Au Coeur de la Littérature
„Boubous - Hors clichés“ von Mariama Baldé
Wenn Innovationen ermöglichen, Fortschritte zu machen, heißt das, dass „Au cœur de la littérature“ am Anfang von großen Erneuerungen steht. Der 15. Dezember war ein besonderer Tag, an dem mehrere Aktivitäten anlässlich des monatlichen Literaturtreffens organisiert wurden.
Der Dokumentarfilm Qui suis-je sans mari?, der 52 Minuten dauert, ist sehr lehrreich. Er geht gegen die verschiedenen Tabus bezüglich auf die Werte der Heirat, die Ehelosigkeit und die Polygamie an. Ferner thematisiert er die mangelnde Rücksicht, mit der unverheiratete Frauen in der senegalesischen Gesellschaft konfrontiert sind.
Dieser Film von Mariama Baldé wirft einen Blick auf diese Frage und wirft das Problem des Respekts und der Ehre in unserer Gesellschaft auf. Nach dem Dokumentarfilm setzte sich die Veranstaltung mit der Präsentation des sehr schönen Buches Boubou – Hors clichés fort.
Neben der Autorin, saßen die Moderatorinnen Bouya Fall, die eine Kleidung aus einem sehr schönen blauen afrikanischen Stoff anhatte und Binta Ndiaye, die in einer ganz weißen Boubou (schwarzafrikanische Tunika) gekleidet war.
Das Buch Boubou - Hors clichés zeigt in welchem Maße ein Blick voller Vorurteile zu rassistischen Äußerungen und zur Verachtung gegenüber einem fremden Menschen führen kann. Als die Autorin die Worte eines französischen Abgeordneten hörte, der behauptete, dass wenn er Ségolène Royal in Boubou sehe, erwecke dies die Erinnerung an seine Putzfrau und dass diese Art Kleidung das Image einer "großen politischen Frau" nicht widerspiegele, fasste Mariama Samba Baldé den Entschluss, dieses Werk, in dem der Boubou durch verschiedene Berufsständen zu einer Reise zwischen Frankreich und Afrika führt, zu schreiben, um gewisse Stereotypen abzubauen.
Damit jegliche Art Zusammenprall vermieden wird, vertritt die Autorin der Meinung, dass der Fremde mit Rücksicht behandeln werden soll. Sie zitiert Amadou Hampâté Bâ, der den Begriff Wahrheit mit dem Vollmond vergleicht, von dem jeder Mensch einen Teil hat, und von daher können wir es nur gemeinsam schaffen, den ganzen Mond wieder neu zu bilden. " Was ich als erniedrigend in der Wahrnehmung des Schwarzen in Europa festgestellt habe, hat mich dazu veranlasst, dieses Werk zu veröffentlichen", so Mariama Samba Baldé.
Das Werk geht eine Menge Fragen an, deren Antworten sich in uns allen befinden. "Ich denke, es ist manchmal wichtig, dass man Leuten die Möglichkeit gewährt, zwischen den Zeilen zu lesen", betont Mariama Baldé.
Mariama Baldé ist halb Senegalesin, halb Guineerin. Ihre Identität weist darauf hin, dass sie für Rassenmischung, für Begegnung vorherbestimmt war. "Ich denke, es ist wichtig, dass man lernt sich zusammenzutreffen." Sie hat eine Organisation namens Vibramonde und einen Verlag Paroles Tissées, der ihr Buch veröffentlichte und sich als Ziel gesetzt hat, Vorurteile zu bekämpfen und abzubauen, gegründet.
Das Buch stellt eine Reihe Berufsständen in traditionellen boubous gekleidet vor. Damit dieser Kleidung, die in unseren Gesellschaften auch ein Symbol von Großzügigkeit trägt, ihren Wert und edlen Charakter wiedergegeben wird, wollte Mariama das verächtliche Bild, das der Westen mit dem Boubou in Zusammenhang bringt, brechen. Durch die verschiedene Porträts über Afrikaner, die im Kontinent oder im Ausland leben, hat die Autorin mit Hilfe sehr einfacher Werkzeuge, wie einer Feder und eines Fotoapparats, sich angestrengt, zu einer Reise einzuladen, damit der Respekt gegenüber fremden Menschen wiederhergestellt wird, weil die einzige Sache, die wirklich zählt ist, vereint zu handeln, um zum Humanitätsideal zurückzukommen.
Mariama Ndoye (ehemalige Direktorin der Buchbehörde), eine der Initiatorin der Veranstaltung "Au cœur de la littérature", gratulierte der Autorin für die Bedeutung ihrer Werke und erklärte, dass Männer unentbehrlich im Leben von Frauen seien.
Ein Journalist von RTS (senegalesische öffentliche Fernsehanstalt) begrüßte seinerseits die Arbeit der Autorin, aber vor allem die Tatsache, dass sie ihr Ziel beharrlich verfolgt und dass die Teilnehmer auch zutreffende Äußerungen gemacht haben. Er hat nicht versäumt, daran zu erinnern, dass kein Werk unfehlbar ist.
Dagegen ist ein anderer Teilnehmer der Ansicht, dass Männer genauso wie Frauen in unseren Gesellschaften ebenfalls leiden würden, aber wenn wir Frauen als Opferinnen betrachten, dann würden wir die Grundfrage verfehlen: "Entscheidender ist, dass man sich gegenseitig respektiert. Bei der Bekämpfung von Vorurteilen laufen wir die Gefahr, dass neue Vorurteile entstehen". Anschließend zitiert er den senegalesischen Schriftsteller Boubacar Boris Diop: "In diesen Ländern, wo die Gleichheit aller angeblich herrschen soll, ist es schon schwierig für Afrikaner. Schwieriger ist noch, wenn man Afrikaner und zugleich schwarz ist".
In der Folge ergriff ein letzter Teilnehmer aus dem Publikum das Wort und sagte, dass die in Afrika betriebenen Politiken nicht auf die Gleichheit aller gerichtet seien. "Das Leben der Frau ist eine ewige Unterwerfung, zunächst unter der Gewalt des Vaters dann unter der des Ehemannes". Das letzte Wort der Autorin lautete: "es gibt Situationen der Ungerechtigkeit, die absolut abgelehnt werden müssen. Um der Ausgewogenheit der Menschheit willen brauchen wir alle, sei es Mann oder Frau, Weiß oder Schwarz, mit Würde und Respekt behandelt zu werden".
Mit der Musik des großartigen Sängers Salif Keïta im Hintergrund, endete die Veranstaltung mit einer sehr schönen Modenschau der Designerin Marie Madeleine Diouf vom Label Nunu Design by Dk, die eine sehr schöne Kollektion traditioneller Boubous für Mann und Frau präsentierte.