulen. Die Zahl der Lehrkräfte, die sich auf "Methoden des Französischunterrichts" spezialisiert haben, ist gering, und in vielen Fällen sind sie mit dem Bereich des Französischunterrichts an Mittel- und Oberschulen nicht vertraut. Schließlich wurden folgende Themen als Herausforderungen angesprochen: die Fortführung und Verbesserung der Lehrprogramme, die Sensibilisierung und Mobilisierung von Hochschullehrern, die Entwicklung eines Systems zur Bewertung der Lehrleistung an den Universitäten, die Anerkennung der Bedeutung einer mehrsprachigen Ausbildung über das Englische hinaus (Appell an die Gesellschaft). Es wurden wichtige Vorschläge gemacht, um die Möglichkeit der sprachübergreifenden Lehrkraftausbildung und der Lehrkraftfortbildung zu suchen.
Der dritte Beitrag war eine Videobotschaft aus China, in der das Video " DaF Netzwerkarbeit aus der Praxis " gezeigt wurde. Die drei Akteure, darunter Sabine Wilmes (Leiterin der Sprachabteilung, Goethe-Institut Peking), berichteten über die DaF-Vernetzung aus der Praxis in China.
Am Nachmittag wurden die Teilnehmende in drei Gruppen aufgeteilt und über folgenden Themen diskutiert: a) " Was bedeutet für Sie guter DaF-Unterricht?“ und b) " Wie könnte man die DaF-Ausbildung in Japan nachhaltig stärken?"
Anschließend kamen alle wieder zusammen und die Gruppenleiter berichteten über ihre Diskussionen. Alle Gruppenleiter und Oliver Phan-Müller, Leiter der Spracharbeit vom Goethe-Institut Tokyo, nahmen an die Podiumsdiskussion teil, moderiert von Herrn Sakai. Teilnehmende aus dem Publikum stellten Fragen und beteiligten sich an dem Austausch.
Zu Punkt a) wurde diskutiert, ob der kommunikative Ansatz (CA) für den Deutschunterricht in Japan geeignet ist und wie die Grammatik behandelt werden sollte. Den Berichten zufolge wurde die Meinung geäußert, dass CA zeitaufwändig und schwierig ist und nur wenig Zeit für den Unterricht zur Verfügung steht (die Lernenden sind mit dem Niveau A1 nach einem Jahr nicht zufrieden, und die Schüler*innen wollen auch Grammatik lernen), und dass die Lernmethoden durch die Festlegung von Zielen bestimmt werden sollten. Auf die Frage " Was bedeutet für Sie guter DaF-Unterricht?" wurde die Meinung geäußert, dass er die Perspektiven der Lernenden erweitern, die Reflexion über die eigene Kultur fördern und die Lernfähigkeit entwickeln sollte.
In Bezug auf Punkt b) wurde angemerkt, dass Hochschullehrende keine Zeit für Fortbildung haben und dass sie keine Informationen über Fortbildung erhalten. Es wurde auch geäußert, dass Doktoranden, die zukünftige Lehrkraftanwärter*innen sind, nicht in der Lage sind, an der Lehrkraftausbildung teilzunehmen, weil sie sich vorrangig um ihre Doktorarbeit kümmern müssen. Als Verbesserungsvorschläge wurde auf die Bedeutung der Vernetzung von Lehrkräften hingewiesen, z. B. durch einen aktiven Meinungsaustausch zwischen Oberschule- und Hochschullehrenden, und/oder Festangestellte und Honorarlehrkräften. Die Idee, dass die Lehrkraftausbildung Teil eines Masterstudiengangs sein sollte, und die Einrichtung eines universitätsübergreifenden Konsortiums, in dem Master- und Doktoranden Kurse zur Lehrkraftausbildung belegen können, wurden ebenfalls eröffnet.
In der Diskussion wurde darauf hingewiesen, dass es gemeinsame Probleme in der Lehrkraftausbildung bei Deutsch und Französisch gibt, und es wurde vorgeschlagen, die Zusammenarbeit zwischen deutschen- und französischen Lehrkräfte zu fördern. Insgesamt wurde bekräftigt, dass die Vernetzung in verschiedenen Formen, wie z. B. die Zusammenarbeit zwischen Mittel- und Oberschulen und Universitäten und die sprachübergreifende Zusammenarbeit, wichtig ist und dass, ausgehend von dieser Konferenz, eine weitere Vertiefung der Diskussionen notwendig ist und die Bildungsverwaltung auf dieser Grundlage angesprochen werden muss.