Milo Rau
SCHWEIZER REGISSEUR UND DRAMATIKER, BEGRÜNDER DER THEATERKOMPANIE „INTERNATIONAL INSTITUTE OF POLITICAL MURDER“ (IIPM), SEIT 2018 INTENDANT DES NIEDERLÄNDISCHEN THEATERS NTGENT
Milo Rau kam von der Journalistik zum Theater. Im Fokus seines Interesses standen immer brisante sozialpolitische Themen: der Genozid in Ruanda („Hate Radio“), Rechtsextremismus („Breiviks Erklärung“), staatliche Zensur („Die Moskauer Prozesse“), Homophobie („Die Wiederholung. Histoire(s) du théâtre“). Rau arbeitet hauptsächlich mit der Methode der Rekonstruktion. Für ihn ist es wichtig, die Geschichte nicht zu erzählen, sondern sie Schritt für Schritt vor den Augen der Zuschauenden wiederherzustellen: seien es die letzten Tage der Ceaușescus oder die detaillierte Beschreibung der Verbrechen des belgischen Kinderschänders Marc Dutroux. Ein nicht weniger wichtiges Sujet für Milo Rau ist die Erforschung der Grenze zwischen Realität und Kunst. Nicht umsonst betont der Regisseur und Dramatiker, er sei nicht Dokumentalist, sondern Realist: Seine Projekte sollen die Wirklichkeit nicht nur erkunden, sondern auch direkt auf sie einwirken. So heißt eine der Hauptthesen des „Genter Manifests“, Milo Raus Handlungsprogramm für den Intendantenposten am Stadttheater Gent: „Es geht nicht mehr nur darum, die Welt darzustellen. Es geht darum, sie zu verändern.“
Ausgewählte Stücke: Hate Radio (2011), Die Moskauer Prozesse (2013), The Dark Ages (2015), Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs (2016), Die Wiederholung. Histoire(s) du théâtre (2018)