© Luchterhand Literaturverlag, München, 2020
Bei welchem Ende soll man den vielschichtigen Roman Fremdes Licht des in Brünn geborenen österreichischen Schriftstellers Michael Stavarič packen, wo soll man beginnen, ihn zu entwirren? Es ist ein sowohl verspieltes als auch ernstes Buch über die Faszination für die Polarlandschaft, in dem existenzielle Fragen wie Spitzen von Eisbergen auftauchen, Gedankenexperimente mit Getöse aneinanderstoßen und die perfekt gewählte Sprache alles mit einem außergewöhnlichen Licht überflutet, die unter anderem durch kurze Abstecher in Eskimosprachen und die Welt ihrer Sprecher sonderbar wirkt.
Eine der beiden weiblichen Hauptfiguren überlebt den Untergang des irdischen Lebens auf einem unbekannten, gefrorenen Planeten. Die andere trifft im 19. Jahrhundert in ihrem Inuit-Dorf Fridtjof Nansen und segelt mit ihm fort, um die Wunder der Zivilisation zu entdecken. Ihre Geschichten werden durchsetzt mit interessanten Fakten aus verschiedenen Fachgebieten von Astronomie bis hin zu Techniken aus der Eisbärenjagd und sind durch das Motiv der Entdeckungsreisen über den bekannten Horizont hinaus verbunden. Ob physisch oder in der Fantasie, wenn – ganz nach den Worten des Autors – „selbst die abwegigsten und unglaublichsten Gedankengänge wie eine Achterbahn befahrbar“ bleiben.
Luchterhand Verlag