Szenische Lesung "Die schönen Tage von Aranjuez"
VISIONEN - Szenische Lesungen zeitgenössischer deutschsprachiger Dramatik Vol. 5
Als fünftes Stück der szenischen Lesungsreihe zeitgenössischer deutschsprachiger Dramatik „VISIONEN“ stellen wir das Zwei-Personen-Stück „Die schönen Tage von Aranjuez“ von dem österreichischen Schriftsteller Peter Handke aus dem Jahr 2012 vor.
Und wieder ein Sommer. Und wieder ein schöner Sommertag. Und wieder eine Frau und ein Mann an einem Tisch im Freien, unter dem Himmel. Ein Garten. Eine Terrasse. Unsichtbare, nur hörbare Bäume, mehr Ahnung als Gegenwart, in einem sachten Sommerwind, welcher, von Zeit zu Zeit, die Szenerie rhythmisiert. Der Tisch ist ein Gartentisch, zemlich groß, und Mann und Frau sitzen sich da im Abstand gegenüber. Die beiden sind unauffällig sommerlich gekleidet, die Frau eher hell, der Mann eher dunkel, zeitlos der eine wie die andere.
Es ist ein Drama um eine Frau und einen Mann, deren Verhältnis zueinender offen bleibt. Es ist ein Tanz mit Worten, in welchem die beiden einander umkreisen, sich umgarnen und miteinander ringen. Peter Handke (70), Autor des Zwei-Personen-Stücks, nennt es einen „Sommerdialog“. In diesem Stück mit dem Titel „Die schönen Tage von Aranjuez“ aus dem Jahr 2012 befragt ein Mann eine Frau nach ihrer erotischen Vergangenheit. Mal ähnelt die Situation einem Verhör mit eifersüchtig-aggressivem Unterton, mal ist es ein spielerisches Schwelgen in Erinnerungen. Wo und wann all dies stattfindet, lässt der Autor dabei ungeklärt.
Text: Peter Handke
Japanische Übersetzung: Takuya Abe (a.o. Professor, Kwansei Universität)
Regie: Toshiro Hatori (Kenobi)
Besetzung: Jun Tsutsui, Tatsuya Kohsaka
An den Veranstaltungsorten wird die japanische Übersetzung des Werkes verkauft.
Peter Handke wurde am 6. Dezember 1942 in Griffen (Kärnten) geboren. Die Familie mütterlicherseits gehört zur slowenischen Minderheit in Österreich. Nach dem Abitur 1961 studiert Handke in Graz Jura. 1966, nach Abbruch des Studiums, erscheint sein erster Roman „Die Hornissen“. Etwas später, noch im selben Jahr, wird sein Stück „Publikumsbeschimpfung“ in der Regie von Claus Peymann am Theater am Turm in Frankfurt uraufgeführt. Es folgen in den nächsten Jahrzehnten weitere bedeutende Uraufführungen: „Kaspar“ (1968), „Der Ritt über den Bodensee“ (1971), „Das Spiel vom Fragen“ (1988), „Die Stunde, da wir nichts voneinander wussten“ (1992), „Untertagblues“ (2002), „Immer noch Sturm“ (2011) sowie über 30 Erzählungen und Prosawerke wie „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ (1969), „Die linkshändige Frau“ (1976), „Der Chinese des Schmerzes“ (1983), „Die Wiederholung“ (1986), „Mein Jahr in der Niemandsbucht“ (2004).
Neben der Tätigkeit als Erzähler und Dramatiker ist Peter Handke Übersetzer klassischer griechischer Werke (Aischylos, Sophokles, Euripides) sowie französischer und amerikanischer Autoren (René Char, Francis Ponge, Walker Percy).
Für „Immer noch Sturm“ (2011) erhält er den Nestroy-Theaterpreis sowie den Mülheimer Dramatikerpreis 2012. Und in diesem Jahr wurde ihm der Internationale Ibsen-Preis 2014 als einer der führenden Theaterpreise der Welt verliehen. Mit dem Preis werden Persönlichkeiten, Insitutionen oder Organisationen ausgezeichnet, die wesentlich zur Entwicklung des Theaters als Kunstform beigetragen haben. Peter Handke gilt heute als einer der wichtigsten Dramatiker Europas.
Hatori Yoshiro wurde 1989 in Brüssel geboren. Seit 2003 ist er als Regisseur tätig. Seit 2009 arbeitet er als Regisseur vom Theater Kenobi. Er realisiert durch Performances gestaltete Workshop-Serien mit dem Titel jichi („Selbstverwaltung“/„Autonomie“) unter dem Regiekonzept „Lehren“ und „Vorsatz“.
Im Februar 2012 hat er „Kenobi Directions and Instructions I - ‚The However Goods’“ veröffentlicht. Seit 2013 führt er ‚The Useful Program’ als ein Fringe-Programm von „KYOTO EXPERIMENT“ an.
In Kooperation und mit Unterstützung der österreichischen Botschaft in Tokio.