In Famille et politique en Afrique: Entre le meilleur et le pire schlagen Ibou Sané und Jean-Claude Angoula einen bis jetzt kaum erforschten politischen Ansatz vor.
In ihrem 2016 erschienenen Werk, dessen erste öffentliche Präsentation am 28. Juni im Goethe-Institut Dakar stattfand, vereinen die beiden Soziologen ihre Gedanken, um die Rolle der afrikanischen Familie zu entschlüsseln, in dem Fall dass ein Familienmitglied an die Macht kommt.
Auch wenn sie von vornherein die Wichtigkeit der traditionellen Familie erkennen, deren Werte in Zeiten von einer „Krise des sozialen Zusammenhaltes in postindustriellen Gesellschaften“ von Anthropologen und Historikern oft angeführt wurden, vertreten Ibou Sané und Jean-Claude Angoula die Meinung, dass „die Familienwerte die Grenzen und Kontroversen, die von einer Gruppe von Menschen ausgelöst werden, die durch ein Abstammungs- bzw. Verwandtschaftsverhältnis mit dem Menschen verbunden sind, der im öffentlichen Dienst arbeitet, (jedoch) nicht verbergen sollen“.
Sané und Angoula sind der Auffassung, dass die Familienangehörigen „durch die zahlreichen Privilegien, die sie genießen, die Frage des unrechtmäßig erworbenen Vermögens seitens des Clans der Machthaber rechtfertigen“.
« Es ist durchaus möglich, dass die Konflikte und die derzeitigen Spannungen in afrikanischen Staaten ihre Erklärung in den Beziehungen zu den Familienmitgliedern, die zwischen öffentlichem und privatem Vermögen überhaupt nicht unterscheiden, finden“ schreiben die Autoren, die jedoch erklären, dass sie mit diesem Werk „die Wirkung und die Rolle des Familienkreises im afrikanischen öffentlichen Bereich, sein Ausmaß und seine Folgen zeigen wollen“, aber nicht die Absicht haben, „eine Art ,Moralʽ vorzuschlagen, die auf politische Aktionen verweist, die auf Zusammengehörigkeitsgefühlen basieren“.
Das Buch von Sané und Angoula, das aus sechs Kapiteln besteht, zeigt, ganz ausführlich, eine Reihe anschaulicher Beispiele von Familien, die in der Politik aktiv sind.
Zwischen Netzwerken und Systemen, sozialer Rechenschaftspflicht und Hexerei, grenzenloser Allmacht eines einzelnen Menschen usw., die im heutigen Afrika festgestellte Dualität Familie-Politik wird von den Autoren als ein „komplexes Problem“ dargestellt, das auf die in ehemaligen afrikanischen Monarchien existierenden Sozialverhältnisse zurückgeht.
Wenn es gelesen und wieder gelesen wird, wird Ibou Sanés und Jean-Claude Angoulas Werk zweifelsohne zur politischen Reife der Afrikaner beitragen. Selbst wenn dieses Buch über kein neues Phänomen informiert, macht es nichtsdestoweniger eine wissenschaftliche Analyse darüber. Es handelt sich um eine Studie, die dazu beiträgt, die Herausforderungen, die mit der Dualität Familie-Politik verbunden sind, nicht nur besser zu verstehen, sondern auch sie mit geeigneten Mitteln anschneiden und erörtern zu können.
Mit ihrer gründlichen Arbeit, die auf ausführlichen Auszügen aus Zeitungsartikeln, Büchern, Gesprächen und aus pikanten Anekdoten, die wichtig zu wissen sind, aus aktuellen Ereignissen, die uns nicht bekannt waren oder die wir einfach überhört hätten, beruht, helfen Sané und Angoula dem Leser, die Debatte über diese Frage besser zu begreifen, anzugehen und einzuordnen.
Gerade in dieser Zeit, wo der Prozess gegen Teodorin Obiang (Sohn des Präsidenten Äquatorialguineas) wegen unrechtmäßiger Bereicherung beginnt und ein Verfahren gegen Julienne Sassou Nguesso (Tochter des Präsidenten Kongos) und ihren Mann Guy Johnson wegen illegaler Gewinne eingeleitet ist, ist dieses Werk besonders aktuell und wird aus weiteren Gründen ein aktuelles Thema bleiben. Es geht um ein Buch für die Erziehung zur Demokratie, das, dank ihrer Qualität, uns auffordert, aufgrund der Fragen, die es aufwirft, sich zu befassen.