Dossier Deutsch unterrichten
Entdecken Sie die Magie von ChatGPT für Deutschlehrkräfte
Künstliche Intelligenz im Bildungsprozess einsetzen – noch vor nicht allzu langer Zeit kam uns so etwas nur in den Sinn, wenn wir fantastische Literatur lasen oder einen Science-Fiction-Film anschauten. Heute aber bewegt sich die Technologie in Rekordzeit von der Entwicklung zum Endbenutzer. Vor Kurzem hat ChatGPT im Leben von Menschen und Bildungseinrichtungen Einzug gehalten und hat sich bei Schülern und Schülerinnen, Student*innen und Lehrkräften bereits etabliert. ChatGPT ist ein Chatbot – Ihr virtueller Gesprächspartner, dem Sie Fragen stellen und Aufgaben übertragen können. Auch wenn das faszinierend klingt, gibt es noch viele offene Fragen zum Einsatz von ChatGPT an Schulen. Wird künstliche Intelligenz zu Ihrem Assistenten und zu einem nützlichen Hilfsmittel für Ihre Schüler*innen, oder wird sie den Bildungsprozess und die Entwicklung von Lernenden und Lehrenden eher behindern? Wie lernt man die Feinheiten der Verwendung eines Chatbots verstehen, wie vermittelt man Schülern und Schülerinnen die Vorteile von Chatbots? Brauchen wir solche Technologien im Bildungswesen, und wenn ja, warum? Wir haben Ihre wichtigsten Fragen und Bedenken bezüglich des Einsatzes von Chatbots im Klassenzimmer einmal gesammelt und darüber mit Sebastian Bock gesprochen, der für die interne Lehrkräftequalifizierung am Goethe-Institut verantwortlich ist. Hier finden Sie das vollständige Interview mit ihm, geführt von Cordula Zwanzig, Moderatorin der Reihe „Deutsch unterrichten“.
Cordula: Hallo, Sebastian:! Danke, dass Du bereit erklärt hast, mit mir zu sprechen. Ich bin gerade im Studio, und wir nehmen ein Video über ChatGPT auf. Ich habe mich vorbereitet und eine ganze Liste von Fragen von Lehrkräften gesammelt. Ich habe auch meine eigenen Fragen hinzugefügt.
Sebastian: Hallo, Cordula! Ja, es freut mich auch sehr, hier zu sein, und ich hoffe, ich kann alle deine Fragen beantworten.
Cordula: Danke. Ich schlage vor, wir fangen mit den Grundlagen an. Kannst du uns bitte erklären, was ChatGPT ist?
Sebastian: Sehr gerne. ChatGPT ist eine fortschrittliche künstliche Intelligenz, also Abkürzung KI, genauer eine generative KI, die von der Firma OpenAI entwickelt wurde. Generative KI beschreibt jede Art von künstlicher Intelligenz, die neue Texte, Bilder, Videos oder Audioclips erstellen kann. Und bei ChatGPT handelt es sich um ein KI-Tool, das in der Lage ist, Texte zu generieren, die denen eines Menschen sehr ähnlich sind.
Wie hat das funktioniert? ChatGPT wurde mit einer riesigen Menge von Textdaten aus dem Internet gefüttert. Also aus Büchern, aus Artikeln, aus Webseiten und Unterhaltungen im Internet. Und es hat dann gelernt, Muster, Sprachstrukturen, Fakten und Kommunikationsformen in den Daten zu erkennen. Stellt man jetzt ChatGPT eine Frage, greift es genau auf dieses Wissen zurück, auf diese Datenmenge und die Muster, die es gelernt hat, und erstellt dann Schritt für Schritt die am besten passende Antwort in dem Kontext. Das passiert natürlich alles in einer sehr kurzen Zeit.
Es ist auch wichtig zu wissen, dass ChatGPT keine eigenständigen Gedanken oder ein Bewusstsein hat. Es simuliert nur das Verständnis und die Generierung von Sprache, basierend auf den Mustern und den Informationen, was es vorher im Training gelernt hat.
Cordula: Gibt es noch andere Instrumente der künstlichen Intelligenz, die auch von Menschen verwendet werden können und die öffentlich zugänglich sind?
Sebastian: Ja, ich möchte hier vielleicht drei Beispiele generativer KI geben. Das heißt also Tools, mit denen man Texte, Übersetzungen oder Bilder erstellen lassen kann.
Das ist zum einen DeepL. DeepL ist ein Übersetzungsdienst, der auf KI basiert und für seine Fähigkeit bekannt ist, Texte mit einer hohen Genauigkeit zwischen verschiedenen Sprachen zu übersetzen. DeepL wird häufig für professionelle Übersetzung angewendet.
Den zweiten Tipp, den ich geben kann, ist Perplexity.ai. Perplexity.ai ist eine KI-basierte Such- und Frage-Antwort-Plattform, die darauf abzielt, Nutzern präzise und verständliche Antworten auf ihre Fragen zu geben. Eigentlich ist es ähnlich wie eine traditionelle Suchmaschine, die also eine Liste von Webseiten als Antworten liefert. Hier ist aber jetzt der Unterschied, dass Perplexity.ai nicht einfach nur eine Liste liefert, sondern es gibt Antworten, indem es die relevantesten Informationen aus verschiedensten Quellen direkt zusammenstellt. Also nicht nur einfach eine Liste. Und Perplexity.ai bietet sich an in Bildungsumgebungen oder für Forschungszwecke beispielsweise auch.
Als drittes Tool möchte ich Midjourney ansprechen. Midjourney ist eine KI-basierte Plattform, die sich auf die Generierung von Bildern spezialisiert hat. Nutzer können dort also Texte eingeben und Beschreibungen eingeben, und Midjourney erzeugt daraus dann Bilder, die diesen Beschreibungen genau entsprechen.
Cordula: Lass uns noch einmal speziell auf ChatGPT zurückkommen. Wie einfach ist es zu verwenden? Kann wirklich jeder Antworten auf seine Anfragen bekommen? Kann es in allen Sprachen der Welt kommunizieren?
Sebastian: Also ich würde sagen, die Verwendung von ChatGPT ist wirklich sehr einfach und sehr benutzerfreundlich gestaltet, so dass eigentlich jede und jeder, die über grundlegende Computerkenntnisse verfügt, auch ChatGPT verwenden kann.
Man geht also auf die Webseite der Firma OpenAI, die ChatGPT also erstellt hat, und legt dort zunächst ein Konto an. Hierbei ist zu beachten, dass es derzeit, also im Februar 2024, die kostenlose Version gibt, GPT 3.5, sowie auch eine kostenpflichtige Version, GPT 4.0. Dann hat man also das Konto und kommt auf die Seite, und dort ist dann ein Eingabefeld, wo man eine Frage oder eine Aufforderung eingibt, den sogenannten Prompt. Und ChatGPT generiert dann auf Basis dieses Prompt eine Antwort. Genau diese Einfachheit in der Nutzung hat auch dazu geführt, dass ChatGPT jetzt so weltweite Verwendung findet. Also es ist wirklich für jeden und jede ziemlich einfach zu benutzen.
In Bezug auf deine Frage zu den Sprachen: ChatGPT kann auf Anfragen in ganz vielen verschiedenen Sprachen antworten, da es auf einer sehr umfangreichen Datenbasis trainiert wurde. Es kann also Fragen beantworten, Texte übersetzen und in Dialoge in verschiedenen Sprachen treten. Von weit verbreiteten Sprachen wie Englisch oder Chinesisch bis hin zu weniger verbreiteten Sprachen. Allerdings muss man sagen, die Qualität der Antworten in den Sprachen kann variieren, da das Modell eben auf den zur Verfügung gestellten Trainingsdaten basiert. Für Sprachen, die im Internet nicht so stark vertreten sind, kann es sein, dass ChatGPT weniger präzise ist, beispielsweise in den Antworten.
Cordula: Du sprichst von Prompts. Kannst du genauer erklären, was das ist?
Sebastian: Gerne. Prompts sind die Anweisungen oder Eingaben, die Nutzerinnen und Nutzer geben, um mit KI-Modellen wie ChatGPT zu interagieren. Die Prompts dienen als Auslöser oder Startpunkt für die KI, um eine Antwort zu generieren oder eine Aufgabe auszuführen oder eine bestimmte Art von Text zu erstellen.
Prompts können in Form von Fragen gestellt werden, aber auch in Form von Aussagen, Befehlen oder als kreative Impulse. Die Art des Prompts spielt auch eine entscheidende Rolle für die Qualität und Relevanz der Antwort, die die KI liefert. Ein gut formulierter Prompt, der klar und spezifisch ist, hilft der KI, die Anfrage besser zu verstehen und eine präzisere Antwort zu geben.
Zum Beispiel kann man ja den Prompt in ChatGPT einschreiben: „Erzähle mir etwas über die Geschichte der ehemaligen DDR.“ Das führt dann zu einer recht allgemeinen Übersicht von Antworten. Ein spezifischerer Prompt wäre beispielsweise: „Erkläre mir die Ursachen, die für das Ende der DDR sorgten.“ Damit bekommt man dann also eine detailliertere und fokussiertere Antwort. Und wenn man eine kreative Anforderung stellt, könnte man als Prompt eingeben: „Schreibe mir ein Gedicht, in dem das Leben eines Schulkindes in der DDR thematisiert wird.“ Die Prompts müssen nicht kompliziert sein. Sie können auch einfach oder auch sehr detailliert sein, je nachdem, was die Nutzer*innen erreichen wollen.
Cordula: Gibt es bestimmte Regeln für die Kommunikation mit dem Chat? Oder gibt es Tipps und Tricks, wie man das gewünschte Ergebnis erzielen kann?
Sebastian: Ja, also es ist sehr wichtig, bei der Promptformulierung möglichst klar, spezifisch und auch zielgerichtet zu sein. Zunächst ist es eine gute Idee, einen Rahmen zu setzen und einen Kontext, damit für ChatGPT klar wird, was deine Absicht ist oder dein Ziel. Ein ganz einfacher Kontext oder eine Absicht ist einfach: „Schreibe ein Gedicht.“ Damit weiß ChatGPT sofort, okay, es geht jetzt hier darum, ein Gedicht zu schreiben. Und dann kann man in Bezug darauf noch spezifischere Informationen geben, beispielsweise, was soll in diesem Gedicht stehen, was ist die Länge des Gedichts, welchen Stil soll das Gedicht haben, welches Sprachniveau und so weiter.
Andere Tipps, die ich noch habe für die Promptformulierung, wäre[n]: ChatGPT eine Rolle zu geben oder über die eigene Rolle zu schreiben, warum man jetzt gerade diesen Prompt schreibt. Also, wenn ich jetzt ChatGPT eine Rolle gebe, könnte ich zum Beispiel im Prompt am Anfang schreiben: „Du bist eine Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache und planst mit mir zusammen den Unterricht.“ Dann ergibt sich nämlich auch in der Antwortformulierung ein anderer Stil, und man hat weniger so ein starres, formelles Gespräch, sondern mehr ein Gespräch mit ChatGPT auf Augenhöhe sozusagen, [das] macht das nochmal natürlicher.
Ein anderer Tipp wäre, dass man nicht nur sagt: „Erstelle jetzt diesen Text“ oder „Erstelle den Dialog“, sondern auch reale Beispiele gibt. Und dann also schreibt: „Orientiere dich bei der Erstellung des neuen Textes an diesem Text“, und dann setzt man an dieser Stelle den Beispieltext ein. Damit kann man sicherstellen, dass ChatGPT die Antwort noch näher am Beispiel generiert und an dem Text, den du auch am Ende tatsächlich haben möchtest.
Und noch ein Tipp wäre, auch das Format vorzugeben, in dem ChatGPT die Ausgabe generieren soll. Also ChatGPT kann auch eine Tabelle beispielsweise erstellen. Das bietet sich an, wenn man möchte, dass ChatGPT die Unterrichtsplanung erstellt und eine Lehrskizze schreibt. Dann kann man also sagen: „Schreibe mir eine Lehrskizze und Unterrichtsplanung in Bezug auf Thema XYZ. Erstelle als Output eine Tabelle. In Spalte 1 steht die Dauer der Aktivität. In Spalte 2 steht die Lehraktivität. In Spalte 3 steht die Lernendenaktivität.“ Und dann sieht man, dass dann also ChatGPT nicht einfach nur einen Fließtext generiert, sondern tatsächlich eine Tabelle.
Cordula: Du hast sicherlich mitbekommen, wie am Anfang Kontroversen aufkamen, weil Schülerinnen und Schüler ChatGPT zum Schreiben ihrer Arbeiten oder zur Erfüllung von Aufgaben verwendeten. Jetzt haben sich die Gemüter etwas beruhigt. Was kannst du dazu sagen? Ist künstliche Intelligenz ein nützlicher Assistent oder eher schädlich für den Bildungsprozess?
Sebastian: Ja, ich denke, das ist eine ganz wichtige und auch kritische Debatte, die Nutzung von künstlicher Intelligenz, hier jetzt im Beispiel von ChatGPT. Denn sie berührt grundlegende Fragen des Bildungsbereichs und auch, was es bedeutet, Technologie im Lernprozess mitzubenutzen. Ich denke, die KI bietet das Potenzial, den Bildungsprozess besonders durch personalisiertes Lernen zu verbessern.
Mit KI wird wirkliches individualisiertes Lernen direkt zugeschnitten auf die Lernende, auf den Lernenden möglich. Und das bietet ein sehr großes Potenzial. KI bietet auch Zugang zu Informationen und die Entlastung von Lehrkräften bei Aufgaben. Und ChatGPT kann als Assistent dienen, der Schülerinnen und Schülern hilft, komplexe Texte zu verstehen, Schreibfähigkeiten zu üben oder kreatives Denken zu fördern.
Andererseits bestehen aber auch, meiner Meinung nach, sehr berechtigte Bedenken, vor allem hinsichtlich der akademischen Redlichkeit und des tiefgreifenden Verständnisses von Lerninhalten. Also wenn Schülerinnen und Schüler KI zum Schreiben von Hausarbeiten verwenden oder zur Erfüllung von Aufgaben benutzen, ohne das angemessen zuzuschreiben, dass sie KI verwenden, kann das die Entwicklung kritischer Denk- und Problemlösungsfähigkeiten untergraben. Es besteht auch die Gefahr, dass sich Schülerinnen und Schüler einfach auf die Antworten der KI verlassen und weniger Engagement zeigen und weniger Eigeninitiative im Lernprozess zeigen.
Ich finde, ein weiteres Problem ist auch in Bezug auf den Schulbereich die Bildungsschere, die durch KI weiter auseinandergehen kann. Es wird bereits beobachtet, dass starke Schülerinnen und Schüler mit der Hilfe von KI noch stärker werden, weil sie Fähigkeiten und Kenntnisse haben, die KI zu ihrem Nutzen darreichen kann. Auf der anderen Seite schwächere Schülerinnen und Schüler können aus unterschiedlichen Gründen nicht von KI profitieren und fallen dann noch weiter in ihren Leistungen zurück.
Ich würde dann zusammenfassend sagen: Tatsächlich liegt die Nutzung in einem ausgewogenen Ansatz. Also die Integration von KI in die Bildung eröffnet sowohl Möglichkeiten als auch Herausforderungen. Und es ist einfach sehr wichtig, sich kritisch und reflektiert mit der Nutzung auseinanderzusetzen.
Cordula: Lass uns über die positiven Aspekte der Verwendung von ChatGPT für Lehrkräfte sprechen. Warum sollten Lehrerinnen und Lehrer trotz der genannten Nachteile und Gefahren diesem Instrument Beachtung schenken?
Sebastian: Genau, also wie gerade schon angesprochen, denke ich, ist ein ganz großes Plus von KI die Möglichkeit, Lernen zu personalisieren. Durch die Nutzung von KI können Lehrkräfte den Lernbedürfnissen einzelner Schülerinnen und Schüler besser gerecht werden. Also nicht nur den Blick auf die gesamte Klasse, sondern ganz genau auf jede einzelne Schülerin und Schüler. ChatGPT kann beispielsweise dabei helfen, Lerninhalte an das Niveau und auch an die Interessen der Lernenden anzupassen. Binnendifferenzierung wird dadurch erleichtert. Und KI kann auch individualisiertes Feedback geben, was dem Schüler oder der Schülerin direkt weiterhilft, und erspart der Lehrkraft damit also auch Arbeitszeit.
Außerdem kann ChatGPT Zugang zu einer breiten Wissensbasis bieten, als Planungshilfe und auch als Impulsgeber für Lehrkräfte fungieren und auch bei administrativen Aufgaben entlasten. Denn man kann sicher beispielsweise auch E-Mails oder Briefe mit der KI erstellen lassen, die man an Eltern von Schülerinnen und Schülern beispielsweise schreibt.
Cordula: Kannst du bitte noch andere konkrete Beispiele für die Verwendung von ChatGPT durch Lehrkräfte nennen? In welchen Situationen kann es helfen?
Sebastian: Ich würde zum einen das Beispiel nennen „Üben der Fertigkeit Schreiben“, also Einsatz von Schreibübungen und Schreibaufgaben. ChatGPT kann hier Schreibimpulse bieten, Themen für Aufsätze geben, für Tagebucheinträge oder E-Mails, Textnachrichten auf Deutsch. Die Lehrkräfte können dann diese Impulse nutzen, um die Schreibfähigkeiten ihrer Schülerinnen und Schüler zu fördern. Anschließend kann ChatGPT, wie eben auch schon angesprochen, dazu genutzt werden, für die Schülerinnen und Schüler selbst Feedback zu bekommen, also wenn sie das selbst benutzen dürfen, können Sie sich dann Feedback von ChatGPT einholen. Oder die Lehrkräfte können eine erste Bewertung der Schreibleistungen von den Schülerinnen und Schülern bekommen und können auf dieser Basis dann schneller die Bewertung durchführen und abschließen und nochmal konkretisieren.
Ein anderes konkretes Beispiel würde ich gerne aus dem Bereich der Landeskunde oder dem kulturbezogenen Lehren und Lernen geben. Hier ist es ja besonders wichtig, verschiedene Perspektiven im Unterricht aufzuzeigen, wo oft der Fall ist, dass Lehrwerke vielleicht nur eine Perspektive bieten in Bezug auf Themen oder nur eine sehr begrenzte Anzahl, und die ist vielleicht auch gar nicht so interessant.
Ich würde jetzt mal das Beispiel herausnehmen, ein sehr typisches im Unterricht, Feste und Feiertage im deutschsprachigen Raum. Vielleicht, ich sage jetzt mal als Beispiel, gibt es nur eine Person, die im Lehrwerk zitiert wird: „Ich komme aus Deutschland und ich feiere Weihnachten, Ostern und Fasching.“ Und das ist ein sehr begrenztes Bild davon, was Personen, die im deutschsprachigen Raum leben, denken oder was ihre Einstellungen sind oder was sie tun. Und da kann dann, ohne auf weitere Lehrwerke oder auf andere Materialien zurückgreifen zu müssen, ChatGPT genutzt werden und beispielsweise den Prompt bekommen: „Erstelle mir weitere Einstellungen oder Meinungen von Personen im deutschsprachigen Raum in Bezug auf Feiertage.“ Und dann können Meinungen dazu rauskommen wie: „Ich feiere ganz andere Feste, ich feiere auch nicht-christliche Feste oder: Mir sind Feiertage und Feste komplett egal, ich freue mich einfach nur, dass es ein freier Tag ist.“ Und damit kann also ChatGPT genutzt werden, um weitere Texte zu generieren und damit die Perspektiven, die im Deutschunterricht aufgemacht werden sollen, zu erweitern.
Cordula: Das ist sehr interessant, ich werde es auf jeden Fall ausprobieren. Du hast nun schon viele Beispiele genannt. Aber wie kann künstliche Intelligenz Lehrenden bei der Vorbereitung des Unterrichts helfen? Hast du hierzu vielleicht Best-Practices-Beispiele?
Sebastian: Ich denke, gerade für die Unterrichtsvorbereitung bietet ChatGPT eine sehr große Hilfe an. Unterrichtsvorbereitung umfasst ja zum einen die Unterrichtsplanung, in welchen Schritten gehe ich vor, als auch die Materialerstellung, also beispielsweise Arbeitsblätter, Aufgabentypen, die ich im Unterricht verwenden möchte. Und hier kann mir ChatGPT große Dienste erweisen. Ich nehme nochmal ein spezifisches Thema, zum Beispiel „Freizeit“, auch wieder ausgehend davon, dass ihr als Lehrkräfte ja meistens ein Lehrwerk vorliegen habt. Darin befinden sich schon Texte, Input-Texte, Dialoge oder Aufgaben. Und ihr müsst mit diesen Texten arbeiten. Wenn ihr jetzt merkt, ich finde die Texte eigentlich langweilig oder meine Schülerinnen und Schüler langweilen sich da immer, dann ist ja oft der Schritt, eigene Texte zu erstellen. Und das ist aber sehr zeitaufwendig.
Da könnt ihr also direkt an ChatGPT drangehen und einen Ausgangstext als Beispiel nehmen und auf dieser Basis ChatGPT einen neuen, besseren, motivierenden Text erstellen lassen mit dem entsprechenden Prompt. Ihr könnt da auch bereits genau auf die Interessen eurer Schülerinnen und Schüler eingehen, die ihr wahrscheinlich kennt, und Themen einbauen, bei denen ihr dann ChatGPT sagt: „Bitte benutze diese Wörter“ oder „Bitte gehe auf diesen Ort ein, wenn du jetzt diesen neuen Text für mich schreibst.“ Wenn dann der Text geschrieben ist, kann ChatGPT auch direkt mit dem nächsten Prompt auf dieser Basis ein Quiz erstellen. Das musst du dann auch nicht selbst machen als Lehrkraft, sondern kannst dann also sagen: „Erstelle mir bitte ein Multiple-Choice-Quiz mit diesen Antwortmöglichkeiten.“
Also die Möglichkeiten zur Nutzung von ChatGPT bei der Unterrichtsplanung sind unbegrenzt. Ich hatte jetzt schon etwas gesagt zur Materialerstellung. Man kann aber auch Prompts stellen zum Thema: „Schreibe mir Lernziele, handlungsorientierte Lernziele im Themenfeld „Freizeit“, auf dem Sprachniveau A2“, dann kann das ChatGPT auch machen. Genau, also die Möglichkeiten sind unbegrenzt. Es ist aber trotzdem noch wichtig, dass du dein methodisch-didaktisches Fachwissen einsetzt und deine Kompetenzen, um die Antworten von ChatGPT einzuschätzen. Denn du sagst zwar im Prompt vielleicht: „Schreibe mir handlungsorientierte Lernziele“, aber vielleicht weiß ja ChatGPT gar nicht, was unter „handlungsorientiert“ gemeint ist, und dann müsstest du nochmal die Antworten, die generiert werden, überprüfen und sagen, ja, das sind tatsächlich gute Antworten.
Also was ich damit sagen möchte, nur weil es ChatGPT gibt und sehr gute und interessante Antworten generiert werden können, heißt es nicht, dass man als Lehrkraft seinen Kopf ausschalten muss, sondern man muss schon immer noch die Antworten einschätzen und entscheiden, passt das jetzt tatsächlich für mich, passt das für meine Lernenden und passt das für den Unterricht, den ich mache.
Cordula: Einfach fantastisch! Das klingt alles phänomenal. Aber schau mal, wir haben gelernt, mit dem Chatbot zu kommunizieren, eine richtige Anfrage gestellt und im Großen und Ganzen das bekommen, was wir wollten. Wie sehr können wir als Lehrende uns jedoch auf künstliche Intelligenz verlassen? Weiß ChatGPT alles besser als wir Lehrkräfte und die Wörterbücher? Oder sollten wir die Ergebnisse am besten noch einmal überprüfen? Wie sehr kann ich mich insgesamt auf ChatGPT verlassen, wenn es um die Erstellung von Aufgaben oder die Formulierung von Sätzen geht?
Sebastian: Genau, also die Zuverlässigkeit von künstlicher Intelligenz muss man auch sehr differenziert betrachten. Auf keinen Fall sollte man sich einfach so auf die Antworten verlassen und denen vertrauen. Es gibt da verschiedene Einschränkungen und Überlegungen, die man als Lehrkraft, aber auch generell als Nutzerin oder Nutzer von KI beachten sollte.
Das ist also zum einen die Genauigkeit und Verlässlichkeit. Also während ChatGPT in der Lage ist, eine breite Palette von Anfragen zu bearbeiten und auf eine Vielzahl von Themen detaillierte Antworten zu geben, ist es auch nicht ohne Fehler. Die generierten Informationen können ungenau sein, veraltet oder sogar falsch, da die Wissensbasis von ChatGPT auf den Daten beruht, die es bis zu einem bestimmten Datum bekommen hat. Bei Fragen, die sich nicht in der Datenbasis befinden, generiert ChatGPT auch gerne mal falsche Antworten, macht das aber nicht deutlich. Also da muss man wirklich aufpassen als Nutzerinnen und Nutzer, ob man diesen Antworten vertrauen kann.
Auch im pädagogischen Kontext muss man gewisse Aspekte beachten, denn ChatGPT kennt nicht den spezifischen Kontext in deinem Unterricht und kennt nicht die individuellen Bedürfnisse deiner Schülerinnen und Schüler. Die Lehrkräfte müssen also, wie ich es schon vorhin gesagt habe, selbst in der Lage sein, noch einmal zu überprüfen, passt das auf meinen Schulkontext und passt das in Bezug auf meine Klasse oder lernende Gruppe, was mir ChatGPT dort geliefert hat.
Und ich möchte auch den Aspekt ansprechen von Bias, also Voreingenommenheit von KI. Bei der Nutzung von künstlicher Intelligenz ist es wichtig zu beachten, dass die künstliche Intelligenz voreingenommen in ihren Antworten sein kann. Das hängt stark davon ab, wie ChatGPT und andere KI entwickelt wurde und auf welcher Basis die Daten basieren.
Ein konkretes Beispiel könnte sein bei der Bildgenerierung. (Das kann) In der Bezahlversion von ChatGPT kann man sich auch Bilder erstellen lassen. Und wenn man dann beispielsweise sagt: „Zeige mir, erstelle mir ein Bild im Krankenhaus mit Ärzten und Patienten“, dann kann dabei herauskommen, dass dort beispielsweise nur Männer gezeigt werden oder nur weiße Menschen, was also einen sehr begrenzten Blick auf die Realität gibt und damit andere unterrepräsentierte Gruppen beispielsweise ausschließt. Also auf keinen Fall kann man sich ohne Nachdenken auf die Antworten von ChatGPT oder anderer KI verlassen. Man muss immer überlegen, was wurde hier generiert und wo muss ich aufpassen, was jetzt hier an Antworten geliefert wurde.
Cordula: Das ist wirklich sehr interessant. Aber wenn Schülerinnen und Schüler den Chatbot nutzen, wie kann ich dann als Lehrerin den Text, der von einem Schüler oder einer Schülerin erstellt wurde, von Text unterscheiden, der von der künstlichen Intelligenz erstellt wurde?
Sebastian: Also ich bin der Meinung, inzwischen ist die KI so gut, dass sich der Aufwand nicht mehr lohnt, noch einmal zu schauen, ist das nun künstliche Intelligenz oder wurde das wirklich von dem Schüler, dem ich den Auftrag gegeben habe, erstellt, also das lohnt sich einfach nicht mehr. Und auch die Plagiatserkennungssoftware kann das auch inzwischen nicht mehr unterscheiden. Man muss ja auch bedenken, dass Schülerinnen und Schüler vielleicht gar nicht sich komplette Texte erstellen lassen von der KI, sondern vielleicht auch nur einzelne Teile, dann wieder ein paar Sätze selbst schreiben und dann wieder weitere Teile von der KI erstellen lassen. Also auch da kann man das dann nicht mehr unterscheiden, was jetzt künstlich erstellt ist oder vom Menschen.
Im Sprachunterricht beispielsweise wäre das vielleicht möglich, beim Sprachniveau, wenn man dann merkt: „Wow, ein Teil enthält sehr viele sprachliche Fehler, ein anderer Teil nicht.“ Vielleicht wäre das ein Anhaltspunkt, aber generell würde ich nicht mehr so diesen Blick darauflegen, ist das nun künstliche Intelligenz oder nicht.
Was da viel mehr wichtig ist in diesem Zusammenhang, ist tatsächlich, die Nutzung der künstlichen Intelligenz ganz aktiv und bewusst zu thematisieren. Und den Schülerinnen und Schülern deutlich machen, sie können es benutzen, aber wenn sie es benutzen, dann sollten sie es auch offenlegen.
Man kann also ganz offen kommunizieren und sagen, euch kann die KI tatsächlich helfen, und ich als Lehrkraft finde das auch gut, wenn ihr sie mit einsetzt. Aber wenn ihr sie einsetzt, dann macht bitte auch deutlich, dass ihr sie verwendet habt. In dieser ganzen Debatte ergeben sich damit auch ganz neue Fragen. Also beispielsweise: Wie wichtig ist noch das Produkt im Lernprozess? Müssten wir nicht eher den Prozess betrachten? Also wie ist die Lernende zu ihrem Ergebnis bekommen, zu ihrer Antwort?
Das hat auch Auswirkungen darauf, wie wir Prüfungen sehen, oder auch Auswirkungen darauf, wie wir Hausaufgaben aufgeben als Lehrkräfte. Ich habe kürzlich einen Artikel in der „Zeit“ gelesen von einem Lehrer in Deutschland, und der hat gesagt, dass sie inzwischen gar keine klassischen Hausaufgaben mehr aufgeben. Also praktisch: „Bitte mach im Buch diese Aufgabe, und in der nächsten Stunde sprechen wir darüber.“ Stattdessen haben sie ein System eingeführt mit Lernzeiten. Das heißt, die Schülerinnen und Schüler müssen zu Hause eine gewisse Zeit Lernzeit einplanen. Da bereiten sie sich beispielsweise auf Tests und Prüfungen vor oder beschäftigen sich mit Wissenslücken oder trainieren nochmal selbst in speziellen Aufgaben, was sie noch nicht können. Und diese Lernzeit muss dann protokolliert werden. Und das ist dann der Aspekt, der von den Lehrerinnen und Lehrern überprüft wird. Also nicht mehr so stark das Produkt, sondern auch hier wieder Betrachtung des Prozesses und wie erfolgreich war der Prozess.
Cordula: Okay. Jetzt lass uns einmal ChatGPT aus der Perspektive der Schülerinnen und Schüler betrachten. Vielleicht wissen die älteren Jugendlichen bereits all das, worüber wir gerade gesprochen haben, und nutzen künstliche Intelligenz in ihrem Alltagsleben. Aber es gibt auch jüngere Schülerinnen und Schüler, die vielleicht noch nicht auf dem Laufenden sind. Wie können wir ihnen von den Möglichkeiten erzählen, die ChatGPT bietet?
Sebastian: Ja, eine sehr gute Frage. Ich würde da nach einer bekannten Systematisierung vorgehen, dem sogenannten Dagstuhl-Dreieck, und das betrachtet die Benutzung und die Einführung von Software aus drei Perspektiven. Zum einen, erstens müssen wir den Schülerinnen und Schülern erklären, wie KI oder hier speziell ChatGPT funktioniert. Also wir müssen durchaus auf die technischen Aspekte eingehen. Das muss jetzt nicht so genau sein wie in einem Informatikunterricht oder im Studium, aber die Schülerinnen und Schüler brauchen ein technisches Grundverständnis, um die KI zu verstehen. Das ist also Nummer eins.
Nummer zwei, da ist es wichtig, Anwendungsmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz und hier im Fall ChatGPT zu betrachten, die ganz praktisch im Unterricht zu zeigen. Also ich als Lehrkraft zeige dann, so benutze ich ChatGPT, und die Schülerinnen und Schüler sollten auch die Möglichkeit haben, im Unterricht künstliche Intelligenz zu benutzen in Form von verschiedenen Tools. Das war also die zweite Perspektive – die Anwendungsperspektive.
Und dann noch die dritte Perspektive. Das sind die gesellschaftlichen und ethischen Folgen, die sich aus der Nutzung von künstlicher Intelligenz ergeben. Auch das muss unbedingt thematisiert werden bei den Schülerinnen und Schülern. Je nachdem natürlich, welches Alter sie haben, kann man das sehr weit ausdiskutieren. Aber ich denke, auch bei jüngeren Lernenden kann man schon Gefahren oder Risiken von künstlicher Intelligenz thematisieren. Ich denke, da kann man auch als Lehrkraft ganz offen sein und sagen: „Liebe Schülerinnen und Schüler, wir wissen, dass ihr künstliche Intelligenz oder dass ihr ChatGPT oder andere KI-Tools benutzt. Das ist schon mal klar. Lasst uns deshalb gemeinsam sehen, wie wir mit der KI gut arbeiten können und sicher, damit wir unsere Lernziele erreichen können.“ Also ich denke, so ein offensiver und aktiver Ansatz ist hier der beste.
Cordula: Und wie können wir jüngeren wie auch älteren Schülerinnen und Schülern beibringen, dieses Werkzeug richtig zu nutzen? Worauf sollten wir achten?
Sebastian: Genau, also wie schon angesprochen in meiner letzten Antwort, denke ich, ist es besonders wichtig, eine Live-Demonstration von KI im Unterricht durchzuführen. Das heißt, du zeigst als Lehrkraft direkt, wie du KI benutzt oder wie du Einsatzmöglichkeiten bei den Schülerinnen und Schülern siehst. Und im Anschluss können alle Lernenden das dann auch selbst anwenden und konkret im Unterricht benutzen. Und du kannst dann weitere Tipps geben, wie sie es vielleicht noch besser machen können, beispielsweise wie sie bessere Prompts formulieren können.
Neben der einmaligen Thematisierung, die unbedingt notwendig ist, finde ich es aber auch wichtig, wenn du regelmäßig auf KI eingehst, denn es ist davon auszugehen, dass einfach deine Schülerinnen und Schüler das auch schon regelmäßig verwenden. Und indem du es regelmäßig thematisierst und damit auch normalisierst, wird deutlich, das ist kein Verbot per se, was da besteht, sondern es ist ein Werkzeug, was helfen kann, meinen Lernprozess zu verbessern.
Natürlich gibt es aber auch Unterrichtssituationen, wo KI definitiv verboten ist. Logischerweise in Prüfungen beispielsweise. Da gibt es Kontexte, wo es einfach nicht möglich ist. Und das zeigt den Schülerinnen und Schülern natürlich immer wieder auf, dass es Situationen gibt, wo sie sich nicht auf das Tool verlassen können. Und darauf müssen sie auch vorbereitet sein.
Und ganz wichtig ist eben auch nochmals zu bedenken, dass du dich als Lehrkraft über die kritischen Aspekte in Bezug auf KI auseinandersetzt und die im Blick behältst. Gerade was Aspekte betrifft des Datenschutzes. Ich hatte ja gesagt, dass man durch die KI auch Texte verbessern lassen kann oder Feedback einholen kann. Hier bitte unbedingt darauf achten, dass personenbezogene Daten oder auch Daten, die deine Schule oder deine Institution betreffen, nicht eingegeben werden, denn man weiß tatsächlich nicht, was mit diesen Daten, die einmal in ChatGPT drin sind, passiert, an welcher anderen Stelle die wieder aufploppen oder was die Firma hinter ChatGPT mit diesen Daten macht. Also hier sehr vorsichtig mit personenbezogenen Daten sein.
Ganz wichtig ist auch die Beachtung des Urheberrechts, denn ich hatte ja vorhin schon angesprochen, oft sind Lehrwerke so die Basis für den Unterricht, aus denen man sich an Texten, Dialogen und so weiter bedient. Bitte denk daran, dass du nicht einfach Copyright-geschützte Texte aus Lehrwerken einfach dort eingeben kannst in der KI und ohne Bedenken weiterverwenden kannst. Also jede Lehrkraft sollte sich darüber bewusst sein, dass sie sich an die Urheberrechte hält.
Ein weiterer, vielleicht nicht ganz so offensichtlicher Aspekt, aber dennoch ein wichtiger, sind die Umweltkosten, die bei der Nutzung von künstlicher Intelligenz entstehen. Denn hinter der Nutzung von künstlicher Intelligenz steckt ein sehr hoher Energieverbrauch auf den Servern und in den Datenzentren. Und wenn dir Umweltschutz und Nachhaltigkeit wichtig sind, solltest du auch das im Blick behalten bei der ständigen Nutzung von Künstlicher-Intelligenz-Anwendungen.
Also alles in allem, künstliche Intelligenz sollte in seiner Fülle probiert und ausgenutzt werden. Aber es gibt wirklich gravierende Probleme und Risiken, und die dürfen keinesfalls unter den Teppich gekehrt werden.
Cordula: Diese Hinweise sind sehr wichtig. Wir alle sollten uns der Risiken und Gefahren von künstlicher Intelligenz bewusst sein und KI nicht leichtgläubig verwenden. Kann ChatGPT beim Erlernen der deutschen Sprache helfen? Kannst du genauer erklären, worauf man sich konzentrieren sollte und welche Aspekte man am effektivsten mit künstlicher Intelligenz trainieren kann?
Sebastian: Ja, also ich denke, ChatGPT kann sehr hilfreich beim Erlernen von Fremdsprachen sein. Das ist ja auch einer der Gründe, warum es so einen großen Hype um künstliche Intelligenz und speziell ChatGPT gibt. ChatGPT eignet sich als sprach- und textbasierter Chatbot besonders für Dialoganwendungen, auch als Ideengeber, Wortschatzhilfe, Grammatikhilfe und auch bei der Hilfe, eigene Texte, natürlich Schreibtexte, zu verbessern, zu bearbeiten oder umzuformulieren. Ein ganz besonderer Bereich, denke ich, tatsächlich ist die Kommunikation, die man mit ChatGPT üben kann. In diesem Fall natürlich die schriftliche Kommunikation, wobei es in neueren Versionen jetzt auch schon möglich ist, mit der künstlichen Intelligenz, mit ChatGPT zu sprechen über die Aufnahmefunktionen.
Also man kann mit einer ganz konkreten Aufgabe in den Dialog gehen mit ChatGPT, auch schon auf dem Niveau A1. Ich habe mir hier einen Prompt aufgeschrieben. Jetzt ist das der Prompt, also den ich an ChatGPT gebe: „Du bist meine deutschsprechende Freundin, und wir schreiben uns gerade Textnachrichten. Wir verabreden uns für einen Kinobesuch. Stelle mir jeweils eine Frage und reagiere auf meine Antwort. Benutze einfache Strukturen und Wörter auf dem Niveau A1.“ Hier sieht man also nochmal auch die Beispiele für einen guten Prompt. Es ist ein Kontext gegeben. Es ist eine Textnachrichtkommunikation. ChatGPT bekommt eine Rolle zugewiesen, hier in dem Fall „du bist meine deutschsprechende Freundin“. Und es werden auch Hinweise gegeben und spezifischere Informationen in Bezug auf die Strukturen und die Wörter, die sollen eben auf dem A1-Niveau sein. Und dann kann ChatGPT sich mit der Schülerin auf Basis dieses Prompts unterhalten. Im Anschluss ist es dann möglich, den Prompt in das Eingabefeld zu schreiben und zu sagen: „Jetzt sind wir fertig mit dem Dialog. Bitte gib mir Rückmeldung und Feedback zu meinen Aussagen, korrigiere meine Fehler, oder: fasse meine Hauptfehler zusammen.“ Das ist dann also das individualisierte Feedback, was so wichtig ist im Sprachlernprozess. Und dann darauf aufbauend, ich habe also mit ChatGPT einen Dialog geführt, jetzt habe ich Fehlerkorrektur bekommen und jetzt kann ich sagen: „Auf Basis meiner Fehler oder auf Basis dieses Dialogs schreib mir bitte weiteres Vokabular oder schreibe mir bitte einen ähnlichen Dialog, damit ich meinen Wortschatz erweitern kann.“
Neben diesen Möglichkeiten kann ich ChatGPT auch als Wissensfundus und Ideenratgeber zu Rate ziehen. Ich kann zum Beispiel fragen: „Erkläre mir bitte, was Relativsätze sind. Mache das bitte auf eine sehr einfache Art und Weise. Gib mir Beispielsätze und gib mir Übungssätze, mit denen ich das weiter üben kann.“ Damit braucht also ein Schüler, der Deutsch lernt, nur ChatGPT und keine weiteren Lehrwerke und kann damit, also mit diesem KI-Tool, weiter lernen.
Cordula: Sebastian:, das war großartig. Ich habe keine weiteren Fragen mehr, aber vielleicht hast du noch etwas, was du mit unseren Zuschauerinnen und Zuschauern teilen möchtest.
Sebastian: Ja, vielen Dank. Also, ich hätte noch so eine Binsenweisheit sozusagen, aber ich sage es jetzt einfach mal trotzdem. Es gibt kein Zurück mehr in eine Zeit vor der künstlichen Intelligenz. Deswegen ist wirklich meine Empfehlung, wenn du es noch nicht benutzt, dann solltest du so schnell wie möglich damit beginnen. Sei offen und probiere es einfach aus. Und wenn du es schon regelmäßig benutzt, würde ich dir empfehlen, dich mit anderen Lehrkräften oder mit anderen Menschen in deinem Umfeld auszutauschen. Denn ich denke, gerade der Austausch kann uns helfen, bessere Lösungen zu finden und auch von den Fehlern, aber auch von den Tipps von anderen einfach zu lernen.
Und ein anderer Aspekt wäre noch, dieser ganze Bereich künstliche Intelligenz ist sehr schnellen Entwicklungen unterworfen. Deswegen würde ich einfach zum Abschluss sagen, schau dir dieses Video vielleicht nochmal in einem Jahr an, und dann siehst du, was sich in diesem Jahr auch schon wieder weiter verändert hat.
Cordula: Vielen Dank für deine Hilfe! Du hast mir und meinen Kolleginnen und Kollegen umfassende Informationen über ein so großartiges Instrument wie ChatGPT gegeben. Nochmals vielen Dank und bis bald!
Sebastian: Danke schön! Vielen Dank. Tschüss.
Zusammenfassend kann man sagen, dass künstliche Intelligenz und insbesondere ChatGPT – wie alle neuen Technologien, die in unser Leben treten – zum Guten genutzt werden kann und eine Reihe von unbestreitbaren Vorteilen hat.
KI spart den Lehrkräften Zeit, hilft ihnen binnendifferenziert auf jede*n Schüler*in einzugehen, und macht den Lernenden bewusst, wie wichtig es ist, Dinge kritisch zu hinterfragen. analysieren. Wir sollten jedoch nicht die Kehrseite des Einsatzes von KI vergessen und uns immer bewusst sein, dass man bei der Arbeit mit KI immer auch auf die eigene menschliche Erfahrung und das eigene Wissen zurückgreifen sollte, um Ergebnisse zu überprüfen. Auch muss man immer im Hinterkopf behalten, dass die Datenmengen, die beim Einsatz von künstlicher Intelligenz im Spiel sind, auf Dauer einen immensen ökologischen Fußabdruck hinterlassen. All dies sollten Sie auch Ihren Schülerinnen und Schülern bewusst machen. Mit der richtigen Einstellung gegenüber künstlicher Intelligenz können Chatbots wie ChatGPT jedoch ein sehr nützlicher Helfer bei Ihrer Arbeit als Lehrkraft sein, der Ihnen viele Aufgaben erleichtern oder abnehmen kann. Behalten Sie die Webseiten des Goethe-Instituts im Auge, um stets auf dem neuesten Stand der Dinge zu sein, was Möglichkeiten des Einsatzes neuer Technologien im Deutschunterricht und aktuelle Trends und Innovationen im Bildungsbereich angeht.
autorin
Diana Morinowa
Expertin für Projekte im Bildungsbereich