Ravanna Amorim, PASCH-Alumna aus Brasilien, macht zurzeit eine Ausbildung als Pflegefachfrau in Bonn. Nach Deutschland ist sie zunächst als Au Pair gekommen und hat im Anschluss ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolviert. Hier erzählt sie uns von ihrem Weg zur dualen Berufsausbildung als Pflegefachfrau in Deutschland.
Warum hast du dich für diese Ausbildung entschieden?
Nach meinem Aufenthalt als Au Pair und Freiwillige habe ich mich dafür entschieden, in Deutschland zu bleiben. Ich habe mich für eine duale Ausbildung entschieden, weil ich mich dadurch selbst finanzieren kann. In meinem Fall erlerne ich den Beruf und arbeite gleichzeitig. Daher erhalte ich ein Gehalt durch einen Vertrag mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK), der Arbeitgeber, über den ich meine Ausbildung mache.
Anfangs hatte ich kein Interesse am Gesundheitsbereich, aber da ich gerne anderen Menschen helfe, dachte ich mir, ich könnte etwas Neues versuchen. Die Entscheidung für die duale Berufsausbildung als Pflegefachfrau traf ich vor allem aufgrund des hohen Bedarfs an qualifizierten Fachkräften in diesem Bereich in Deutschland und der Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung. Außerdem ist Krankenpflege ein Beruf, den mich nach dem Abschluss immer erlaubt, weltweit eine Arbeitsstelle zu finden.
Wie hast du dich vorbereitet? Und wie lief der Bewerbungsprozess ab?
Meine Vorbereitung lief wie folgt ab: Ich habe zuerst recherchiert, welche Möglichkeiten es im Bereich Gesundheit gibt und dann habe ich im Internet nach Institutionen gesucht, die eine duale Ausbildung in diesem Bereich anbieten, wie z.B. Psychiatrische Kliniken, Pflegeheime, Krankenhäuser. Dann habe ich meine Bewerbungsunterlagen vorbereitet, die in Deutschland etwas anders sind als in Brasilien. Also fing ich an, die angeforderten Unterlagen an Unternehmen mit offenen Ausschreibungen zu senden. Nach dem Auswahlverfahren, das aus Sichtung meiner Bewerbungsunterlagen und einem Vorstellungsgespräch bestand, wurde mir eine Ausbildungsstelle an dem Universitätsklinikum Bonn angeboten.
Welche persönlichen und fachlichen Voraussetzungen sind deiner Meinung wichtig für diesen Beruf?
Ich halte es für wesentlich, dass Interessenten für die Pflegeausbildung Freude am Umgang mit Menschen haben, sensibel und menschlich sind. Außerdem ist es wichtig, dass man flexibel ist, da man oft an Feiertagen und Wochenenden arbeiten muss.
Für welche Aufgaben bist du auf der Station bzw. Krankenhaus verantwortlich?
Als Azubi kann ich nur Tätigkeiten ausführen, die ich bereits beherrsche, und Aufgaben, die ich gerade erlerne - immer unter der Beobachtung einer erfahrenen Pflegekraft. Die Aufgaben sind sehr vielfältig, zum Beispiel: Kontrolle der Vitalwerte des Patienten, Messung des Blutzuckers, Unterstützung des handlungsunfähigen Patienten beim Duschen, Zähneputzen oder sogar Essen, Kontrolle der Infusion von Medikamenten, Vorbeugung von Komplikationen bei Patient*innen, mit ihnen zu sprechen, Durchführung von Dokumentation im Krankenhaussystem. Wenn Patient*innen auf der Station ankommen, wird die Patientenversorgungsanalyse durchgeführt, und wir müssen er/sie über den gesamten Vorgang auf der Station informieren. Eine der Hauptaktivitäten besteht darin, den individuellen Pflegeplan zu erstellen. Darüber hinaus werden von dem/der Krankenpfleger/in Anleitungen zu bestimmten Pflege- und Schulungsmaßnahmen für bestimmte Krankheiten erteilt sowie den Patienten/die Patientin über die Einrichtungen informiert, die in seinem/ihren Fall helfen können. Es gibt Krankenpfleger*innen, die als ambulante Pfleger*in arbeiten, und solche, die in Pflegeheimen, Rehabilitation u.a. arbeiten. Also es ist ein sehr breites und vielfältiges Arbeitsfeld.
Welche Aufgaben machen dir am meisten Spaß und warum?
Es gibt unzählige interessante Aufgaben im Pflegebereich, aber was mir am meisten gefällt, ist die Patientennachsorge; die Beziehung, die während des gesamten Prozesses zwischen der Pflegekraft und dem Patienten aufgebaut wird, also wenn der Patient oder die Patientin mir vertraut und ich ihn oder sie motivieren kann.
Was lernst du in der Berufsschule? Wie oft gehst du dort hin?
Die duale Berufsausbildung in Deutschland verbindet Theorie und Praxis. Der Aufbau der Ausbildung variiert je nach Fachgebiet, Region usw. Meine Ausbildung als Pflegefachfrau findet in Blöcken statt, deren Dauer auch variieren kann. Zu Beginn der Ausbildung erhalten wir einen Zeitplan, in dem Details über die geplanten Fächer und Aktivitäten stehen. Es gibt theorieorientierte Blöcke, die an der Berufsschule abgehalten werden und abwechselnd führen wir Praxisblöcke an den Stationen/Krankenhäusern durch. Während der Ausbildung werden Berufserfahrung, Theorie und Praxis kombiniert.
Welchen Tipp hast du für Südamerikaner*innen, die sich für diese Ausbildung interessieren?
Mein erster Tipp für alle, die eine duale Berufsausbildung in Deutschland machen wollen, ist: Investiere viel in das Erlernen der deutschen Sprache. Zweitens, wenn möglich, ein Volontariat oder Praktikum in dem Bereich zu absolvieren, um Erfahrungen zu sammeln, da dies sehr hilfreich sein kann. Darüber hinaus ist es wichtig, den Bewerbungsprozess zu kennen und zu wissen, wie man die Unterlagen erstellt, insbesondere der Lebenslauf und das Motivationsschreiben; Berücksichtige einige finanzielle Investitionen, wie z. B.: Flugticket, Visum usw. Und nicht zuletzt, gib nicht auf, wenn du bei den ersten Versuchen keinen Ausbildungsstelle bekommst.
Und nach der Ausbildung? Welche beruflichen Ziele hast du?
Ich denke darüber nach, mich im Bereich Psychiatrie weiterzubilden, weil ich diesen Bereich sehr interessant finde und bereits etwas darüber gelernt habe. Ich bin mir aber noch nicht sicher, da ich noch keine praktische Erfahrung in der Psychiatrie gesammelt habe. Falls es mir nicht gut passt, könnte ich mir den Einsatz im Bereich Onkologie gut vorstellen.