Der Verein „Basis“
Frankfurter Erfolgsrezept
Der Verein „Basis“ wurde gegründet, um günstige Atelierräume für junge Künstler zu schaffen. Längst ist das Projekt aus Frankfurt viel mehr als ein Produktionsort für zeitgenössische Kunst. Im Ausstellungsraum werden Shootingstars gezeigt. Mehrere Austauschprogramme schaffen internationale Vernetzung.
Von Alexander Jürgs
Dönerimbisse, Bordelle und dazwischen hippe Bars: Das Frankfurter Bahnhofsviertel ist ein Ort, an dem Welten kollidieren. Eine unscheinbare Metalltür führt in einen idyllischen Hinterhof, durch das Treppenhaus geht es in den zweiten Stock. Hier hat Jan Buchczik sein Atelier. Der Illustrator studiert noch an der Hochschule für Gestaltung in Frankfurts Nachbarstadt Offenbach, im Herbst will er seinen Abschluss machen. Enorm erfolgreich ist er trotzdem schon jetzt: Seine am Rechner gezeichneten Illustrationen erscheinen in der ZEIT, im Magazin der Süddeutschen Zeitung, auch der britische Guardian und die New York Times haben den Künstler bereits gebucht.
Seit etwa zwei Jahren hat Buchczik sein Studio in einem von drei Atelierhäusern des Frankfurter Vereins Basis. „Die Basis ist ein guter Ort, um zu arbeiten“, sagt der Illustrator. Buchczik ist einer von etwa 150 Künstlern, die hier einen geförderten Arbeitsplatz gefunden haben. Was er für sein Atelier, das er sich mit einem weiteren Kreativen teilt, zahlt, liegt weit unter der Vergleichsmiete im Frankfurter Bahnhofsviertel – besonders seit das Rotlichtrevier sich zum hippen Quartier gewandelt hat.
Mangelware günstige Atelierräume
Basis ist aus einem Mangel entstanden: In Frankfurt, einer der teuersten Städte Deutschlands, fehlte es lange an bezahlbaren Atelierräumen. Für den Kunststandort war das ein großes Problem. Viele junge und talentierte Künstler kamen zwar in die Stadt, um an der renommierten Kunstakademie Städelschule zu studieren, doch sobald ihre Ausbildung beendet war, zog es sie meist dorthin, wo das Leben günstiger ist. Gegen diese Entwicklung stemmen sich mittlerweile gleich mehrere Initiativen. Künstler und Kreative tun sich zusammen, um gemeinsam Atelierplätze zu erschaffen – mal, indem leer stehende Flächen zwischengenutzt werden, mal in langfristigen Projekten.06. Gefördert wird das Projekt von der Stadt Frankfurt. 2016 hat sie das Hauptgebäude des Vereins, in dem sich die meisten Ateliers und auch Ausstellungsräume befinden, dem Land Hessen abgekauft, um den Fortbestand der Initiative zu garantieren. Basis will gezielt Kreative unterstützen, die sich professionalisieren, die auf dem Sprung in die Karriere sind. Bis zu sechs Jahre dürfen sie die günstigen Atelierräume nutzen. Der Erfolg des Projekts sei spürbar, meint der künstlerische Leiter bei Basis, Felix Ruhöfer: „Wir merken, dass sich Jahr für Jahr immer mehr Künstler entscheiden, in Frankfurt zu bleiben“.
Mehr als ein Atelierhaus
Doch Basis ist viel mehr als die drei Atelierhäuser. Es geht nicht nur darum, Künstler in der Stadt zu halten, sondern auch darum, sie international zu vernetzen. Darum prägen zwei weitere Schwerpunkte das Projekt: ein ambitionierter Ausstellungsraum und ein Austauschprogramm für junge Kreative.Die Ausstellungen in der Basis widmen sich dabei in der Regel Künstlern, die gerade dabei sind, sich eine internationale Karriere aufzubauen. Gar nicht so wenige, deren Namen heute in aller Munde sind, hatten bei Basis ihre erste große Einzelpräsentation im deutschsprachigen Raum. Die Fotografen Tobias Zielony und Sven Johne, die Künstlerin Michaela Meise oder Keren Cytter wurden bei Basis ausgestellt, bevor sie die großen Museen entdeckten. Diese Auseinandersetzung mit junger, international erfolgreicher Gegenwartskunst sei wichtig, sagt Felix Ruhöfer: „Wir wollen kein hermetisches Atelierhaus sein, wir wollen aber auch kein reiner Kunstverein sein.“ Auf die Mischung kommt es an.
Künstler aus aller Welt
Über die Jahre sind Austauschprogramme immer wichtiger geworden. Für jeweils drei Monate werden Künstler nach Frankfurt eingeladen. Aus Straßburg, Helsinki, Antwerpen, Seoul, Kuala Lumpur oder der französischen Region Nouvelle-Aquitaine kommen die Kreativen in die Basis. Sie leben in einer Wohnung im Atelierhaus und realisieren in Frankfurt eigene Ausstellungen. Im Gegenzug erhalten Basis-Künstler in den Partnerstädten Atelierräume zur Verfügung gestellt. „Es ist wichtig, dass junge Künstler auch andere Netzwerke kennenlernen“, sagt Felix Ruhöfer.Dass Basis die Frankfurter Kulturszene befruchtet, das sieht man auch daran, wie sich die Künstler, die dort gefördert werden, auf dem Kunstmarkt schlagen. Anne Imhof, die im Mai 2017 bei der Biennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde, hatte hier lange ein Atelier. Sandra Kranich, die als Künstlerin mit Feuerwerken experimentiert, hat vor kurzem auf der Biennale in São Paulo ausgestellt und das Künstlerduo Özlem Günyol und Mustafa Kunt wurde jüngst mit dem "HAP-Grieshaber-Preis 2017" ausgezeichnet. Aus der Frankfurter Basis gibt es viele Erfolgsgeschichten zu erzählen.