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Neue elektronische Musik

"Die elektronische Musik in Deutschland ist vor allem ein Generationenprojekt. Die von 1970 bis 1990 Geborenen aus Ost und West erzählen sich mit House und Techno die Welt, Menschen, die in den Neunzigern erwachsen wurden, die Rockmusik langweilig fanden, die den Mauerfall als Schülerinnen und Schüler erlebten, die auf der Loveparade (oder einer anderen Straßenparade) waren, die Aufstieg und Fall von der Rave-Bewegung miterlebten und dann Teil jenes Rückzug der elektronischen Musik in jene geräumige Nische waren, in der sie heute wächst und gedeiht." 
Tobias Rapp

Hamburg: Des Pudels Kern

In keiner deutschen Stadt ist die Szene der elektronischen Musik so tief in der Geschichte anderer Subkulturen verbunden wie in Hamburg. Auch ein Vierteljahrhundert nach seiner Gründung ist etwa der Golden Pudel im Stadtteil St. Pauli einer der wichtigsten Clubs der Stadt, nur eine Treppe von der berühmten Hafenstraße entfernt. Die Produzentin und DJ Helena Hauff hat hier regelmäßig eine Residency.
Golden Pudel Club, Hamburg

DJ Koze

Stefan Kozalla alias DJ Koze gehört zu den einflussreichsten Hamburgern Produzenten den vergangenen Jahren. Thobias Rapp beschreibt DJ Koze als einen großen Surrealist der deutschen House-Produzenten, viele seiner Stücke leben von ihrem dadaistischen Humor, da gibt es immer wieder Stimmen, die scheinbar unmotiviert in die Musik hineinquatschen, eigenartige Störgeräusche bringen den Trackaufbau durcheinander. Koze veröffentlichte im Frühjahr 2015 seinen Mix in der renommierten DJ-Kicks-Reihe – er interpretierte das Medium der Mix-CD als kosmische Radioshow, in der er verschiedenste Stücke zusammenfließen ließ und eigenartige Ansagen darüber legte. Sein Track XTC, ein unwiderstehlicher Pianohouse-Knaller, war einer der großen Clubhits des Jahres.
Bei Leser-Umfragen der Musikzeitschriften Spex, Intro und de:Bug wurde er mehrfach zum DJ des Jahres gewählt.

An der Spitze der bekanntesten Berliner DJs steht zur Zeit der Innervisions-Labelchef - Dixon, meint Gerriet Schultz in seinem Artikel Elektronische Musik in Berlin - Eine Bestandsaufnahme. Ursprünglich einmal als Plattenlabel gegründet von Steffen Berkhahn alias Dixon und dem Produzentenduo Ame, alias Kristian Beyer und Frank Wiedemann, mittlerweile aber längst eine avancierte Plattform für elektronische Musik.
"Das immer noch einflussreichste deutsche Label für elektronische Musik ist nicht in Berlin, sondern in Köln. Nicht weil die Platten, die im vergangenen Jahr bei Kompakt Records herausgekommen sind, notwendig die besten oder wichtigsten gewesen wären. Jeder deutsche DJ, der heute um die 40 Jahre alt ist, kann sich noch an das Gefühl erinnern, zum ersten Mal im Ausland gebucht zu werden. An die Überraschung, dass sich in London jemand für einen interessiert. In England! Dem Geburtsland der Pop-Coolness. Und Kompakt war das erste Label, das mit dieser neuen Coolness arbeitete," schreibt Gerriet Schultz weiter.

Hier finden Sie die Links zu den besten deutschen Musik-Labels

Die Grenzen überschreiten

Auf einem nicht weniger erfolgreichen Kurs befinden sich zum Beispeil Monkeytown Records und ihr Sub-Label 50 Weapons, die von dem weltweit gefeierten Act Modeselektor gegründet wurden. Gernot Bronsert und Sebastian Szary haben einen sehr eigenen, beat- und bassgewaltigen Techno-Stil entwickelt, der sich nicht an gängigen minimalen Strukturen orientiert und keine Scheu vor großen Gesten hat. Der Label erstreckt sich von Modeselektor und Moderat, Phon.o und Siriusmo, über Mouse on Mars und Anstam bis zu Dark Sky, Addison Groove oder Shed. Die jährlich erscheinende "Modeselektion" Compilation versammelt unterschiedlichste Stile und auch auf den von Modeselektor kuratierten Bühnen auf dem Melt-Festival in der Nähe von Berlin oder dem Amsterdam Dance Festival findet sich eine gute Balance aus Berlinern und internationalen Künstlern, meint Gerriet Schultz.
 

Modeselektor + Apparat = Moderat

Moderat ist eine Berliner Musikgruppe, die 2002 aus dem Zusammenschluss des Musikers Apparat (Sascha Ring) und dem DJ-Duo Modeselektor entstanden ist.
"Ein bisschen Größenwahn darf schon dabei sein Techno, Theater und Proberaum - die Berliner Modeselektor und Apparat zeigen, wie all das zusammengeht. Das Dreamteam all jener Dance-Abteilungen, denen Einsortierer ratlos das Etikett "leftfield" aufkleben, macht ab sofort gemeinsam Musik: Moderat-Pop. Der klingt weniger nach dem großen Rumms von Modeselektor, aber schön nachhaltig nach Rundumerlebnis," schreibt das Groove Magazin. 


Noch interessanter ist es aber vielleicht, die vielen, kleineren Crews und Parties zu erkunden, die sich in den letzten Jahren etablieren konnten. Through My Speakers, Shlomp und Urban Mutations, genau so wie Creamcake, Janus, Rec Room oder Unreal stehen für weitgefasste musikalische Einflüsse, die sich auf internationalem Niveau mit den neuesten Trends auseinandersetzen, so behauptet Gerriet Schultz.

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