Interview
Sven Instinske, Bücherhallen Hamburg
Welche Aufgaben kommen auf die Bibliothekare der Zukunft zu? Der Bereichsleiter der e-Services der Bücherhallen Hamburg ist sich sicher: Neue Wege in der Vermittlung von Dienstleistungen und Ressourcen werden eine große Rolle spielen sowie die Frage, wie man einen einheitlichen Zugang zum Wissen sicherstellen kann.
Auf welchem Weg sind Sie in die Bibliothek gekommen? Wie wurden sie Bibliothekar?
Meinen ersten Kontakt mit der Bibliothek hatte ich schon, als ich in die Schulbücherei ging, in der ich oft meine Hausaufgaben machte. Später begann ich mein Studium der Bibliothekswissenschaften und Informationswissenschaften an der Uni Hamburg. Früher unterschied sich das Studium für den Bereich der öffentlichen Bibliotheken vom Studium für den Bereich der akademischen Bibliotheken, doch inzwischen ist das nicht mehr so. Deshalb musste man sich in den Neunziger Jahren entscheiden, ob man die Studienrichtung der öffentlichen oder der akademischen Bibliotheken einschlagen wollte. Ich entschied mich für die Richtung der öffentlichen Bibliotheken.
Zu Beginn meiner Karriere arbeitete ich im Informationsservice für das Parlament, aber schon bald fing ich an in einer öffentlichen Bibliothek zu arbeiten, denn bei meinem ersten Job war ich nur für einen bestimmten Zeitraum angestellt (wenn man in Deutschland ein Arbeitsverhältnis eingeht, wird ein Vertrag für einen begrenzten Zeitraum geschlossen). Einige Zeit später begann ich eine kleine Filialbibliothek zu leiten, dann fing ich an in der Zentralbibliothek zu arbeiten und wurde dort Leiter der Abteilung für Datenbanken und Informationsservice. Jetzt leite ich die Internetportale und die eServices der Bücherhallen Hamburg – ich bin Head of the Web.
Wenn Sie sich entscheiden müssten, würden Sie eher ein gedrucktes Buch oder ein E-Book lesen? Warum?
Ich lese sowohl gedruckte Bücher als auch E-Books. Wissenschaftliche Bücher lese ich größtenteils als E-Books und Belletristik lese ich in gedruckter Form.
Wie werden die Bibliothek und der Beruf des Bibliothekars in der Zukunft aussehen?
Die Bibliothekare der Zukunft werden neue Wege finden müssen, wie sie Werbung für ihre Dienstleistungen und Ressourcen machen können. Man wird sich überlegen müssen, wie man einen einheitlichen Zugang zum Wissen sicherstellen kann. Öffentliche Bibliotheken müssen verstehen, dass sie ihre finanziellen Mittel in Marketing für ihre Dienstleistungen und Ressourcen investieren müssen. In meiner Präsentation habe ich mehrere Arten gezeigt, wie man das machen kann, wie man ein neues Image der Bibliothek schaffen kann.
Wie hat der Prozess der digitalen Veränderungen unsere moderne Gesellschaft beeinflusst?
Heutzutage benutzen die Menschen iPads oder Smartphones. Viele meiner Freunde haben zu Hause gar keinen Computer mehr, sondern benutzen nur ihre Tablets oder Smartphones. Ich hoffe, dass ich in Zukunft auch andere Geräte benutze, an die ich mich bisher noch nicht gewöhnt habe.
Beschreiben Sie bitte, wie sich die Lesegewohnheiten der Menschen verändert haben!
Das ist eine gute Frage. Viele unserer Kunden lesen sowohl klassische Bücher als auch E-Books. Ein großer Teil meiner Freunde, die nichts mit der Bibliothek zu tun haben, sondern in Firmen und im Bereich des Webdesigns arbeiten, haben wiederum gar keinen Leseausweis in einer Bibliothek. Und dann erzähle ich ihnen von den Möglichkeiten, wie sie eine öffentliche Bibliothek nutzen können. Als ich ihnen von den E-Books erzählt habe, haben auch sie sich endlich in der Bibliothek angemeldet, obwohl man für den Leseausweis einen Jahresbeitrag zahlen muss.
Was ist Ihrer Meinung nach das beste Marketing für E-Services und digitale Ressourcen?
Wir müssen die unterschiedlichsten Marketingoptionen ausprobieren. Früher haben wir nur traditionelle Werbung genutzt, z.B. Flyer, aber ich denke, dass wir immer auf der Suche nach neuen Marketingmethoden sein sollten. Eine davon könnten die sozialen Medien sein oder auch das sogenannte Partisanenmarketing. Wir müssen herumprobieren und entscheiden, welche Methode am effektivsten ist. Wenn ich mich mit amerikanischen, britischen oder skandinavischen Kollegen unterhalte, dann sagen sie alle das gleiche: früher war die Bibliothek auf ihren Fundus ausgerichtet, doch jetzt vollzieht sich ein Wandel, denn im Zentrum der Bibliothek steht der Mensch.