Aldona Gustas ist eine deutsche Lyrikerin und Grafikerin, die ursprünglich aus Litauen stammt und seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in (West-)Berlin lebt. In den späten 50er und 60er Jahren ist Aldona Gustas Teil der West-Berliner und Kreuzberger Künstler- und Literatur-Szene und mit Künstlerpersönlichkeiten wie Günter Grass, Günter Bruno Fuchs und Robert Wolfgang Schnell befreundet. Diese Kontakte und ihr eigenes Interesse, Literatur und Malerei zu verbinden, führten sie 1972 zu Gründung der „Berliner Malerpoeten“.
In den „Mundfrauen“ kommen Hauptthemen des lyrischen und zeichnerischen Werkes von Aldona Gustas vortrefflich zum Ausdruck: Liebe und Erotik, Weiblichkeit, Berlin. Die meisten der ausgewählten Blätter der umfangreichen Serie von Mundfrauen-Zeichnungen wurden nie zuvor öffentlich gezeigt und entstanden in den 90er Jahren. Es sind minimalistische Zeichnungen in kleinen und größeren Formaten (50x32 und 50x65 cm). Sie zeigen geheimnisvoll verbogene, kleiderlose Frauenkörper, die in zahllosen, fantasielustigen Variationen und meist runden Linien schwingen, die mal vage, mal ganz klar Brüste und Geschlechter und auch deren Begegnung skizzieren oder überraschend in merkwürdigen Fisch- oder Vogelkörpern ausufern. Meist schwarze Linien auf weißem Papier, seltener auch weiße auf braunem oder farbigem Papier, fast immer akzentuiert durch klein tanzende, leuchtend rote Striche oder Punkte – die Münder.
Impuls für die Serie „Mundfrauen“ waren, so Aldona Gustas, ihre langjährigen Beobachtungen von Frauendarstellungen in den Werken weiblicher Kolleginnen. Aufgefallen war ihr bei den Malerinnen zuweilen eine Tendenz zur „dressierten“ Darstellung von Mündern und Haaren - aus ihrer Sicht eine Falle allgemein herrschender Schönheitsideale, vor der sie sich als weibliche Künstlerin in Acht zu nehmen habe. Ihre Serie „Mundfrauen“ ist als kritischer, und wie sie sagt, „trotziger“ Kommentar zu Klischees gängiger Darstellung von Weiblichkeit zu verstehen. Die „Mundfrauen“ Münder und Haare sind stets in Bewegung, sollen sprechen, befreit von den Fesseln gängiger Schönheitsideale. Dieser Freiheit und der Art des Zeichnens entspricht auch ihre lyrische Sprache. Die Gedichte, die zusammen mit den „Mundfrauen“-Zeichnungen präsentiert werden, sind meist kurz und auf den Punkt gebracht und sollen gleichzeitig ohne Anfang, ohne Ende sein, ohne einengende Interpunktion das Leben frei, so wie es ihr erscheint, widerspiegeln. Die Gedichte von Aldona Gustas wurden durch Giedrė Bartelt ins Litauische übertragen. Arrangement der Ausstellung stammt von der Künstlerin Eglė Kuckaitė.
Aldona Gustas Werk und Person erfährt derzeit wachsende Aufmerksamkeit und Anerkennung - innerhalb und außerhalb Deutschlands. Für ihre Arbeit wurde Aldona Gustas darüber hinaus mit folgenden Auszeichnungen gewürdigt:
- 1997 Rahel Varnhagen von Ense Medaille
- 1999 Bundesverdienstkreuz
- 2006 Medaille des Verdienstordens der Republik Litauen