Forschung
Eine kurze Geschichte der EU-Gelder

Schon Stephen Hawking wusste: Mit dem Brexit geht es auch den britischen Forschern schlecht. Was wäre, wenn sie in Zukunft auf EU-Gelder verzichten müssten?

Von Eric Bonse

Forschung in der EU © Illustration: © Ella Frances Sanders Forschung in der EU Illustration: © Ella Frances Sanders

Er war der bekannteste Forscher seiner Generation: Stephen Hawking. Seine Kurze Geschichte der Zeit war ein Bestseller, seine Theorie der Schwarzen Löcher ist weltberühmt. Weniger bekannt ist, dass auch Hawkings Werk von Finanzhilfen aus dem EU-Forschungsprogramm „Horizont“ profitierte – und dass der Brite vor einem Austritt seines Landes warnte.

Der Brexit würde den Zugang zu EU-Fördertöpfen erschweren und einen „Brain Drain“ auslösen, fürchtete Hawking. Gemeinsam mit weiteren 150 Wissenschaftlern unterschrieb er kurz vor seinem Tod einen offenen Brief, in dem er darauf hinwies, dass Großbritannien deutlich mehr Geld aus dem EU-Forschungsbudget erhalte, als es einzahlt. Jährlich fließen rund 930 Millionen Euro an EU-Hilfen.

Von dem Geld profitieren nicht nur einheimische Spitzenforscher wie Hawking. Auch Gastwissenschaftler aus anderen EU-Ländern und länderübergreifende Forschungsprojekte werden aus dem Programm finanziert. Ohne die Fördermittel, die 2014 bis 2020 insgesamt knapp 80 Milliarden Euro ausmachten, müssten tausende Vorhaben eingestellt werden. Die EU würde bei Forschung und Innovation zurückfallen.

Kein Wunder, dass die Mehrheit der britischen Forscher gegen den Brexit ist

Im Gegensatz zu vorherigen Rahmenprogrammen ist Horizont 2020 nämlich nicht „nur“ ein Forschungsrahmenprogramm. Es legt neben der Forschung auch einen Fokus auf Innovation. So werden Projekte gefördert, die die gesamte Innovationskette abdecken – von der Grundlagenforschung bis hin zur Vorbereitung marktfähiger Produkte und Dienstleistungen.

Doch was würde passieren, wenn die Forscher ohne EU-Hilfen auskommen müssten? Das britische House of Lords hat es ausgerechnet – und dabei den worst case eines chaotischen Brexits ohne Abkommen dargelegt. In diesem Fall würden rund 44 Prozent der bisher gezahlten Hilfen aus dem Horizont-Programm wegfallen, da sie nicht für Drittländer außerhalb der EU vorgesehen sind.

Außerdem würde die grenzüberschreitende Forschungszusammenarbeit leiden. Für Großbritannien wäre dies ein herber Verlust. Das Land könnte seine führende Stellung verlieren. Kein Wunder, dass die Mehrheit der britischen Forscher gegen den Brexit ist – genau wie Hawking.

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