Linda Jahilo empfiehlt
Wir bleiben noch
Tabuthemen greift der Schriftsteller mit einem feinen Gespür für das Soziale auch in seinem jüngsten Familienroman Wir bleiben noch auf, der vier Generationen umfasst. Vor dem Hintergrund der Familiengeschichte skizziert er die Geschichte der Sozialdemokratie und diagnostiziert das gesellschaftliche und politische Leben Österreichs der letzten Jahre.
Die Geschichte beginnt mit Omas 99. Geburtstag in ihrem Landhaus. Nach wie vor wird in der Familie über Politik diskutiert, zumal viele Familienmitglieder mit sozialdemokratischem Hintergrund zu Anhängern der Rechtspopulisten geworden sind. Die verschiedenen Generationen verstehen sich nicht mehr, es werden stattdessen Vorwürfe erhoben.
Der eigentliche Skandal entsteht jedoch durch die neue Liebe zwischen dem Protagonisten Viktor, der sich als letzter Sozialdemokrat sieht, und der Tochter seiner Tante Karoline. Die Familie duldet die Beziehung nicht und die Entscheidung der Großmutter, nach ihrem Tod das Landhaus an Viktor zu vererben, gießt Öl ins Feuer.
Der Titel des Buches klingt hoffnungsvoll, aber in Wirklichkeit liegt es an den Leserinnen und Lesern, ob der Autor damit provoziert oder ob wirklich etwas dauerhaft verloren geht. Schließlich charakterisiert das, was in Wissers Werk beschrieben wird, nicht nur Österreich, sondern betrifft die gesamte demokratische Welt.
Luchterhand Verlag
Daniel Wisser
Wir bleiben noch
Luchterhand Verlag, München 2021
ISBN: 978-3-630-87644-3
480 Seiten
E-Book in der Onleihe des Goethe-Instituts ausleihen
Rezensionen in den deutschen Medien:
Süddeutsche Zeitung
Wiener Zeitung