Sea Forts © © Michael Grudziecki Sea Forts © Michael Grudziecki

Sea Forts

Acryl und Lack auf Leinwand, 2011–2016

Michael Grudziecki
*1977 in Wrocław, PL, lebt und arbeitet in München, DE

 
An allen Mittelmeerküsten zeugen noch heute verfallene historische Beobachtungs- und Wehrtürme von dem Versuch der BewohnerInnen, sich vor der Landung von Eindringlingen zu schützen. Waren diese im Mittelalter und noch bis ins 18. Jahrhundert räuberische Piraten und Eroberer, so fürchten sich die heutigen Anlieger- und deren Nachbarstaaten vor den verzweifelten Flüchtlingen, die in überladenen Booten von der Küste Nordafrikas oder der Türkei aufbrechen, um Krieg und Elend in ihren Ländern zu entkommen und in Europa ein besseres Leben zu suchen.
 
Die Motive der Gemäldeserie Sea Forts von Michael Grudziecki sind der stürmischen See trotzende Strukturen und Türme, gekrönt von Aussichtsplattformen oder hermetischen Containern. Ihre Funktion ist auf den ersten Blick nicht erkennbar. Es könnten Orte der Besinnung sein oder aber auch mit Überwachungstechnik ausgestattete Beobachtungsstationen, mittels derer alle Schiffsbewegungen und Routen überwacht und kontrolliert werden können. Schiffcontainern kommen dabei weitere Funktionen zu. Sie werden zur Flucht auf Handelsschiffen oder Lastkraftwagen genutzt. Und sie dienen als schnell verfügbare preiswerte Unterkünfte in Flüchtlingslagern. Grudziecki reagiert mit diesen Gemälden auf die Entwicklung der letzten Jahre, in denen sich Europa mit hochgerüsteter Technik und militärischem Einsatz immer mehr zu einer Festung ausbaut. Die politische Kontroverse über die Aufnahme von Flüchtlingen hat letztlich europaweit rechtskonservativen Parteien zum Aufstieg verholfen.
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