© S. Fischer, Frankfurt am Main, 2020
„Jeder Mensch hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person“ und „Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden“ heißen der 3. und 4. Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die Katja Riemann als Inspiration für den Titel ihres bewegenden Projekt-Reisebuchs Jeder hat. Niemand darf dienten. Seit 2000 bereist die bekannte deutsche Schauspielerin als UNICEF-Botschafterin entlegene Orte der Welt und bemüht sich, in der breiteren Öffentlichkeit Aufmerksamkeit für die Not und den Mut der dort lebenden Menschen zu wecken.
Sie spricht von der Zwangsprostituierung junger Mädchen in der Republik Moldau (wussten Sie, dass es dort 300 Bordelle gibt?), Mädchen-Beschneidung in Senegal und Mangelernährung in Burundi (wussten Sie, dass dort zwei von drei Kindern unterernährt sind?), von verlassenen, in Heimen lebenden AIDS-kranken Kindern in Rumänien, Vergewaltigungsopfern in Ostkongo und Menschenhandel in Nepal. Durch die fesselnde, erzählerisch gelungene Mischung von persönlichen Erlebnissen, lebendigen Dialogen, gut recherchierten Tatsachen und historisch-politischen Hintergründen wirkt sie authentisch und kompetent zugleich. Statt Melancholie zeigt sie Lebensfreude, statt Pathos setzt sie Humor ein, statt Klage weckt sie Hoffnung, statt Zeigefingermoral spricht sie vom Enthusiasmus. Riemann zeigt, dass Veränderungen möglich sind. Zutiefst erschütternd, aber zugleich lebensbejahend ist ihr Buch, unheimlich warm und offen. Und sie nimmt ihre Leser*innen auf die Reise mit. Nach der Lektüre ist man anders. Bescheidener. Nachdenklicher. Humaner.
S. Fischer