Kulinarische Hafenstädte
Archive
Das Archive ist eine Bar mit Bistro und liegt ganz oben an der Westküste von Waiheke Island. Von den Marmor- und Granittischen des Restaurants schweift der Blick über die einheimischen Manuka- und Kanukabäume, und über das blaue Wasser des Hauraki-Golfs und die blühenden Weinberge von Mudbrick hinweg kann man bis nach Auckland blicken.
Die meisten Besucher kommen mit der Fähre nach Waiheke. Die einzigartige Anfahrt auf dem Wasser und die Lage des Restaurants haben Chefkoch Logan Coath dazu gebracht, sich von der ursprünglich provenzalisch bzw. europäisch ausgerichteten Küche wegzubewegen und stattdessen auf beste Zutaten und Lieferanten aus Neuseeland zu setzen.
„Es sind ja leider inzwischen Modewörter geworden”, bemerkt Coath, „aber wir wollen wirklich beim Essen die Schlagwörter lokal, saisonal, ethisch vertretbar und nachhaltig umsetzen“. Wie zum Beweis dafür, dass dies nicht nur ein Marketing-Trend ist, zählt Coath sämtliche Namen seiner Lieferanten auf und erzählt dazu die ein oder andere Geschichte, wie derjenige dazu gekommen ist, in seinem jeweiligen Zipfel Neuseelands erstklassige Produkte herzustellen.
Heute steht im Archive frisch geangelter Snapper auf geräucherter Aubergine mit gegrilltem Romana-Rettich-Salat auf dem Speiseplan. Außerdem gibt’s rohe doppelt gespickte Stachelmakrele direkt vom Fischerboot Sapphire.
Jeder Fisch, den Coath im Archive auf die Karte setzt, wurde nachhaltig mit der sogenannten Langleine gefangen. Anders als bei der Schleppnetzfischerei wird dabei auf jeden einzelnen Haken ein Köder gespießt. Jeder Fisch, der anbeißt, wird einzeln vom Haken genommen oder auch zurück ins Meer geworfen, falls Art oder Größe nicht den Wünschen entsprechen. Hängt der richtige Fisch am Haken, wird dieser sofort auf möglichst schmerzfreie Weise nach der Iki-Jime-Methode getötet und auf Eis gelagert, um größtmögliche Frische zu garantieren.
„Es liegt mir sehr am Herzen, zu wissen, wo mein Essen herkommt“, erklärt Coath mit viel Leidenschaft in der Stimme. „Es geht schließlich nicht um ein Produkt, das von einem Lkw an der Hintertür abgeladen wird und das man nur noch öffnen muss, um ein leckeres Gericht vorzufinden. Es geht vielmehr um die Menschen, die ihre Produkte mit derselben Liebe herstellen wie wir. Wir wollen genau wissen, wer diese Leute sind und uns mit ihnen verbinden. Daraus können großartige Dinge entstehen. Wir versuchen, eng und gemeinschaftlich mit den Leuten zusammenzuarbeiten. Das kann nur von Vorteil sein.“
Wer Coath zusieht, wie dieser in der Küche des Archive seine Fischkisten von den Leigh Fischereien aufmacht, fühlt sich sofort an ein Kind erinnert, das an Weihnachten die Geschenkpakete öffnet. Der makellose Fisch in der Kiste lässt sich bis zum Boot zurückverlogen, das diesen gefangen hat, Zeitpunkt und Art des Fangs sind ebenfalls dokumentiert. Diese lückenlose Transparenz liegt Coath sehr am Herzen. Zu schätzen gelernt hat er diese bei seiner Arbeit im Londoner Café du Marché. Gleich an seinem ersten Tag dort hatte er ein prägendes Erlebnis, als dort elf Kaninchen angeliefert wurden, jedes in einer eigenen Kiste und sorgsam auf Heu gebettet.
„Für die meisten Bauern ist ihr Teil am Geschehen beendet, sobald ihre Ware das Tor verlässt“, so Coath. „Am Tisch spielt es meistens keine Rolle, wo das Essen herkommt und wer sich um die Tiere gekümmert hat. Wir dagegen möchten die Produzenten unserer Lebensmittel wissen lassen, dass wir die Liebe und Pflege, die sie in die Aufzucht gesteckt haben, zu schätzen wissen.“