Die Vernichtung der Assemblagen
1988–1989, Bezirk Jonava
Česlovas Lukenskas
* 1959 in Panevėžys, arbeitet und lebt in Vilnius
„Im Jahr 1987 habe ich drei Assemblagen in ein für Ausländer eingerichtetes Auktionshaus in Moskau gebracht. Dort zeigten Franzosen Interesse an meinen Arbeiten und machten mir das Angebot, alle meine Assemblagen (45 Stück) zu kaufen, einen soliden Kunstkatalog zu veröffentlichen und mit meinen Arbeiten eine persönliche Ausstellung in Paris zu veranstalten. Sie boten mir auch einen Arbeitsaufenthalt in Frankreich für die Dauer eines Monats an, inklusive Unterbringung, Verpflegung und Materialien. Ich nahm dieses Angebot gerne an und begann die notwendigen Unterlagen für die Ausfuhr von Kunstwerken vorzubereiten. Doch die Schranken der sowjetischen Nomenklatur und die existierenden mafiosen Strukturen haben sich für dieses Projekt als unüberwindbar erwiesen. Als 1988 erste Anzeichen eines Wandels zu spüren waren, kam ein Angebot meine Werke direkt ins Ausland zu verkaufen. Doch auch dieser Vertrag kam wegen eines unfähigen Vermittlers nicht zustande. Die französischen Partner haben sich zwar für den Zeitaufwand entschuldigt und etwas Bargeld „für den Stress“ hingeblättert. Aber damit war meine internationale Künstlerkarriere schon zu Ende, bevor sie überhaupt richtig angefangen hatte. Den Großteil der Assemblagen habe ich persönlich vernichtet, andere wurden gestohlen. Ich spielte damals mit dem Gedanken, Litauen zu verlassen: Lohnte es sich überhaupt, hier noch etwas zu unternehmen?“ (Česlovas Lukenskas)